Die Woche fing schon gruselig an.
Die permanente Laufunlust, die mich seit meiner Rückkehr aus Luxemburg befallen hat, wird durch das schwüle Wetter nicht besser.
Montag morgen wollte ich meinen kurzen Rückweg als Hinweg zur Arbeit laufen und zurück mit der Bahn fahren. Die 15,5 km gingen in 1:28:00 weg. Hölle, normalerweise sind es locker gelaufen 10 - 12 min weniger. Aber gut, vielleicht sollte ich am Dienstag noch mal so ein paar kurze Strides machen, irgendwas um die Beine locker zu machen.
Dienstag also mit dem Rad zur Arbeit. Auf der Stundenrunde die Beine locker gekurbelt. Hat ja letztes Mal gut geklappt, aber diesmal ging nüscht. Als wenn ich ne zähe Gummimasse zum Mittag gehabt hätte und die sich nun im Körper ausbreitet. Kopfschmerzen mit Hang zur Übelkeit, Überkreuz guggen bescherten mir eine frühe Bettzeit statt eines Läufchens.
Mittwoch morgen hatte ich mir als nächstes ausgeguggt, um ein Läufchen einzuschieben. Doch wurde das Piepen des Weckers um 4:30 Uhr vom Gedröhne der Wassermassen, die das Dach runterrauschten überlagert. Umdrehen, weiterschlafen.
No Sports today.
Aber Donnerstag bin ich dann hin und zurück gelaufen. Der Rückweg war anfangs recht fluffig, nur zum Ende hin, sackte der Kreislauf wieder ab. Da aber auch der Aufreger der Woche fürs heutige Datum zu vermelden war, küselte ich zum Teich, stellte mich kurz rein und küselte weiter zu meinem Dealer, wo ich dann mein fast fertiges MTB in Augenschein nehmen konnte. Die Kurbel, die auch in mein Rad passte bzw zu meinem Rad passte war nun da und eingebaut und es sah schick aus. Ich hab auch Fotos gemacht, aber das Kabel heut morgen nicht gefunden, sonst könnte man jetzt Fotos im Netz guggen. Die Bremsen fehlen jetzt noch und diese Woche wird es fertig sein Juchheeee!
Freitag war denn mal sportlich nix. Nur die Anreise nach Stiege. Ich wollte meinen Freund irgendwo in der Nähe von Salzgitter treffen und nun gemütlich mit der Bahn dorthin zuckeln. Auf dem Bahnsteig traf mich der Schlag: Es stand dort ein klitzekleines Bähnchen und Unmengen von Menschen wollten da rein. Gut, also eingereiht und mitgequetscht. Vor mir stand ein junger Kerl in Monteurskluft, der am Ellenbogen eine große Wunde hatte, wo der Schweiss immer schön durchlief und runtertropfte, unweit entfernt standen zwei kleine Bengel, die sich mit ihrer Bratwurst in den Zug gequetscht hatten. Der Ketchup hatte die gleiche Farbe, wie die Wunde des Monteurs. Die Luft war zum Schneiden und alle waren irgendwie leicht gereizt. Ich war nur froh, nicht mehr oft mit der Bahn fahren zu müssen und auch jetzt nur eine halbe Stunde mit der Ohnmacht zu kämpfen. Zu allem Überfluß war auch noch meine Flasche in meiner Tasche ausgelaufen. Es wies also alles daraufhin, dass mich ein Top-WE erwarten würde..
In der Hoffnung, dass es im Harz kühler wäre, fuhren wir erstmal nach Wernigerode. Da warens auch noch um die 38°C und alle Rentner dieser Welt waren hier versammelt.
Also gings weiter nach Stiege, zu unserer Ferienwohnung am See.
Eigentlich wollte ich abends um den See laufen, um die Beine ein bisschen zu lockern, aber ich hatte keine Möge. Weder für den Lockerungslauf, noch für den Ottonenlauf am Samstag.
So guggten wir nur, wo der Start war und wo man im See baden könnte.
Samstag um 5 ging der Wecker. Völlig unaufgeregt machte ich meine Verpflegung fertig, so als wenn ich 70 km laufen wollen würde. Mein Freund begleitete mich zum Start. Ca 100 Läufer sollten dort sein laut Startliste. Der Veranstalter erzählte, es wären mehrere Läufe wegen der Temperaturen abgesagt worden. Sie hätten auch überlegt abzusagen, wären aber zu dem Schluß gekommen, Ultraläufer wären vernünftige Menschen und würden sich den Lauf gut einteilen können. Ein paar Hexen hatten sich eingefunden, um uns auf den Weg zu schicken.
Ich stellte mich ganz ans Ende und zuckelte hinter den anderen hinterher. Es ging erstmal durchs offene Feld und war um 7:00 Uhr schon recht drückend, aber noch gut laufbar. Nach 5 km lief ich auf eine größere Gruppe auf, die mir manchmal zu langsam war, dann wieder Tempo anzog. Nach ungefähr 10 km kam die erste Verpflegung, wo ich durch lief und die Gruppe überholte. Vor mir war keiner. Nach kurzer Zeit liefen zwei Läufer, die Ultragazellen weiblich und männlich, auf und unterhielten mich prächtig. Geschichten vom MdS, 24 Stunden-Läufen, 100ern in der Wüste Tunesiens, die bevorstehende Querung der Atacama. Ich konnte immerhin beitragen, dass ich noch nie weiter als 52 km gelaufen wäre. Auch die Trainingsleistungen der beiden lag ungefähr beim dreifachen meiner Wochen-km. Das Tempo war definitiv zu schnell für mich, selbst wenn ich nur die 44 km laufen sollte. Inzwischen waren wir auch zu viert, ein Ex-Triathlet und Bademeister gesellte sich noch dazu, so verging die Zeit bis km 20 wie im Fluge. Ab km 20 ging es dann permanent bergab, nicht nur im Profil, sondern mit mir. Das etwas zu hohe Tempo, was eigentlich gar nicht so hoch war (26 km in 2:27 h mit 200 hm hoch und ungefähr das gleiche runter) , war wohl nicht unschuldig daran, dass ich zunehmend Probleme mit dem Kreislauf bekam. Bei der Verpflegung in Alexisbad, km 26, schwankte bereits der Bordstein. Eine Frau setzte mich in den Schatten und brachte mir Essen und Trinken.
Ich entschied, dass ich hier schon raus gehen würde. In Erinnerung war noch ein Lauf im Ahrtal bei ähnlicher Schwüle, wo ich bei einem 20 km-Lauf bei der letzten Verpflegung in einen Tisch gefallen war, weil mir schwarz vor Augen wurde.
Ich rief meinen Freund an und verbrachte die Wartezeit damit, anderen Läufern mit einer Kelle Wasser über den Kopp zu kippen. Ich war verwundert wieviele da noch kamen, tw. 40 min nachdem ich aufgehört hatte. Einige sahen schon ganz schön übel aus. Der Verpflegungsstandsvorsteher schmierte mir nen Brot mit Philadelphia und Honig. Pries jedem Läufer sein komplettes Sortiment an, von Nutellabrot über Gurke mit Himalayasalz, Waffeln, natives Olivenöl etc, eigentlich alles was man sich als Zielverpflegung wünscht.
Der Lauf an sich geht im Selketal den Wanderweg, bekannt als Selketalstieg, runter. Landschaftlich nicht unbedingt ein Highlight, aber ganz nett. Manchmal im Wald, aber auch oft auf der Strasse oder auf Feldwegen. Die Organisation ist einfach. Ein Strich auf dem Boden, daneben ein Wimpel und zwei Hexen winken. Keine Musik, keine endlose Ansprache vom Bürgermeister, keine Kilometerschilder. Die Verpflegung (in Alexisbad soll die Beste gewesen sein) war gut, soweit ich das als Selbstverpfleger beurteilen kann.
Nachdem ich diesen Lauf mit den Gesprächen hinter mir hatte, kam mir auch wieder der Verdacht, dass ich nie ein Ultraläufer werden würde (nicht das ich es wollte). Irgendwie hab ich immer das bestreben einen Lauf zu laufen. Auf die harte Tour hab ich letztes Jahr beim THF gelernt, dass man am Berg besser geht als läuft, um Körner zu sparen und auch wieder runter laufen zu können. Das kostet mich schon viel Beherrschung. Nun erzählte Frau Pink (ich nenn sie mal so, weil sie ein pinkfarbenes Top anhatte) man könne auch im Flachen gehen und sich dabei erholen. Nicht ganz einig waren sich die beiden Ultragazellen bei der Hitzegewöhnung. Frau Pink meinte, man solle möglichst oft in der Mittagshitze laufen, dann würde man sich daran gewöhnen. Herr DSQ (wurde beinah am Start disqualifiziert, weil er die Riesenstartnummer verkleinerte) meinte Hitzebeständigkeit könne man nicht trainieren. Hitze kann ich ja auch eigentlich, wenn es nicht schwül ist. Alles was ich mal in Wüsten bzw in trockenem kontinentalem Klima gelaufen bin, war ja OK. Ohne Kreislaufbeschwerden in Zeiten mit denen ich zufrieden war auf Strecken bis Marathon.
Ich werde die Laufschuhe erstmal zur Seite stellen bis die Motivation wieder da ist. Radfahren muss ich ja auch mal wieder öfter, schliesslich kommen Kasterlee und das Beachrace auch näher.
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Sonntag war ich schon früh wach und zog los, um eine Stunde in der Frische zu laufen. Nach dem Frühstück bewegten wir unsere Crosser durchs Gelände und auch über die Strassen. Ich habe selten Strassen in solch tollem Zustand erlebt. Gut, dass unser Soli so schön angelegt wird. Sollte ich mal ein RR-TL machen wollen, wüßte ich jetzt auch wo
