Am Wettkampfmorgen dann ein paar selbstgebaute Bifi-Roll gegessen und dazu nochmal eine Pulle Pfefferminztee gepimpt mit ordentlich Maltodextrin. Leider fehlten mir die 125g Honig um den Tee mit ausreichend Glukose und Fruktose zu versüßen. Dies habe ich dann tatsächlich auch im Wettkampf mit einem leichten Hungergefühl nach ca. 4 Stunden gemerkt. Das kommt auf die „Lessons learned Liste“. Und… natürlich noch immer keinen Kaffee. Vor dem Schwimmstart lief alles nach festem Ritual ab. 1. Dixi-Besuch, Pumpe gesucht, knapp 9-bar in die Reifen geschossen (viel hilft viel), Beine Nacken etc. mit öligem Zeugs eingeschmiert und dann den obligatorischen 2. Dixi-Besuch. Radflasche mit spezial Quali-Gel V2.0 ans Rad und ab zum Schwimmstart. Da in Wellen gestartet wurde sollte es mit der Klopperei im Wasser kein all zu großes Problem werden.
Frech wie ich bin habe ich mich in der allerersten Reihe einsortiert und dann geschaut das die paar hundert Mann schön hinter mir bleiben. Jeder der mich dann noch überholen ließ habe ich ein Bier versprochen. Hat sich aber keiner drauf eingelassen. Die ersten 500m nach dem Start bin ich noch in den Top10 gewesen und hatte einen schönen Wasserschatten vor mir. Dann hatte der Gute wohl scheinbar ein Problem mit seiner Brille und einen kurzen Stop eingelegt. Ich habe mich dann anderen Füßen angeschlossen. Nach ca. 1500m dachte ich mir, man das geht aber sehr entspannt heute. Nach ca. 2500m merkte ich dann das das Tempo eigentlich gar nichts mehr mit meinem Wettkampftempo zu tun hatte. Ich schwamm dem Vordermann ständig in die Füße rein weil das Tempo wirklich zu langsam war. Mist dachte ich, hab mich in ein zu langsames Feld einsortiert und bin vielleicht gerade schon dabei bei einer meiner Lieblingsdisziplinen die Quali zu verschenken. Hab dann überlegt ob ich der Truppe wegschwimmen soll. Habe es dann aber nicht getan weil ich dann ohne Wasserschatten vielleicht kaum schneller gewesen wäre. Ich habe dann entschieden das Ding entspannt zuende zu schwimmen und mir die Kräfte für’s Radeln aufzusparen. Als ich dann aus dem Wasser stieg und auf meiner Uhr eine 57:xx gesehen habe dachte ich: „Oh das ist ja gar nicht so schlecht. Freut mich.“ Kurz später dachte ich: „Mist, da wäre locker eine neue Bestzeit drin gewesen“. Mein Ziel war locker in den Top10 aus dem Wasser zu kommen. Nach der Planscherei aber dachte ich schon ich wäre irgendwo auf Platz 40 gelandet. Als mein Bruder mir dann Platz 19 zugerufen hatte freute ich mich und er wusste nicht warum.
Der Wechsel verlief Problemlos und mit 2m59s ziemlich zügig. Ich freute mich jetzt richtig auf dem Rad einen raus zu hauen. Die ersten Kilometer durch Kopenhagen waren sehr schwierig zu fahren. Sehr viele spitze Kurven. Ein Absperrband wurde in meinen Lenker geweht und es hätte mich fast hingelegt. Der Wind stand günstig und hatte mich die ersten 30km an der Küste entlang mit einem Schnitt von über 41km/h hochgeblasen. So ging es dann auch den Rest der ersten Runde ganz gut weiter. Ich habe dabei über 10 Plätze gut machen können und war damit schon fast wieder in den Qualiplätzen. In der Zweiten Runde habe ich dann ganz bewusst das Tempo gedrosselt um mich nicht auf dem Rad abzuschießen. Zum Ende der 2. Runde habe ich es dann nochmal ein wenig krachen lassen. Mein Ernährungskonzept ist bis dahin voll aufgegangen. Ich habe kurz vor der Wechselzone die letzten Schlücke der 900ml Gelflasche leer gemacht. Zwischendurch hatte ich ein leichtes Hungergefühl was ich sonst eigentlich nie habe. Entweder gibt’s beim nächstem mal noch 125g mehr Honig zum Frühstück oder ich erhöhe die Konzentration von meinem Gel von 80g Kohlehydraten pro Stunde auf 90g.
Die letzten Kilometer bis zu Wechselzone waren ziemlich zäh da der Wind doch sehr stark war und nun frontal von vorne kam. Mein Ziel war ein guter 37er Schnitt und es ist genau ein 37.5er Schnitt rausgekommen. Damit war ich sehr zufrieden und lag nun auf Platz 7. Und damit genau auf dem letzten Quali-Platz.
Und jetzt kommt meine neue stärkste Disziplin. Der Wechsel vom Rad zum Laufen. Auch T2 genannt. Hier habe ich, da mir jemand erzählt hatte man könne eine Jacke gewinnnen wenn man das unter 50s schafft, die Beste Zeit des Tages hingelegt – inklusive der Profis. Vielleicht konzentriere ich mich nun für Hawaii nur noch auf das Wechseln. Vorher langsam Rad, danach langsam Laufen, aber durch die Wechselzone sprinten wie ein Irrer. So könnte ich Wechselzonen-2 Weltmeister 2013 werden. :-)
Dann fing also das Läufchen an. Ich war guter Dinge und eigentlich froh das ich überhaupt in den Qualiplätzen reingekommen bin. So lief ich eine ganze Weile hinter einer Profitriathletin und dachte mir die wird bestimmt einen schönen konstanten Rhytmus laufen. Bei den ersten Kilometern muss ich mich meistens bremsen um nicht deutlich und 4:20min/km loszulaufen. Diese „Problem“ hatte ich diesmal nicht. Ich war dank Frankfurt ganz von alleine langsamer als gewohnt. Die ersten Kilometer gingen noch recht locker unter 4:25 weg. Nach der ersten 10km Runde rief mein Bruder mir dann Platz 6 zu. Ich dachte mir: „Hey cool, das könnte klappen heute.“ Nach ca. 20km aber war ich auf Platz 7 und wurde dann noch vom 8. überholt. OK, dachte ich mir an den muss ich mich jetzt festbeißen sonst wird das nichts heute. Ich also Tempo soweit erhöht das ich dran bleiben konnte. Puls ist dabei über mein persönliches Limit gestiegen. Jetzt aufeinmal fingen auch die Beine an deutlich schlechter zu werden. Bis hier war Kindergeburtstag aber ab jetzt wusste ich das der WettKAMPF begonnen hatte. Irgendwann bekam ich dann die Info da vor mir wohl einer geplatzt ist und ich wieder auf Platz 7 bin. Gut so, doch meine Beine machten mehr und mehr zu. Nochmaler weise spüre ich nie etwas im Wettkampf. Das Adrenalin vernebelt das Gehirn ausreichend. Manchmal so stark das ich am Ziel vorbei laufen könnte. Doch diesmal tat mir alles weh, beide Knie schmerzten und die Archillissehen auch. Habe sonst nie Probleme an diesen Stellen. Die Oberschenkel waren zu und die Waden härter als die von Anton aus Tirol. In diesem Moment habe ich mir geschworen den Qualiplatz nicht zu nehmen selbst wenn ich mit Glück einen Platz bekäme. Niemals würde ich mir in 8 Wochen schon wieder solche Qualen zuführen. Im letzen oder vorletzen Kilometer wurde ich dann tatsächlich vom 8. überholt. Absolut keine Chance mich dranzuhängen geschweige denn ihn noch zu überholen. Lauf mein Freund, lauf sagte ich mir. Ich will einfach nur noch ins Ziel kommen. Auf dem letzen Kilometer ist mein Tempo, wenn man überhaupt noch von Tempo sprechen kann, auf 5:20min/km gefallen. Ich bin im Ziel. Ein leises YEAH und die Mundwinkel waren ebenfalls zu einem kleinen Lächeln geformt wenn man ganz genau hinschaut. Ich habe es geschafft und ich bin 8. geworden. Saustark die Dänen dachte ich mir. Von wegen das Niveau ist leichter als in Frankfurt. Die Laufzeit war mit 3h19m nicht schlecht aber ich habe Frankfurt doch ganz deutlich in den Beinen gespürt. Und dort war ich bei knapp 30°C fast 5 Minuten schneller. Am Ende habe ich mich dann doch sehr über den 8. Platz und einer Zeit von 9h09m gefreut. Bei über 2500 Teilnehmer war es ein Gesamtplatz von 55.
Im Zielbereich kurz meinen Super-Bruder-Supporter ge-high-fived und ihm gesagt es könne eine Weile dauer bis ich wiederbelebt bin. Dann 30min lang Toter Mann gespielt und auf die Fragen ob’s denn geht immer mit NEIN geantwortet. Dann lange in die Dusche und noch fein massieren lassen. Da wäre ich am liebsten bis zum nächsten Morgen liegen geblieben. Essen und trinken konnte ich nix. Mein Bruder hat mich dann wie einen Volltrunkenen nach einer durchzechten Nacht irgendwie bis ins Hotel geschleppt wo ich dann bis zum nächsten Morgen im Bett gelegen habe und ich mich nicht mehr bewegt habe.
Am nächsten Morgen dann sah die Welt schon wieder deutlich besser aus. Einen Regenerationschake reingepfiffen und noch eine paar von den selbstgebauten Bifi-Rolls. Also vielleicht nehme ich doch den Slot dachte ich mir. Wir also ab zur Award-Show. Dort angekommen war ich auf einmal wieder heiß auf den Slot. Ich könne es in Hawaii ja ganz locker angehen dachte ich mir.
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