Eisige -20°C empfingen die Starter des 9. Unter-Tage-Marathon im Brügmann-Schacht am frühen Morgen in Sondershausen. Ab 7:00 Uhr konnte man die Startunterlagen holen und seine Klamotten in der Bergmannskaue mittels Kettenseilzug an die Decke hängen. Dann ging es 700m im luftigen Förderkorb in die Tiefe – das gab ordentlich Druck auf die Ohren!
In den Tiefen des Schachts spielte eine Bergmannskapelle und man war gefühlt im Sommer bei 25-26°C.
Es blieb mir eine Stunde, um mich an das neue Klima zu gewöhnen: sehr warm, die Luft extrem trocken und der Luftdruck sicher auch irgendwie anders, jedenfalls meldeten sich Kopfschmerzen. War schon eine ganz schöne Umstellung. Ich wollte keine Tablette nehmen, weil die Schmerzmittel Darmprobleme begünstigen und davon hatte ich diese Saison schon genug. Der Lauf sollte für mich auch gleich ein Nahrungstest werden – der scheint gelungen zu sein!!
Ich hatte mich entschlossen, ohne Lampe zu laufen, ab und zu war ja bissel Licht im Schacht. Der Traktionstest dreier Paar Schuhe verlief eindeutig: die weichste Gummimischung gibt den besten Grip auf dem teils schmierigen Untergrund im Salzbergwerk (so etwa wie Mehl auf Marmor).
Der Startschuss fiel 10:00 Uhr nach dem Schneewalzer für 365 Athleten aus 10 Nationen, davon 28 Frauen. Mit ihren Helmen und diversen Lampen, Blinklichtern und Knicklichtern stürzten sie sich in die Dunkelheit und an den ersten Berg.
Wegen einer Steckenänderung (Es gab Gas im hinteren Teil des Bergwerks), wurden 8 kurze Runden gelaufen und ich hab mich schon in der ersten Runde echt gefragt, ob ich das überhaupt bewältige und dann doch eine Tablette genommen, weil die Kopfschmerzen schlimmer wurden (zum Glück waren sie schnell weg).
Es sollte dann 1110 Meter Anstieg werden, die zum Ende zu allerdings kaum noch ein Problem waren – die Läufer sind fast alle gegangen – problematisch waren die Abstiege.
Irgendwann verfiel ich in eine Art Trance – die schwankende Lichter der Stirnlampen machten einen ganz schwindlig.
Ab Runde 6 mehrte sich die Zahl der Krampfopfer.
Ich kenne Krämpfe kaum und machte mir vorerst keine Sorgen. Ich habe getrunken, was reingeht, es war aufgrund der Trockenheit vermutlich dennoch zu wenig.
Meine Position im weiblichen Feld wanderte von 2 nach 5 und irgendwann wusste ich es nicht mehr – es war ja häufig sehr dunkel. Trotzdem erfuhr ich dann durch die Moderation, dass ich als 4. Frau auf der Strecke war.
In mir erwachte die Kampfsau. Tatsächlich lief ich auf die dritte Frau auf, die allerdings ihrerseits sofort Gas gab.
In Runde 7 konnte sie bergan etwas Boden gewinnen doch dann bergab, als ich beschleunigte, zuckten Blitze durch meine Beine – immer kurz vorm Krampf. Ich vermied jeglichen Abdruck, bin gelaufen wie eine Schlenkerpuppe. Wir sind quasi auf gleicher Höhe durch die Dunkelheit gehetzt. Sie riss ab, bevor ich rausnehmen musste. Das war noch nicht entschieden, noch lagen ca. 7km vor uns und damit noch mal lange Anstiege und dann das krampf-provozierende Bergablaufen – mittlerweile standen ganz andere schon da und dehnte ihre verkrampften Beine!!
Ich habe dann meine Taktik etwas geändert und bin am Ende der langen Anstiege bereits in einen lockeren Trab gefallen, obwohl ich keine Kraft mehr hatte. Es war auf Messers Schneide: Die Krämpfe lauerten in beiden Waden und rechts auch im Oberschenkel und in der Leiste- wie kleine Stromschläge.
Auf dem letzen KM war ich dann aber quietschvergnügt und konnte den dritten Gesamtplatz bei den Frauen in einer Zeit von 4:12h nach Hause bringen und das seit langem ohne jegliche Probleme im Bauch!!
Zur Belohnung habe ich einen Muskelkater, wie ich ihn selten erleben durfte.
-20°C

Vor dem Start

Start

Unter Tage

So hatte ich das nicht gesehen
