Heute war ein guter Tag. Anstrengend, aber gut.
Wie stets begann er um 5:30 Uhr mit einer guten Tasse Kaffee in unserem Bambus-Haus, das inmitten einer grünen Idylle am Hang des Vulkans oberhalb von Kona gelegen ist. Nachts sehen wir vom Bett aus den Mond über dem Pazifik, tagsüber die grünen Landschaften des Berghangs. Vielleicht komme ich bei anderer Gelegenheit dazu, unsere direkte Umgebung näher zu beschreiben.
Das Schwimmen um 7 Uhr war schön wie immer und gehört definitiv zu den Highlights hier. Immer mehr Athleten reisen an, sodass es am Ufer zunehmend lebendig wird. Das macht Spaß.
Später fuhren Peter und ich von Waikaloha aus hinauf nach Hawi, dem entferntesten Punkt der Wettkampfstrecke. Das war vor allem im unteren Teil wunderschön. Der Autoverkehr ist hier gering, doch man muss selbst hier strikt auf dem Seitenstreifen fahren, sonst gibt’s Ärger von den Autofahrern. Auch dort, wo Büschelweise das Gras aus dem Asphalt wächst.
Doch der Ausblick auf das Meer, jetzt von erhöhter Lage aus zu sehen, ist fantastisch. Außerdem habe ich viele Bilder von Ironman-TV-Übertragungen im Kopf. Die aus meiner Sicht tollsten Bilder vom Ironman stammen von hier. Das hat was.
Sportlich ist es anstrengend. Es ist nicht leicht für mich, Peters Tempo mitzugehen. Ich habe eine knallrote Birne, es ist tierisch heiß hier. Zur eigentlich moderaten Steigung gesellt sich neben der Hitze als Hauptfeind ein spürbarer Gegenwind, der allmählich stärker wird. "Viel trinken!" ermahne ich mich. Doch der Griff zu Flasche ist gar nicht so leicht. Ständig greift der Wind ins Vorderrad, wollen Grasbüschel umkurvt werden, müssen Bierflaschenreste vermieden werden. Egal, ich saufe wie ein Kamel.
Oben in Hawi ist es schön. Wie das ländliche Amerika der 60er Jahre. Es hätte mich nicht gewundert, an Huckelberry Finn vobei zu fahren, der einen Lattenzaun streicht. Im kleinen Supermarkt strich ich zwei Dosen Monster und ein Twix ein, dann machten wir uns an die Abfahrt.
Der Straßenrand ist holprig. Zum ersten Mal verliere ich eine Radflasche während der Fahrt aus meinen Xlab Gorilla Flaschenhaltern. Der Wind ist hier enorm heiß. Trotz 50 km/h in der Abfahrt tropft mir der Schweiß von den Händen. Nach einem Gegenanstieg steigen wir ab und machen ein Selfie, da sehe ich rot aus wie ein Hummer und 10 Jahre älter.
Nach 90 Kilometern sind wir wieder am Auto und machen uns bereit für einen kleinen Koppellauf. 90 Kilometer! Zu Hause klingt das nach nichts. Hier bin ich aber ordentlich bedient. Jedoch: Es geht mir schon besser als bei der letzten Ausfahrt. Das viele Trinken tut mir gut. Die von europäischen Rennen gewohnten Wattzahlen werde ich hier aber auf keinen Fall treten können. Beim Ironman 70.3 in Italien war ich der schnellste Fahrer meiner Altersklasse, aber hier herrschen andere Verhältnisse. Ich bin froh, wenn ich die 180 Kilometer einigermaßen schaffe ohne einzugehen wie eine Primel.
Der Koppellauf auf schwarzem Asphalt: In der Sonne brutal, im Schatten geht’s. Es ist mir schleierhaft, wie Peter das Tempo rennt, das er rennt. Ich backe da kleinere Brötchen und stelle mich für das Rennen auf einen 4-Stunden-Marathon ein. Es kann aber auch dicker kommen.
Morgen supporte ich die anderen beim 3.8km-Schwimmen. Da geht es früh aus den Federn. Mal sehen, was der Tag so bringen wird. Ich lerne hier jeden Tag eine Menge über dieses sehr spezielle Rennen und bin gespannt, was ich mir morgen ins Schulheft schreiben darf.
Grüße an alle zu Hause!
(Bild: Peter und ein Hummer)