Wir also alle Sachen zusammengepackt, ausgecheckt und diesmal mit dem Auto mitten in die Stadt zur Award-Show gefahren. Ich mich, mit knurrendem Magen, schon auf ein ähnlich großes Buffet wie in Frankfurt gefreut. In diesem Punkt hat Kopenhagen noch einiges Aufzuholen. Es gab nichts aber auch gar nicht für zwischen die Zähne. Aber egal, ich war ja nicht zum Essen hier sondern um das Ticket-To-Kona zu holen. Es lief ab wie bei einer Diplomverleihung, viele Namen, viele Preise, viele Fotos und immer brav klatschen. Dann nach ca. einer Stunde endlich die Slotvergabe.
Im Zeitalter der Emanzipation musste natürlich erst mit den Frauen begonnen werden. Hier war schon interessant zu beobachten dass doch der ein oder andere Slot nicht in Anspruch genommen wurde und es damit zum sogenannten Roll-Down kam. Der Slot wird dann an den nächstschnellsten Athleten dieser Altersklasse weitergereicht. Nun endlich die Slotvergabe der Männer mit den Ältesten beginnend. Auch hier gab es wieder das ein oder andere Roll-Down. Hm, mit etwas Glück könnte es klappen dachte ich. Dann endlich AK35, meine Altersklasse. Im Gegensatz zur Information auf der Webseite gab es 7 anstelle von 6 Slots. Der Name wird maximal drei Mal aufgerufen und wer dann nicht klar und deutlich „Ja, ich will“ schreit ist raus. Der erste Slot wird aufgerufen. Irgendwie bin ich nicht ganz bei der Sache. Auf jeden Fall schlägt mein Bruder mir volle Kanne auf die Schulter. Was ist los? Da hinten der hat gerade NEIN gesagt. Echt? Dann kam schon die Alex vorbei und wollte mir auch gratulieren. Ich sagte, langsam Leute, ich glaub´s erst wenn der Typ auf der Bühne meinen Namen unmissverständlich ins Mikro gesprochen hat. Leider hatte ich keinen Pulsgurt an das wäre bestimmt ein neuer Maximalpuls geworden. Der Zweitplatzierte wurde nun aufgerufen. Die Blicke streiften suchen durch das Publikum. Auch der zweite Slot wurde nicht genommen. YEAH, ich dachte das muss es nun aber gewesen sein. Alle weiteren 5 Slots wurden mit großer Begeisterung genommen. Dann wurde ich als 8 aufgerufen. Tatsächlich mein Name war gefallen. Ich springe auf und falle dem Altersklassensieger, der auf seinen Slot verzichtet hat, um die Arme und bedanke mich überschwinglich. Trotz heftigem Muskelkaters in jeder einzelnen Faser meiner Beine springe ich auf die Bühne und nehme mit zitternder Hand und gläsrigen Augen das Papier entgegen auf das ich seit 2 Jahren einen Großteil meiner Energie reingesteckt hatte.
Neben meinen Jungs die weiterhin Prio Nummer 1 genossen haben habe ich fast jede freie Minute in dieses Ziel gesteckt. 5 Stunden bei Regen mit nahezu gefrorenen Zehen Radkilometer gefressen. Rolleneinheiten von 3 Stunden bei denen man sich fragt was tust du hier eigentlich. Laufintervalle bis kurz vom „Licht-aus-gehen“. Freitags in der Mittagspause noch schnell den langen Lauf bis zu 30km gemacht. Auf dem Heimweg an der Raststätte dann die Laufklamotten ausgezogen und in normale Kleidung gesprungen. Ja, ich weiß das ist bäh! Aber ich musste pünktlich um 15Uhr wieder an der Schule sein um die Kids abzuholen. Nichts macht mehr Stress als zu wissen das der Kleine als letzter von seinem Dad im Pausenraum abgeholt wird.
Ich mich also bei allen auf der Bühne bedankt das ich sehr viel Geld ausgeben darf um mich in 8 Wochen nun zum dritten Mal innerhalb von 14 Wochen der Langdistanz Herausforderung zu stellen. Ich springe völlig geflashed von der Bühne runter rein in Hannes Arme der mir, an strategisch perfekter Stelle, seinen Hannes-Hawaii-Tours Reiseprospekt in die Hände drückt und mir nahelegt doch ganz schnell zu buchen es ist kaum noch etwas zu bekommen.
Als nächstes durfte ich mich dann einreihen um die 4400 dänischen Kronen Startgebühr für Hawaii zu zahlen. Anschließend noch ein kurzes Schwätzchen mit Alexandra und dann ab, mit dem Ticket in der Tasche die 1000km nach Hause. Diesmal nahmen wir statt der 87€ Fähre die 30€ Brücke.
Dänemark verabschiedete sich mit einem Bilderbuch-Sonnenuntergang.
Kurzer Boxenstopp bei Mc-Donalds. Hier habe ich von meinem Bruder gelernt dass man beim Mc-Menu statt dem Getränk auch 2x große Pommes haben kann. Perfekt! Und endlich keine Nudeln und kein Roter-Beete-Saft mehr. Um 22h15 dann dem Herrn „3-rad“ seine Carbon-Quali-Scheibe zurückgebracht. Und um 1 Uhr morgens war das lange Wochenende dann vorbei und ich lag fertig und glücklich wieder in meinem Bett um mich am nächsten Morgen wieder auf den Weg zur Arbeit zu machen. Urlaubstage sind Mangelware geworden.
An dieser Stelle möchte ich mich bei allen ganz herzlich bedanken die diese „Mission Impossible“ möglich gemacht haben. Meiner ganzen Familiy für’s Kinderaufpassen, Mitkochen, Mitfiebern etc. Bei meinem Bruder für den perfekten Vorort-Support. Bei allen Freunden und Bekannten für die ich weniger Zeit aufgebacht habe als sie verdient hätten. Meinen Mittagspausenlaufkollegen. Beim gesamten TS-Forum, dem Triathlon-Verein und dem Rad-Verein die mich mit Tipps und jeder Menge Daumen drücken unterstützt haben. Und last but not least meinem Arbeitgeber, ohne dessen flexibles Arbeitszeitmodell es unmöglich gewesen wäre Familie, Job und Sport auf diesem Level unter einen Hut zu bekommen.
Ich werde mich bei euch mit hübschen Bildern und einer neuen Story aus Hawaii bedanken!
Aloha,
Nico.