Unerlaubtes Windschattenfahren gibt es bei kleinen Veranstaltungen genauso wie bei großen. Es ist keine Lösung, auf kleine Veranstaltungen auszuweichen. Gedraftet wird ganz allgemein dort, wo von den Kampfrichtern nicht durchgegriffen wird.
Nur auf den ersten Kilometern von großen Ironman-Wettkämpfen mit dem typischen Massenstart ist nicht genug Platz vorhanden, um gemäß der Regeln zu fahren. Davon abgesehen ist das Draftingproblem ein Problem der Ahndung oder des Laissez-faire seitens der Kampfrichter.
Gerade die größeren Pulks bleiben über weite Strecken hinweg beisammen. Warum? Weil Kampfrichter sich nicht trauen, einzugreifen. Und weil das Regelwerk in diesem Punkt ungenügend ist.
Grüße,
Arne
Hallo Arne,
den schwarzen Peter den Kampfrichtern zuzuschieben ist etwas zu einfach. Ich habe auch mehrere Jahre als Kampfrichter auf dem Motorrad Wettkämpfe verfolgt und es ist gar nicht so einfach immer dort zu sein, wo WS gefahren wird, denn gerade auf großen Runden dauert es einfach seine Zeit von Gruppe C zu Gruppe B zu Gruppe A zu kommen. Zudem muss man zumindest eine gewisse Weile zuschauen, um dann nicht gerade denjenigen zu sanktionieren, der die ganze Zeit vorne gefahren ist und von den anderen beim nahenden Geräusch des Kampfrichtermotorrades kurz vorher überholt wird. Und Du glaubst gar nicht, wie viel Zeit diese Jungs damit verwenden nach hinten zu schauen, da müsste man fast einen speziellen Aero- Helm konstruieren . Die passen höllisch auf und ein Motorrad ist auch nicht unbedingt leise. Und aus 400- 500m die 10m abzuschätzen und die Nummern zu sehen ist schon tricky.
Zudem muss der Veranstalter die Kosten für die Kampfrichter trage und das sind nicht nur die auf dem Motorrad, sondern auch die in der Wechselzone, etc. Das ist bei kleineren Veranstaltungen ein Finanzfaktor, zudem müssen auch so viele WR verfügbar sein.
Nein, die Schuldigen sind zuallererst die Veranstalter oder der Verband, die sich im Klaren darüber sein müssen, was passiert, wenn sie mehr als ca. 100 Leute ins Rennen schicken, die innerhalb von 2- 3min aus dem Wasser kommen. Dann natürlich aber auch die Athleten selber. Und grundsätzlich ist das ein Problem der Gesellschaft, wo jeder sauber ist solange er nicht erwischt wird.
Vielleicht wäre es gut, von jedem Athleten eine Ehrenerklärung unterschreiben zu lassen was das WS- Fahren angeht um zu zeigen, dass es ein wirklich wichtiger Punkt ist was den Sport angeht. In diesem Sinne wären auch härtere Strafen, etwa die Sperre bei dem nächsten WK sicher abschreckend. Momentan ist es ja eher so, dass die 3min in Kauf genommen wird und sich meistens noch "rechnet", nach dem Motto, da fährt man 2min schneller als man alleine kann und kann noch mindestens 2min schneller laufen.
Hallo Arne,
den schwarzen Peter den Kampfrichtern zuzuschieben ist etwas zu einfach.
Hallo Loretta, ich sehe das Problem nicht ausschließlich bei den Kampfrichtern, sondern, wie oben erwähnt, auch beim Regelwerk, das es den Kampfrichtern schwer macht.
__________________ „friendlyness in sport has changed into pure business“
Kenneth Gasque
Zum Thema "Preisgestaltung Ironman":
"Schließlich sei Triathlon eine exklusive Passion, bemerkte der deutsche Ironman-Chef Björn Steinmetz vergangenes Jahr in einem Interview. Im Zweifel, so sagte er, müsse man sich eben ein neues Hobby suchen."
Will man die Lutscherei tatsächlich bekämpfen, dann braucht man:
Ausrichter, die profilierte und ausreichend lange Rundkurse anbieten
Startgruppen
Teams auf verschiedene Gruppen aufteilen
Kampfrichter, die sich was trauen und konsequent sind
Kampfrichter, die den Sport als Aktiver kennen
Ausreichend lange Schwimmstrecken
Wegfall der schwarzen Karten
Athleten, die gewillt sind, fair zu fahren
Umgangsweise mit Wiederholungstätern
Sehr guter Beitrag, Bunter Hund, danke.
Ich bin ein 100%-Verfechter jeglichen Drafting-Verbotes (auch beim Schwimmen) und finde Lutscher grundsätzlich unmöglich, aber:
Als Radler, der bei normaler Form meist ziemlich weit vorne rumgondelt und somit entweder Gruppen überholt oder bei Hin- und Her-Strecken die andern, nach mir fahrenden Athleten beobachten kann, muss ich die normalen Triathleten in Schutz nehmen.
Die kommen alle ähnlich aus dem Wasser und fahren alle gleich durchschnittlich schnell. Da KANN keiner einfach aus der Gruppe rausfahren, denn das können nur die Schnellen und die fahren an den Gruppen vorbei.
Das gleiche gilt dann aber auch für die Schnellen:
Sind die in einer regelkonformen Gruppe (die ja meist kleiner ist), kann man auch nicht einfach wegfahren - ich hatte das am Sonntag bei einer MD in Italien:
Ich fuhr auf Platz 8 vor, hatte dann Begleitung von zwei anderen Trias, die ähnlich schnell wie ich fuhren und wir segelten mal mit 10 Metern, mal mit 50 Metern Abstand auf eine Gruppe von drei Trias auf.
Weil ich gar nicht erst eine größere Gruppe haben wollte, holte ich, kurz bevor wie sie erreichten, tief Luft und gab mir einen zwei- bis dreiminütigen sehr harten Intervall, was dazu führte, dass die überholte Gruppe nicht mit konnte.
Die beiden anderen Kollegen wollten mich leider nicht ziehen lassen, so dass wir nach 20km wieder zusammen waren, aber immerhin war die andere Gruppe dann schon weit hinger uns.
Nur: Wir fuhren schon ziemlich schnell und sich von der Gruppe zu lösen, können halt dann nur die schnellen Radler - daher mag ich dem normalen Tria keinen großen Vorwurf machen.
Das wirkliche Problem sind die Trias, die sich leistungsmäßig zwischen dem normalen und schnellen Triathlet (auf dem Rad) befinden:
Hier habe ich in all den WKs die meisten und echten Lutscher getroffen.
Denn die sind ein bißchen schneller als die normalen Trias, aber zu langsam für die schnellen Radler - und deren Lösung besteht dann im Lutschen.
Und das sind dann auch diejenigen, die davon auch profitieren, da sie dann nach vorne laufen können.
Während die Trias im Mittelfeld halt dann alle ein paar Minuten schneller laufen (wenn überhaupt).
Nein, die Schuldigen sind zuallererst die Veranstalter oder der Verband, die sich im Klaren darüber sein müssen, was passiert, wenn sie mehr als ca. 100 Leute ins Rennen schicken, die innerhalb von 2- 3min aus dem Wasser kommen.
Oder was passiert, wenn die Radstrecke nicht tauglich ist.
Der Rostocker Triathlon diesen Samstag hatte bisher eine 20km hin - Wende - 20 Km zurück Strecke. Alles prima.
Jetzt wird - angeblich aus Verkehrssicherungsgründen, kann ich nicht einschätzen - 2,5 Km aus dem Ort rausgefahren, dann auf einer 2,5 Km langen Pendelstrecke hin und her und dann wieder 2,5 Km zurück. Und das mit derzeit gemeldeten 125 Teilnehmern (minus zwei, wir werden da definitiv nicht starten).
IMHO dürfte so eine Strecke vom Verband gar nicht genehmigt werden bzw. die Genehmigung wieder entzogen, wenn 5 Tage vor dem Start solche gravierende Änderungen passieren, dass ein regelkonformes Rennen kaum noch möglich ist.
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Kenneth Gasque
Zum Thema "Preisgestaltung Ironman":
"Schließlich sei Triathlon eine exklusive Passion, bemerkte der deutsche Ironman-Chef Björn Steinmetz vergangenes Jahr in einem Interview. Im Zweifel, so sagte er, müsse man sich eben ein neues Hobby suchen."
Physikalisch gesehen können sich Fahrer um so leichter von einer Gruppe lösen, je langsamer diese fährt.
Oder andersherum formuliert: Je höher das Tempo,
- desto größer die Wattersparnis für jene, die sich im Windschatten befinden
- um so schwerer für den Führenden einer Gruppe, das Tempo so weit zu erhöhen, dass die Nachfolgenden trotz Windschatten nicht mehr folgen können
...kann ich schon verstehen, wenn man nicht gewillt ist sich evtl. 100m zurückfallen zu lassen.
..
Das ist so eine Rechtfertigung die wahrscheinlich zur Pulkbildung beiträgt ...
wenn man darüber nachdenkt erkennt man die Illusion (oder härter formuliert den (Selbst-)Betrug) darin:
1. Man kann nämlich innerhalb eines Pulks nicht mit konstanter Leistung fahren, die man außerhalb des Pulks fahren würde, ohne zu Lutschen oder ständig vorne zu kreiseln.
Also rechtfertigt das "ich fahr mein eigenes Ding"-Argument einfach Niemanden (außer den vorne Fahrenden). Von 100 Leuten im Pulk ist also genau einer ehrlich, nämlich der Stärkste und 99 leiden unter Selbstüberschätzung oder -
Lutschen !
2. Könnte man zu der Einsicht gelangen, dass Platzierungsdifferenzen kleiner der umgebenden Pulkgröße unerheblich sind, und könnte sich zurückfallen lassen, solange es zwischen den Pulks "Niemandsland" gibt und V(pulk) >= V(deine) ist.
Man verliert dann halt ein paar Sekunden (gegenüber einer unbehinderten Einzelfahrzeit) , aber was ist das schon, die sind innerhalb schwankender Wetterbedingungen soundso nicht messbar.
Letztendlich verliert man dabei nichts (was nicht zu verlieren wünschenswert wäre).
Denn der Zeitverlust durch Nichtlutschen ist bekanntermaßen viel viel mehr als die paar Sekunden für 100 m Rückfallens.
Die sehr schnellen Radfahrer haben es leichter ehrlich zu fahren, einfach Mangels Gelegenheit auf ein schnelles Hinterrad, ihnen bleibt dafür, trotz Ärger über Lutschen, die Befriedigung, eine ehrliche Zeit bzw. Platzierung errungen zu haben - (den langsameren Ehrlichen - wozu ich mich selbst zähle - natürlich auch).