5. July 2013 (Samstag)
Durch den Wettkampf von Frau Nobodyknows stehen wir bei Zeiten auf und frühstücken gemütlich. Dadurch haben wir viel Zeit. Die wird von Julia (natürlich) dazu verwendet die gestern schon einmal gepackten Beutel zu leeren und wieder zu packen, zu leeren, wieder zu packen.....
Da nutzt auch die selbstgebaute Packliste nichts, die eine Spalte "Beutelfarbe" hat. Wissend, dass wir uns mit den Beuteln bis zur Abfahrt am Sonntagmorgen beschäftigen werden, nehmen wir die Sache nicht zu ernst. Und so bleibt Zeit für das putzen des Rad, dass es bitter nötig hat da bis kurz vor dem Abflug keine Zeit dafür da war. Wir kennen das von unseren Besuchen: Irgendwie gehen in New York die Uhren schneller. Man hetzt immer irgendetwas hinterher und irgendwas bleibt unerledigt liegen.
Abfahrt zum Bike-Check in. Wir sind pünktlich im Zeitfenster für Julias Startnummer, haben aber Pech bei der Zuweisung der Parkplätze. Unser Auto steht weit hinten auf dem Sehring-Firmengelände. Wir müssen ein laaanges Stück laufen und kalkulieren für morgen 30 Minuten für den Weg vom Parkplatz bis zum Eingang Wechselzone (da wir Julias Mutter dabei haben werden und dann nicht ganz so stramm gehen können). So errechnen wir für Sonntag eine Weckzeit von 3:30 Uhr. Uppsss...ist das früh. Der längste Tag....
In erster Linie um den inneren Frieden zu haben, stellt Julia ihr Rad beim Bikeservice vor. Die Schlange ist überschaubar und so wird neben der Justierung der etwas schlaff greifenden Bremse dem Rad durch den Mechaniker noch ein kleines Prüf- und Wellnessprogramm spendiert. Ich hocke derweil unter einem Baum im Schatten und beobachte das Treiben und wie Julia sich an den Rädern mit einem weiteren Teilnehmer unterhält der a.) Franzose b.) Ersttäter und c.) mindestens so aufgeregt ist wie sie.
Dann Check-In. Ich sehe Claudi_tries aber Julia checkt in der Nebengasse ein. Ihr Begleiter in der Wechselzone (Jens?) fragt wo sie her ist. Sie: "New York...mein Rad kam verspätet an". Er: "Ach du bist das. Dich kenne ich aus dem Internet". Cool, wer alles bei TS liest. Hinterher erzählt Julia, dass sie sich sehr gut betreut gefühlt habe. Die Tipps das Essen erst morgen anzubringen und etwas Luft abzulassen werden dankbar angenommen. Danke dafür an den und alle anderen Helfer die so superklasse unterstützt haben. Ihr seid fantastisch!!!
Wir gehen nach dem Check-In an das Wasser und ich erkläre ihr die Strecke. Aber eigentlich ist es ja ganz einfach: Immer den anderen hinterher. Und da das Leben kein Ponyhof ist und damit sie sich auf das Gefühl einstellen kann sage ich am Ufer des Waldsee zu Julia: "Wenn du morgen hier mit 2500 anderen stehst, dann rutscht dir das Herz in die Hose. Aber das geht jedem so." Wir hüpfen zur Erfrischung kurz ins Wasser. Der See ist ziemlich klar. So kenne ich die sonst trübere Brühe gar nicht. Tolle Bedingungen für morgen.
Danach einen Kaffee am See noch ein wenig die Atmosphäre einsaugen und dann heim (das erste Stück mit dem Bus, der vorne beim Sehring nochmals anhält).
Julias Mutter ist angekommen, Frau Nobodyknows kommt vom Schwimmwettkampf als Vizemeisterin zurück. Wir essen -welche Überraschung- Nudeln und alle liegen so gegen 22:30 Uhr in der Falle.
6. July 2013 (Raceday)
01:30 Uhr: Die Nachbarn von oben kommen (leise) nach Hause.
02:30 Uhr: Ich werde wach um die Kontrolle darüber zu haben, dass um 3:30 Uhr die drei gestellten Wecker angehen.
03:25 Uhr: Ich mache die Wecker aus damit niemand erschreckt wird wenn sie angehen.
Für Julia gibt es Milchkaffee, wettkampfbewährtes Rosinenbrot mit Butter und Honig und Erdnussbutter.
Die Müdigkeit lässt sich noch nicht richtig abschütteln. Alles läuft ab wie in einem Film und wie in Watte gepackt. Wenigstens sind die Amseln schon wach und singen uns ein Ständchen. Drei Frauen und ein Mann steigen um 4:25 Uhr in ein Auto und wissen zwar, dass sie alles dabei haben aber nicht, was sie erwartet.
Sehring-Gelände: Ein übermotivierter Einweiser schreit seine Seele aus seinem Leib durch ein Megaphon und zerstört so die Atmosphäre. Jeder auf dem Parkplatz hat jetzt irgendwas zu tun, irgendwas zu tragen und bemüht sich scheinbar um Ruhe und Konzentration. Zahllose bunt gekleidete Menschen bewegen sich in Richtung Wechselzone. Puh. Bald wird's ernst und dann kann keiner mehr dem Julchen helfen. Sie bekommt (sozusagen) die letzte Ölung in Form von Sunblocker auf Schultern, Arme und Beine und als wir sie am Eingang zur Wechselzone (wie einen Hund im Tierheim) abgeben hat sie doch ein bisschen Wasser in den Augen.
Später werden auch wir Supporter nervös. Drei Augenpaare scannen die aus der Wechselzone quellende Menschenmasse im Neo-Einheitslook nach Julia ab.
Frau Nobodyknows ist diesbezüglich im Normalfall sehr talentiert, sieht sie aber auch nicht. Um Julias Mutter nicht zu beunruhigen spricht es keiner aus: Aber es könnte gut sein, dass Julia vor Aufregung nicht vom Dixie kommt, sie den Start einfach verpeilt hat oder sich für ein spätes DNS entschieden hat.
Es dauert eine gefühlte Ewigkeit, bis wir Julia beim Landgang entdecken. Puhhhh. Sie ist dabei. Nach 1:37 war sie aus dem Wasser. 9:30 Stunden nach dem Start war sie in Frankfurt und nach 14:17 Std konnten wir sie, die mit einer Paste aus Sonnenöl, Schweiß, Iso, Gel, Cola, Salz und anderen unappetitlichen Dingen überzogen war, kurz drücken bevor sie freudestrahlend wie ein Kobold in Richtung Ziellinie hüpfte.
Wir entschuldigen uns in aller Form bei dem armen Kerl von xdream der im Ziel von ihr gedrückt und geküsst wurde um so ihre Freude über ihr Finish und den Dank an alle Helfer mitzuteilen.
Schee war's wieder...
Gruß
N.
