Ich habe an die DTU, die FAZ, die Redaktionen der Triathlonmagazine etc. folgenden Brief geschieben:
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kollegen,
Sie haben wie ich Zugang zur Studie der Uni Mainz erhalten.
Sie ist auch hier einsehbar.
Eine Prävalenz von 19.8% gedopter Athleten beim Ironman Frankfurt klingt nach einer spektakulären Schlagzeile. Bitte gehen Sie mit großer journalistischer Sorgfalt damit um. Ich bin der Meinung, dass die Studie fehlerhaft konzipiert ist und tatsächlich keine Aussagen über Doping im Sinne des WADA-Codes macht. Der hohe Anteil angeblich gedopter Triathleten ist falsch dargestellt.
Ich bemühe mich derzeit, mit einem der Autoren der Studie in eine Diskussion einzutreten, um den Sachverhalt aufzuklären. Vorab möchte ich Ihnen den Grund meines Einwand mitteilen. Er liegt in der Formulierung der Frage, die an die Probanden gestellt wurde. Sie lautete (Hervorhebung von mir):
"Have you used substances which can only be
prescribed by a doctor, are available in a pharmacy, or can be bought on the black market (e.g. anabolic steroids, erythropoietin, stimulants, growth hormones) to enhance your physical performance during the last 12 months?"
Hier wird nach Substanzen gefragt, die man vom Arzt verschrieben bekam,
oder in der Apotheke
oder beim Dealer erwarb, und mit dem Zweck der Leistungssteigerung verwendete. Die Frage zielt nicht ausschließlich auf Dopingmittel im Sinne des WADA-Codes. Sondern sie schließt auch völlig harmlose Substanzen ein, die nichts mit Doping zu tun haben.
Ein Beispiel wäre eine völlig harmlose Nahrungsergänzung wie "Anabol Loges", "Magnesium Verla" oder "Gelee Royal". Sie sind in der Apotheke erhältlich und werden mit der Absicht einer Leistungssteigerung konsumiert. Demnach hätte man als Athlet die obige Frage mit "ja" beantworten müssen und würde folglich zu den Dopern gezählt. Ebenso verhält es sich mit harmlosen Eisengaben, verschrieben und verabreicht vom Arzt per Spritze. Ausdauersportler weiblichen Geschlechts leiden sehr häufig unter Eisenmangel.
Die zitierte Frage bildet nicht die Anti-Doping-Regeln des WADA-Codes ab. Es wird nicht nach verbotenen Substanzen gemäß dieser Regeln gefragt, sondern die Frage ist viel weiter gefasst. Entsprechend werden dabei auch Sportler erfasst, die mit Doping nichts am Hut haben. Das erklärt die sehr hohen Prävalenzen von bis zu 19.8% angeblich gedopter Athleten. Der in der Studie verwendete Begriff des "Dopings" hat nicht mit der im Sport gültigen Definition zu tun, die sich nach dem WADA-Code richtet.
Falls die Meldung von 15-20% gedopter Triathleten die Runde macht, werden viele faire Sportsleute diffamiert und in Verruf gebracht. Deshalb meine Bitte, die Diskussion über die tatsächliche Aussagekraft der Studie noch abzuwarten.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und herzliche Grüße,
Arne Dyck
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