Zitat:
Zitat von Klugschnacker
Nein Danke, Mobbing lehne ich ab. Wenn wir Ex-Doper nicht in den Rennen haben wollen, müssen wir die Regeln entsprechend ändern. Sie entgegen der geltenden Regeln durch sozialen Druck zu brechen, finde ich falsch. Letztlich ist diese Form der Lynchjustiz schädlicher als das Doping selbst.
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Zitat von Kalle Grabowski
Für wen? Den Dopenden? Unsere Gesellschaft? Den Sport? Danke für eine Antwort...
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Für unsere Gesellschaft als Ganzes. Bekanntlich werden bei uns Urteile von Gerichten gesprochen, und zwar nach einem Verfahren, bei dem Ankläger und Beklagtem gewisse Rechte zustehen.
Davon zu unterscheiden ist die Selbstjustiz. Hier macht man sich selbst zum Richter innerhalb eines Regelwerks, das man selbst aufgestellt hat. Im Wilden Westen hat man im Schnellverfahren Leute am nächsten Baum aufgeknüpft, wenn die Umstehenden von der Schuld dieser Person überzeugt waren (oder andere Gründe hatten). Keine Ermittlungen, kein Gerichtsverfahren, kein Verteidiger. War der Wilde Westen dadurch gerechter?
Klar kann man durch eine mildere Form der Selbstjustiz, nämlich der sozialen, menschlichen oder beruflichen Ächtung auf Lebenszeit soweit Druck auf einen Menschen ausüben, bis er sich diesem beugt. Dann verzichtet er vielleicht auf einen Start bei einem Rennen, zu dem er laut Reglement zu 100% startberechtigt ist.
Wir werden uns fragen müssen, wie diese Ächtung in der Praxis ausgeübt wird: Ist Totschweigen durch die Medien okay? Das Wegdrehen aller Zuschauer und Mitsportler, falls der Delinquent daherkommt? Wäre anschreien und beschimpfen am Solarer Berg ein noch akzeptables Druckmittel? Hören wir schulterzuckend weg, wenn er sich beklagt, überall Tritte beim Schwimmen zu bekommen? Werden wir gepostete Bilder mit heimlicher Genugtuung zur Kenntnis nehmen, auf denen er mit Nasenbluten aus dem Wasser steigt?
Ich meine das Ernst: Sagt doch mal, welche Formen des Mobbings okay wären, um einem Sportler entgegen dem geltenden Recht aus den Wettkämpfen zu drängen? So dass er irgendwann "freiwillig" Leine zieht? Wer für das Mobbing ist, muss sich auch zu der Grenze äußern, wie weit er zu gehen bereit ist.
Ein ähnliches, wenn auch weit schwerer wiegendes Problem haben wir mit der Folter. Sie ist in allen denkbaren Formen verboten. Manchmal ist das bedauerlich, denn so manchem Lump würde man gerne die Wahrheit aus dem Fell prügeln, wenn dafür z.B. ein Kind gerettet werden könnte. Aber wo will man die Grenze des noch Akzeptablen ziehen? Sind Ohrfeigen okay? Das Ziehen von Zähnen? Ist ein gebrochener Arm schlimm, wenn es um Leben und Tod geht? Allein die Frage nach der Grenzziehung ist ein Horror. Darum ist Folter komplett verboten.
Aus den gleichen Gründen ist Selbstjustiz bei Dopingsündern nicht akzeptabel, auch nicht in Kleinformen und Anfängen.
Grüße,
Ane