Der Start von 61 Läufern und 11 Staffeln war überschaubar, später sollten rund 300 10Km Aspiranten zu uns stoßen. Ich laufe mich bewusst lange und langsam ein(ab und zu bin ich doch lernfähig)
Startschuss ertönt, wir spurten los. Ja, richtig, wir spurten, die Menge jubelt, ich wurde von so einem intensiven Gefühl übermannt, ich war megaknapp davor sentimental zu werden
Aber, sorry, für den Ausdruck, es war so ein geiles Gefühl
Die Socken wirkten, ob wirklich oder nur als Placebo, war mir doch völlig egal. Ich laufe frei, flott, ungebremst, überhole, überhole, bin mir bewusst, dass ich dieses Gefühl der Freiheit büßen werde, aber jetzt zählt nur der Augenblick und der gehört mir, ich freue mich unheimlich, spurte, nichts schmerzt, nichts bremst(noch nicht
), grandios.
Erster KM in 4.30 min/Km, dass schaffte ich gelegentlich in den letzten Jahren, allerdings war nach dem Km dann auch Finito. Egal, weiter, Km 2 in 4.40min, der dritte ähnlich. Ich suche mir bewegliche Ziele, nutze jedes Mal meine innere Zeitgutschrift beim Überholen für einen kleinen Zwischenspurt
. Vermutlich tödlich bei einem Marathon, egal, vernünftig ist gestern und morgen.
Plötzlich überholt mich Barbara. Den Namen erfahre ich, da sie als Lokalläuferin an jeder Stelle frenetisch angefeuert wird.
Das ältere Klappergestell daneben wird wohl eher mit Verwunderung mitgeschleift.
Ich will mich allerdings nicht abschütteln lassen, gehe wieder in Führung(vor uns keine Frau mehr), dann sie wieder vorn, Km 10 in 46.10 min, jetzt wird es doch zäh, bald platze ich.
Wendepunkt bei Km 12, sie steigt aus und übergibt ihre Startnummer(Staffel).
Da die 10er schon wieder auf dem Rückweg sind wird es richtig einsam, so wie in Roth vermutlich ganz vorne oder nachweislich hinten. Km 15 passiere ich in 1.09.20 Std., immer noch eine aktuell absolut unvorstellbare Zeit für mich.
Die SUB 1.50 Std. als Grundziel, aber auch die 1.45 verlocken nicht so sehr wie mein heimliches Traumziel, noch einmal oder mit MS erstmals unter 1.40.
Die Euphorie ist mittlerweile deutlich geschrumpft, aber mir ist klar, jetzt und heute habe ich die Chance, ob sie nochmals kommen wird, unsicher.
Also kratzen, beissen, stöhnen, kämpfen. 3 Km vor dem Ende klopfen meine obligatorischen Tria-Seitenstechen an. Mist, etwas langsamer, aber dranbleiben, noch kann es klappen. Zum Glück bin ich die letzten etwas arg winkligen Meter bereits vor dem Rennen abgegangen. Ich schwanke weiter, Arme wirbeln, das hilft, Ziel naht, fast den Einlauf verpasst, über Rasen Endspurt,
Yeah durch, 1.38.51 Std. das mag für manche nicht Besonderes sein, für mich und ich hoffe, doch für viele andere auch
war das heute ein gefühlter Wimbledon, nee Roth- Sieg.
Ich habe zufrieden. Allen ein schönes Wochenende mit ähnlichen Erlebnissen.