Da stehe ich nun nachmittags um halb fuenf in meiner Badehose auf einem Felsen und frage mich, was ich hier eigentlich mache. Hm, die Frage ist schnell beantwortet: Nachdem ich Helvellyn wegen mangender Vorbereitung geschwaenzt habe, musste schnellstens ein Event zur Gewissensberuhigung her. Was bietet sich da besser an als der Castle-Swim, ein oertliches Charity-Event: Gut 600 m quer ueber die Havelet Bay. Ohne Neo...
Mal gucken was so geht, nachdem ich das Schwimmen in letzter Zeit ja schon fast straeflich vernachlaessigt habe. Aber erstmal von vorne: Als ich am Start auftauche, wimmelt es schon von Schwimmern und Schwimmerinnen aller Alters- und Leistungsklassen. Alles sehr nett und relaxt.
Irgendwo in dem Gewuehl muessen Maedels mit Startformularen sein. Mir gelingt es, eins zu ergattern und nachdem ich per Unterschrift versichert habe, mein Bestes zu tun, nicht zu ertrinken, bekomme ich meine Badekappe. Dritte Startgruppe, das heisst, ich darf noch eine dreiviertelstunde in der Gegend rumstehen, bevor es losgeht.
Aber da mir ja nachgesagt wird, ich schnacke mit jedem, wird's ziemlich kurzweilig. Eine Waliserin ist ganz begeistert, das ich ihre Heimat toll find und mir wird angeboten, meinen Rucksack (und vor allem, meine Brille!) mit auf die andere Seite zu nehmen. Das ist prima, ich sah mich schon barfuss in Badehose und Schwimmbrille durch die Stadt laufen. Sie sind ja immer sehr nett und hilfsbereit, die Briten...
Waehrend ich so in das Gespraech ueber die Schoenheiten Wales vertieft bin, macht sich beinahe unbemerkt hinter meinem Ruecken meine Startgruppe schon fertig. Schade, wir haetten gerne weitergeplauscht. So muessen wir das spontan vertagen und ich schlaengle mich nach vorne in die erste Reihe. Ob der Platz berechtigt ist werden wir gleich sehen. Neben mir stehen ein paar Jungs und einige aeltere Herren. Waehrend ich noch ueberlege, ob die Zeit eventuell noch zum Nassmacxhen reicht, geht's auch schon los!
F***, ist das frisch. Ich japse ein bisschen nach Luft und habe Schwierigkeiten, nicht sofort auf Brust umzusteigen. Immer das Gleiche, also zwinge ich mich den Kopf auch unten zu behalten und ruhig und gleichmaessig ein- und auszuatmen. Das naechste Mal denke ich an meine zweite Badekappe.
Beim Orientieren sehe ich, das ich an zweiter Position liege. Ist doch schon mal nicht schlecht, denke ich mir und schwimme auf den Ersten auf. Von der Seite betrachtet wird klar, der schwimmt auch schon laenger. Masters-Langstrecke, wuerde ich sagen. Als ich vorbeiziehen wil, zieht auch er an. Lump.
Harghhh, eine kalte Stelle nimmt mir fast den Atem. Wir habe auflaufendes Wasser und ich frage mich, wie das sein kann. Mittlerweile sind wir fast in der Mitte der Strecke und die Orientierung klappt dank grosser weisser Yacht, die dort vor Anker liegt, auch ganz gut. Draussen sehe ich den High-Speed Catamaran auf den Hafen zulaufen. Prima, das gibt gleich Welle.
Meine Arme beginnen ein bisschen zu schmerzen und ich muss meinen Mitschwimmer wieder an mir vorbeiziehen lassen. Ein Zeichen, das ich immer noch ziemlich ausser form bin. Aber was will man anderes erwarten: Von nix kommt nix. Immerhin ist mir mittlerweile einigermassen warm. Das deutet darauf hin, das ich wahrscheinlich schon knapp zehn Minuten schwimme, ich Schnecke.
Insgesamt haenge ich wie ein schlaffer Sack im Wasser, von Koerperspannung und Co keine Spur. Ich glaube, das mit mit der Kanalstaffel ist dann doch eher eine Idee fuer 2010. Bis dahin haette ich dannn auch Zeit, mich besser an das kalte Wasser zu gewoehnen. Woran ich mich wohl nie gewoehnen werde, ist das salzige Wasser. Mein Salzhaushalt duerfte bei einer Kanalquerung kein Thema sein. Waehrend ich so vor mich hindenke, passiere ich die langsameren Schwimmer der vorherigen Startgruppe. Immerhin etwas.
Da ist auch schon der Slipway in Sicht. Gott sei Dank, mittlerweile brennen meine Trizeps schon ganz schoen. Ich sag ja, mehr Training wuerde helfen. Der Kollege liegt gut zehn Meter vor mir und ist schon fast aus dem Wasser. Ein paar letzte Zuege noch und schon bin auch ich auf dem Slipway. Rechtzeitig zu den einlaufenden Wellen. Ich habe Schwierigkeiten, auf die Fuesse zu komme und werde fast wieder vom Slipway gerissen, aber dann bin ich auch schon draussen. Der Kollege gratuliert mir zum guten Rennen. Es haette ihn auf seine alten Tage noch mal gefordert, so mit 73...
Wir haben gut elf Minuten gebraucht. Hatte ich schon erwaehnt, dass ich manchmal das Gefuehl habe, es ist egal, ob ich schwimmen trainiere oder nicht? Ausser das ich mich besser fuehle, wenn ich besser fuehle, wenn ich besser trainiert bin? Ich mus im Winter dringend nochmal intensiv an der Technik feilen. Dann duerfte es naechstes Jahr auch ganz ohne Training zu einer halbwegs ordnetlichen Schwimmzeit auf der Kurzdistanz reichen...
Als naechstes steht ein 5 Mile TimeTrial und dann ein 9Mile Cliff Path Run an. Und natuerlich Kaffetrinken mit netten Waliserinnen...
Edith sagt gerade noch,
hier gibt es ein paar Impressionen vom letztenJahr...