Die Geschwindigkeit des Autoverkehrs unterliegt auch in Deutschland auf allen Straßen außer Autobahnen Geschwindigkeitsbeschränkungen, weil das schnelle Vorankommen sich anderen Aspekten unterzuordnen hat.
Das gilt bei Tempo 100 auf Landstraßen ebenso wie bei anderen Geschwindigkeiten, etwa 50 oder 30 in der Stadt. Bei allen diesen Geschwindigkeitsbeschränkungen könnte mit dem Argument, eine kurze Fahrzeit sei das Wichtigste im Verkehr, für höhere Geschwindigkeiten plädiert werden. Es überwiegen aber andere Aspekte wie Sicherheit, Lärm und Dreck, faire Teilhabe schwächerer Verkehrsteilnehmer an den Straßen und so weiter.
Nein, die anderen Aspekte überwiegen nicht, sonst wäre diese die Hauptfunktion. Der Begriff "Hauptfunktion" heißt auch nicht, daß alles andere nicht zählt, sondern es ist das Optimierungsziel, das durch eine ausgewogene Abstimmung aller anderen Aspekte (Nebenfunktionen und Funktionseigenschaften) so gut wie möglich anzustreben ist. Aus diesem Optimierungsprozess entstehen dann lokale/temporäre Tempolimits, Verkehrsregeln, Umgehungsstraßen, Radwege, etc. Wichtig ist, daß diese Optimierungsprozesse immer alle Verkehrsteilnehmer berücksichtigen, und nicht, wie hier schon erwähnt und oft der Fall, von Verkehrsplanern nur der Autoverkehr allein optimiert wird.
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“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
Und ja, da geht es in weiten Teilen schlicht um Zeit und damit Geld. Die Leute wollen/müssen zur Arbeit, Kunden beliefern, Dienstleistungen erbringen und vieles mehr. Es ist immer ein abwägen zwischen schnell und sicher - bzw. letztlich auch bezahlbar.
Tut mir leid, ich weiß nicht, wovon Du konkret sprichst.
"Liebe Fahrgäste, Sie sitzen im neuen ICE. Er ist schneller als der alte, aber natürlich weniger sicher. Und billiger!".
"Liebe Kunden, wir liefern die Pizza jetzt schneller aus. Das ist frelich für die Anwohner weniger sicher, aber es rechnet sich."
Die Diskussion um Tempolimit?
Um ÖPNV?
Güter auf die Bahn?
Tempolimit erklärt sich von alleine. Bahnfahren ist sicherer als PKW wie statistisch der meiste ÖPNV, trotzdem nehmen wir den PKW weil es bequemer und schneller ist. Güter auf die Bahn gäbe deutlich weniger LKW-Unfälle, trotzdem geht aus Zeitgründen fast alles über die Straße. Was brauchst du noch für Beispiele?
Wenn es um Sicherheit ginge müsste der größte Teil des PKW-Verkehrs aus den Städten raus und wir bräuchten viel mehr Radwegen und ÖPNV. Machen wir es? Nein, wir akzeptieren die Nebenwirkungen von Lebensqualität bis Sicherheit weil der PKW schneller und vermeintlich bequemer ist. Als Einzelperson genauso wie als Gesellschaft.
Gerade in Städten sind die Toten auf den Kreuzungen oftmals Fußgänger und Radfahrer.
Ich bin zwar beim Tempolimit bei dir, aber ich hab ja nun schon diverse Unfälle gesehen, Tote auf Kreuzungen sind aber eher die, die beim Rechsabbiegen übersehen und überrollt werden und in meiner Erfahrung nie die die eine Straße queren. Hat so eher wenig mit Geschwindigkeit zu tun
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Auf dem Weg vom “steifen Stück” zum geschmeidigen Leopard
Ich bin zwar beim Tempolimit bei dir, aber ich hab ja nun schon diverse Unfälle gesehen, Tote auf Kreuzungen sind aber eher die, die beim Rechsabbiegen übersehen und überrollt werden und in meiner Erfahrung nie die die eine Straße queren. Hat so eher wenig mit Geschwindigkeit zu tun
Du bist da weit kompetenter als ich, darum folge ich gerne Deiner Sicht.
Als Autofahrer hat man als Rechtsabieger, finde ich, viel zu tun. Man hat eine Menge verschiedener Blickrichtungen abzusichern. Die Fußgänger in beide Richtungen, die Radfahrer rechts neben einem, den vorausfahrenden Verkehr.
Während des Schulterblicks (1 Sekunde) rollt das Auto bei 50 km/h rund 15 Meter weit. Möglicherweise bremsen vorausfahrende Fahrzeuge. Blinker setzen, nochmal nach rechts schauen, einlenken.
Wenn ich beobachte, mit welchem Tempo manche Autofahrer selbst bei belebten Kreuzungen in der Münchner Innenstadt rechts abbiegen, stockt mir der Atem. Da ist alles voller Radfahrer und Fußgänger, und natürlich jede Menge Autos. Ich könnte das so nicht. Nicht in diesem Tempo.
Bei Tempo 30 hat man, so erscheint es mir, mehr Zeit, um auf alle Verkehrsteilnehmer aufzupassen.
Ich verstehe das gesamte Problem nicht. Ob ich jetzt innerorts grundsätzlich 50 fahren darf und abseits der Hauptdurchfahrtsstrassen alles durch Verkehrszeichen zu Tempo 30, 20 oder Schrittgeschwindigkeit reglementiere, oder grundsätzlich Tempo 30 anordne und dafür dann die Durchgangsadern vielleicht sogar mit intelligenter elektronischer Verkehrsführung entsprechend lenke, so dass der Verkehr am flüssigsten ist.
Aber alles das ist doch völliger Nebenkriegsschauplatz. Viel wichtiger wäre die Abkehr vom motorisierten Individualverkehr im Urbanen Raum anzutreiben.
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Auf dem Weg vom “steifen Stück” zum geschmeidigen Leopard
Wenn ich beobachte, mit welchem Tempo manche Autofahrer selbst bei belebten Kreuzungen in der Münchner Innenstadt rechts abbiegen, stockt mir der Atem. Da ist alles voller Radfahrer und Fußgänger, und natürlich jede Menge Autos. Ich könnte das so nicht. Nicht in diesem Tempo.
Bei Tempo 30 hat man, so erscheint es mir, mehr Zeit, um auf alle Verkehrsteilnehmer aufzupassen.
Letzteres stimmt, ist aber leider keine Garantie. Ob jemand überhaupt hinschaut, ob ein Radfahrer kommt, hängt weniger von seinem Tempo als davon ab, ob er überhaupt daran dankt, daß einer kommen könnte (oder ob er zwischendurch am Touchscreen hantiert ...)
Überhaupt ist das Überhandnehmen von Touchscreen-Bedienungen im Auto, die man nicht mehr "blind", rein haptisch bedienen kann, eines der größten Risiken im Verkehr (Tesla ist da ein unrühmlicher Vorreiter). Auch wer sich daran hält, kein Handy zu bedienen, wird quasi gezwungen, für die Bedienung vom Verkehr wegzuschauen. Wäre ich Verkehrsminister, wäre eine meiner ersten Verordnungen, in Autos alle wichtigen, also häufig benutzten Bedienelemente (Heizung, Lüftung, Radio, Abschalten von Assistenzsystemen, etc.) als haptische Knöpfe zu erzwingen.
Für die Risiken in Kreuzungen ist m.M.n. (zumindest für Radfahrer) ein wesentlicher Punkt, daß man bei Tempo 30 die Radfahrer gemeinsam mit den Autos führen kann, so daß man beim Rechtsabbiegen gar keine Radspur kreuzen muß (ich persönlich finde, das geht auch bei Tempo 50, aber das sehen sicher nicht alle Radfahrer so). Auch würde dann verhindert, daß Radfahrer gegen die Fahrtrichtung (also von nicht erwarteter Seite) über den Radweg kommen (theoretisch nicht erlaubt, praktisch oft sogar von der Gemeinde freigegeben, was ich für unverantwortlich halte).
Ganz gefährlich sind auch Radwege, die außen um Kreisverkehre führen: die Vorfahrt ist nicht generell geregelt; manchmal hat der Radfahrer Vorrang, und die Autos, die rein- und rausfahren müssen ihn durchlassen, oft hat der Radweg aber kleine "Vorfahrt gewähren"-Dreiecke, so daß der Autofahrer Vorfahrt hat. Weder Radler, noch Autofahrer können sich auf einheitliche Zustände verlassen, und viele verhalten sich rein intuitiv, so wie sie es für richtig halten, ohne sich um die lokale Regelung zu kümmern.
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