Noch was: Es ist absolut unverständlich, dass sich Dietz und Co. weder methodisch noch auf eine andere Art und Weise auf die oben genannten Studien von Emrich und Co. beziehen. Wenngleich es einerseits auch um Breitensportler und andererseits um sehr ambitionierte Athleten geht, gebietet es eigentlich die wissenschaftliche Professionalität, dass in der neueren Studie mindestens methodisch auf die älteren referenziert wird. Zudem sind Emrich und Co. in der Zunft auch keine Unbekannten, deren Arbeit man einfach so übersehen könnte.
Nach meinem Verständnis wurde eben gerade nicht zwischen Dopingmitteln und Rauschgiften unterschieden, sondern alles in einen Topf geworfen. Hier zur Erinnerung die Frage an die Teilnehmer:
Have you used substances which can only be prescribed by a doctor, are available in a pharmacy, or can be bought on the black market (e.g. anabolic steroids, erythropoietin, stimulants, growth hormones) to enhance your physical performance during the last 12 months?
Kokain zählt wie Heroin zum "black market" allerdings zählen, so wie ich es verstehe, die Autoren der Pressemittlung beides nicht zu den "physical performance enhancern".
Laut dem veröffentlichten Teil der Studie blieb es IMHO dem Befragten überlassen ob er das auch so gesehen hat.
OT: Vielleicht sollten mehr Ironmen nach Holland fahren um da ihre Grasdosis abzuqualmen - so es denn überhaupt dopende Triathlenten gibt
Hast Du eine Antwort auf Dein Schreiben (FAZ, ...)? Hast Du eine Antwort von den Autoren der Studie, ob sie persönlich (Live Sendung?) Stellung nehmen wollen?
Von den diversen Redaktionen habe ich keine Antwort erhalten, das habe ich auch nicht erwartet.
Mit dem Leiter des Instituts für Sportwissenschaft der Uni Mainz, Prof. Dr. Dr. Perikles Simon, habe ich dankenswerterweise soeben ein knapp halbstündiges Telefongespräch über die bewusste Studie geführt. Herr Prof. Simon schien mir eine freundliche und konstruktive Haltung unserer Diskussion gegenüber zu haben, die er zumindest in Teilen verfolgt hat.
Eine Teilnahme an unserer Sendung scheint am kommenden Freitag aus Zeitgründen nicht möglich zu sein. Dasselbe gilt für ein Telefongespräch während der Sendung.
Wir haben stattdessen vereinbart, dass ich per Mail 3-4 Fragen für ein Interview schicke, die schriftlich beantwortet werden.
Zitat von Joseph;981551...Nun aber nochmal was ganz anderes.
Mit dem nachfolgenden Link
[url
http://www.uni-saarland.de/fileadmin/user_upload/Campus/Forschung/forschungsmagazin/2009/1/Emrich.pdf[/url]
gelangt ihr zu einem Text, der die Ergebnisse zweier anderer Doping-Studien zusammenfasst, in denen auch mit der Randomized Response Technique gearbeitet wurde. Auch wurde eine sehr präzise Dopingfrage gestellt. Befragt wurden deutsche Kaderathleten unterschiedlichster Sportarten mit unterschiedlichsten Leistungsniveaus (von Erfolgen auf regionaler Ebene bis hin zur absoluten Weltspitze).
Methodisch interessant ist, dass auch eine sog. "Cheater"-Gruppe erfasst wird, die bei der Befragung gemogelt hat und über deren Doping-Neigung nur spekuliert werden kann. Deshalb ergeben sich Intervalle als Ergebnis, die von der Untergrenze (ehrliche Doper) bis zur Obergrenze (ehrliche Doper plus alle "Cheater") reicht.
Für die Saison 2008 ergibt sich dann bspw. eine Doping-Prävalenz von zirka 10 bis 35 %.
Auch angesichts dieser Zahlen erscheinen mir die Zahlen der Dietz et. al.-Studie gar nicht so überzogen.
Die Uni-Saarland-Studie war mir bekannt, wurde auch hier im thread schon erwähnt und ist weitaus sorgfältiger konzipiert, die Autoren gehen mit den von Ihnen erhobenen Daten weitaus seriöser und mit der gebotenen Distanz um und die Ergebnisse erscheinen mir angesichts dessen auch wesentlich glaubhafter.
Dass die Versuchung zum Doping bei Hochleistungssportlern höher ist, als bei reinen Amateuren, die den Sport nur zum Spaß machen oder zur Befriedigung des eigenen Egos ist ja auch ohne weiteres plausibel.
Wenn man von der angegebenen Dopingprävalenz 10-35€ den Mittelwert nimmt, nämlich 22% (was natürlich eigentlich nicht zulässig ist) und daraus hypothetisch ableiten würde, dass 22% der Profitriathleten gedopt sind (auch eigentlich nicht zulässig, weil sich die Studie auf ein Sammelsurium von Sportarten bezieht), wäre ich ehrlich gesagt glücklich: 78% komplett saubere Profisportler (=Umkehrschluss) fände ich ein hoffnungsvolles Ergebnis für unseren Sport.
Kurz zusammengefasst: im Hochleistungssport ist mit einer höheren Dopingquote zwangsläufig zu rechnen, v.a. bei den Sportlern aus der zweiten Reihe, die z.B: an der Grenze zum Rausschmiß aus dem Kader oder auch Team (und damit Verlust der damit einhergehenden Privilegien, wie z.B. Sportförderguppe, berufliche Absicherung, Verbandsponsoren) stehen.
Bei reinen Amateuren fehlen solche harten i.d.R. monetären Anreize zu betrügen. Natürlich bleiben trotzdem ein paar Idioten übrig, die dopen ohne richtige Motive, nur um ihr privates Umfeld zu beindrucken, aber der Anteil derer liegt ziemlich sicher niedriger als der Anteil unter Profi-Sportlern.
(...)
Eine Teilnahme an unserer Sendung scheint am kommenden Freitag aus Zeitgründen nicht möglich zu sein. Dasselbe gilt für ein Telefongespräch während der Sendung.
Wir haben stattdessen vereinbart, dass ich per Mail 3-4 Fragen für ein Interview schicke, die schriftlich beantwortet werden.
Grüße,
Arne
3-4 Fragen???
Ich hätte ihm einen anderen Termin angeboten oder das Gespräch aufgezeichnet.
Ich kenne PS noch aus seiner Zeit in Tübingen und gehe davon aus, dass Du auf diesem Weg (auch wenn es "nur" ein schriftliches Interview ist) noch mehr Licht in die Diskussion bringen kannst.
Was würde sich in Eurem Verhalten denn eigentlich ändern, wenn wirklich 20% der Frankfurter Eisenmänner leistungssteigernde Substanzen zu sich genommen hätten? Mal so rum gefragt. Weil es ja einigen so extrem wichtig zu sein scheint, diese Studie zu diskreditieren.