Die Rampe
Rückblick
Unscheinbar, verborgen, keine Schönheit, nicht bekannt, doch auf unwiderstehliche Art faszinierend und verlockend, die Rampe.
Früher war ich stolz, als es einmal schaffte sie laufend zu bewältigen, am Ende schnurgerade, holpriger Weg, extrem steil.
Mit dem MTB scheinbar unmöglich, aber für einen dauer 35-jährigen ist gerade die schiere Chancenlosigkeit anziehend.
Die Anfahrt anfangs noch sehr steil, aber asphaltiert gut fahrbar, startet die eigentliche Naturrampe mit einer scharfen extrem steilen Rechts/Links Kurve.
Beim ersten, Ok
, zweiten, dritten und vierten Mal scheiterte ich schon nach einem Meter, dann hatte ich endlich eine fahrbare Rinne gefunden.
Zeitsprünge, nächster und viele weitere Versuche.
Immerhin packe ich jetzt mitunter die Mörderkurve, allein nach wenigen Metern ist Ende Gelände, mein Vorderrad macht den Abflug himmelwärts.
Also probiere ich mein Gewicht nach vorne zu verlagern.
So schnell kann ich aber mit eingeklemmten Bauch den kleinsten Gang gar nicht treten, Finito.
Gang erhöht, jetzt wird es heikel mit der Kraft.
Gelegentlich packe ich die Rampe zur Hälfte, dann verreiße ich den Lenker auf irgendeiner Unebenheit.
Tempo erhöht, jetzt kommt mir meine schlechte Kraultechnik zu gute, Atemmangel bin ich gewöhnt
, HIT-training at its best.
Ich erreiche im dunkelroten Bereich immerhin gelegentlich das obere Drittel, doch dann wird es ganz am Ende nochmal steiler und holpriger.
Ein Jahr später
Heute ist der Tag. Perfekte Grundlage vom Training für die Challenge Roth, mental in Hochstimmung, da es morgen in den Sommerurlaub geht, Wetter ist top.
Es muss natürlich von ganz unten sein, also viele Versuche habe ich nicht.
Mist, Nummer 1 in der Kurve versemmelt.
Nochmal, Nummer 2 vielleicht 20 Meter vor dem Ziel gestoppt.
Ist es überhaupt fahrbar? Ich versuche in dem steilen Gelände an der Abbruchstelle aufzusteigen. Heidewitzka, schmerzhafte Erdanziehungs-Erfahrung aber einmal klappt es, die letzten Meter sind zu schaffen.
Jetzt gesamt, alles oder nichts.
Anlauf von ganz unten, Kurve gemeistert, Vollgas, was nur geht, Atemnot, brennende Beine ignoriert, ich nähere mich schwer keuchend im (jetzt einsamen Wald
) der Ziellinie, nur noch drei, zwei, eins, geschaff....,
nein, buchstäblich wenige Zentimeter vor dem Plateau verreiße ich den Lenker, vermasselt
Tief enttäuscht versuche ich zu Atem zu kommen, blicke ins Neckartal mit seinen Burgen, Wäldern und Dörfern, wunderbar
. Ich lächle, freue mich auf den Urlaub. Habe ich verloren? Für mich ist die Antwort, nein. Ich hatte ein Ziel, durfte mit Freude kämpfen und lernen. Es war nicht wirklich notwendig die Rampe(MS) zu bezwingen, es ist wichtig, mit der Unvollkommenheit leben zu können.
Möge der Spaß mit Euch sein