Hurra, dem Thread wird der Diskussionsstoff nicht so schnell ausgehen.
„Fast jeder hat damals leistungssteigernde Substanzen genommen. Ich habe nichts genommen, was die anderen nicht auch genommen haben. Betrug fängt für mich dann an, wenn ich mir einen Vorteil verschaffe. Dem war nicht so. Ich wollte für Chancengleichheit sorgen.“
Ulle hat Lance nicht betrogen und Lance Ulle nicht, ok. Da widerspreche ich nicht. Vielleicht haben sie auch nicht Oma Schäufele betrogen, die stundenlang Tour de France geschaut hat.
Aber der Profi-Radsport ist nicht nur eine Freakshow, sondern etwas, an dem sich viele Hobby-Sportler orientieren. Und die wurden von dem Verein definitiv betrogen.
Du sagst sinngemäß, der Radsport sei heute sauberer als vor 20 Jahren. Ich frage mich, woran Du diese Aussage festmachst, und ob es sich dabei nicht um Wunschdenken handelt. Es gibt heute zahllose nicht nachweisbare und hochwirksame Substanzen und Methoden. Ich halte es für unwahrscheinlich, dass die Radprofis von 1993 im heutigen Peloton eine Chance hätten.
1993 nicht, denn das ist ja schon in der Epo-Zeit drin. Aber davor möglicherweise schon. Denn auch wenn es heute viele neue Substanzen gibt, konnte man sich früher sehr viel einfacher anabole Steroide, Testosteron usw in beliebigen Mengen reinpfeifen. (Bild: http://s220.photobucket.com/user/ASi...f5371.jpg.html)
(Gerade am Beispiel Testosteron sieht man noch dazu, dass man durch den hohen Quotientengrenzwert und den Verzicht auf standardmäßige Untersuchungen auf externes Testosteron den Dopern einen weiten Spielraum lässt, den sie nicht haben müssten.)
1993 nicht, denn das ist ja schon in der Epo-Zeit drin. Aber davor möglicherweise schon. Denn auch wenn es heute viele neue Substanzen gibt, konnte man sich früher sehr viel einfacher anabole Steroide, Testosteron usw in beliebigen Mengen reinpfeifen. (Bild: http://s220.photobucket.com/user/ASi...f5371.jpg.html)
(Gerade am Beispiel Testosteron sieht man noch dazu, dass man durch den hohen Quotientengrenzwert und den Verzicht auf standardmäßige Untersuchungen auf externes Testosteron den Dopern einen weiten Spielraum lässt, den sie nicht haben müssten.)
Diese Darstellung ist schon interessant. 1991 kam der EPO Sprung mit dem "Außerirdischen" Miguel Indurain.
Delgado und Fignon sind sicherlich auch keine Unbekannten, aber die damaligen Doping Mittel waren wohl nicht vergleichbar mit EPO.
Und 2008 wurde auch noch gedopt, aber weniger hemmungslos. Mit einem Hämatokrit-Wert zwischen 40 und 50 kommst Du wohl langsamer den Berg hoch als mit einem jenseits der 50.
Aber der Profi-Radsport ist nicht nur eine Freakshow, sondern etwas, an dem sich viele Hobby-Sportler orientieren. Und die wurden von dem Verein definitiv betrogen.
Nicht nur die. Wenn ich in meine Vergangenheit zurückblicke, dann sehe ich mich als kleinen Jungen am Straßenrad stehen, darauf wartend, dass SIE endlich kommen. Die Rennfahrer. In ihren bunten Trikots, den starken Körpern. Und da kommen sie schon. Das Surren der Speichen, das Glitzern der Chrom und Aluteile. Der Kleine ist hin und weg. Allein schon wie die durch das Dorf auf der Alb pfeifen, in dem er wohnt. Wild schwenkt er seine kleine Deutschlandfahne und geht dann irgendwann nach Hause als auch die Nachzügler vorbei sind. Und träumt davon, ein Rennrad zu haben und selbst Rennen zu fahren, als Profi.
Irgendwann ist es dann soweit. Das erste eigene Rennrad. Ich fahren die Steigen der schwäbischen Alb auf und ab, immer wieder. Ich schreibe mit Kreide meinen Namen auf die Straße der Waldhausener Steige und träume vom Tourmalet. In meinen Gedanken höre und sehe ich die Zuschauer, wie sie mir zujubeln. Ich kaufte mir Bücher über die Tour de France und verschlinge sie in meiner Freizeit, die nur aus Lernen, Rennradfahren und Lesen besteht. Thurau in Gelb bei der Tour !! Ich bin hin und weg, lese alles was ich dazu in die Finger kriege.
Langer Rede kurzer Sinn: Ich wollte so sein wie die ! Das waren die Vorbilder meiner Jugend !
Wenn ich heute an den Profiradsport denke, und mir vorstelle, wie die in irgendwelchen kleinen Absteigen im Zimmer liegen und sich Blut infusionieren lassen, überkommt mich nur Ekel.
Und wenn ich sehe, wie heute kleine Jungen am Straßenrand stehen und beim Ironman den Spitzenfahrern mit ihren Aerohelmen, den wummernden Scheiben und den verspiegelten Sonnenbrillen begeistert nachschauen, dann werde ich nachdenklich. Einem Sebastian Kienle zujubeln, der gestern vielleicht noch am Blutbeutel hing und ansonsten vielleicht bis oben hin voll ist mit EPO, Wachstumshormonen, Testosteron ect. ??
Dann möchte ich am liebsten die Kleinen wegführen und sagen: Das sind keine Vorbilder !
Ich fühle mich betrogen und auf eine irgendwie komische Art hintergangen. Ich kanns nicht genau erklären, aber irgendwas wurde mir genommen.
Rennrad fahren liebe ich heute, Jahrzehnte später, noch immer. Eine Runde mit meinem Kumpel gehört nach wie vor zum Besten meiner Freizeitgestaltung überhaupt. Einen Profi hingegen würde ich heute nicht mal anschauen, geschweige denn „Hallo“ sagen !
Nicht nur die. Wenn ich in meine Vergangenheit zurückblicke, dann sehe ich mich als kleinen Jungen am Straßenrad stehen, darauf wartend, dass SIE endlich kommen. ......
Schön geschrieben. Ähnlich empfinde ich.
Ich hin von Mitte der 80er Jahre bis zum Fall Ulle bei jeder Tour vor dem Fernseher. Danach habe ich das Tour Buch zum Thema Doping im Radsport gelesen. Seit dem ist das Thema bei mir durch.
Im Triathlon Sport habe ich bei manchen Athleten und deren Leistungen ein starkes Mißtrauen.
Ich gehe aber davon aus, dass es noch genug saubere Athleten gibt. Solange Insider wie Dude, Hafu und Kurt D. mir nicht signalisieren, dass ich damit auf dem Holzweg bin, bleibe ich auf dem Standpunkt.
Einem Sebastian Kienle werde ich weiter zujubeln - im Gegensatz zu manch anderem sehe ich hier momentan keinen Grund an seiner Leistung zu zweifeln. Sein Auftreten zum Thema Anti-Doping überzeugt mich.
Das Argument liegt nicht darin, dass sie größer ist, sondern wieviel sie größer ist.
Zitat:
Zitat von Trimichi
Ich kapiers immer noch nicht, und das obwohl ich die komplette statistische Methodenlehre für Sozialwissenschaftler draufhaben sollte. Shame on me!
Also ich versteh das so:
In der fiktiven Sportart Sackhüpfen haben von 100 Profis 10 gedopt und wurden erwischt. P(Erstdoping)=0.1
Wenn jetzt von diesen 10:
- 0 wieder dopen --> sind sie vollständig geläutert P(Zweitdoping)=0
- 1 wieder dopt --> Verhalten wie die Gesamtheit --> P(Zweitdoping)=0.1
-2-10 dopen wieder --> schlechtere Quote als die Gesamtheit --> P(Zweitdoping)>0.1
Genau der Fall ist gement. Die Zahl der Zweitdoper ist mit 2-10 kleiner oder gleich der Anzahl der Erstdoper. Aber die relative Anzahl ist viel höher!
Langsam wird’s albern. Selbstverständlich kann ein Veranstalter in sein Rennen einladen, wen er möchte (auch wenn diese Freiheit Beschränkungen unterliegen kann, z.B. wenn es sich um eine Weltmeisterschaft o.ä. handelt). Veranstalter A verstößt daher nicht gegen geltendes Recht, wenn er Profi B nicht einlädt.
*offtopic* Kommt es in diesem Jahr in Roth eigentlich zum Duell Leder gegen Zäck oder war das im vergangenen Jahr?