Unzweifelhaft bringt er einen Vorteil. Nur meistens sind ja die Leute, die schon sehr schnell schwimmen, diejenigen, welche sich über die "Pro Neo Leute" aufregen oder sie in die "Weichei" Ecke stellen wollen.
Aber was interessiert es einen Athleten, der 60min auf 3,8km schwimmt, ob der 1:20h Schwimmer viell 2min auf die Distanz gutmacht? Frei nach dem Motto: "Was juckt's die deutsche Eiche, wenn sich die Sau dran schubbert?" Wenn ich der 60min Schwimmer wäre, wär's mir sowas von egal was sich da hinten tut.
Da stehe ich in direkter Konkurrenz mit anderen 60min Schwimmern. Die sind der direkte Vergleich für mich. Wenn ich jetzt mal davon ausgehe, das auf diesem Level der Zeitgewinn durch den Neo viell 1 Minute oder so beträgt, gibt's für mich zwei Varianten: Entweder ich lege Wert auf diese eine Minute, dann muß ich die Pelle drüberziehen.
Oder diese eine Minute im Wasser ist mir egal. Dann mache ich es so, wie es mir am meisten taugt und schwimme ohne Neo. Und hole dafür das bissel verlorene Zeit auf dem Rad oder beim Lauf wieder raus.
Wenn es um den Sieg, quasi um jede Sekunde geht oder von mir aus auch um die Quali für Hawaii - da ist man logischerweise im Falle des Falles mehr oder weniger gezwungen in den Neo zu steigen, wenn's die direkte Konkurrenz tut. Aber wieviele von uns sind in dieser Situation? Sicher die wenigsten....
Rein theoretisch ist es doch egal, ob man Platz 576 oder 578 hat. Das interessiert maximal das eigene Ego. Und wer dann auf Platz 576 UNBEDINGTEN Wert legt - siehe oben.
Ich denke, das es den meisten, denen bei Neoverbot "die Kinnlade runterklappt" es um den psychologischen Effekt geht. Man fühlt sich einfach sicherer. (Man ist die Distanz zwar schon oft im Training geschwommen, aber für'n Hinterkopf ist es irgendwie gut zu wissen, das man mit Neo einfach sicherer ist.) Das wird der Punkt sein, warum es immer so einen Bohei um Neoverbot ja / nein gibt.
Und wie schon mehrfach in diesem Fred gesagt, ist Kälteempfinden sehr subjektiv.
Von daher gefällt mir Arne's Ansicht sehr gut. Bissel liberaler und lockerer werden und dafür Spaß am Sport haben
P.S.: Es soll auch andere Wege geben sich Vorteile zu verschaffen, als einen Neo. Da gibt's sicherlich größere Baustellen, wo nach meiner Meinung Aktion wünschenswerter wäre... Aber das ist ne andere Geschichte... und wurde hier im Forum ja schon mehrfach diskutiert.
Beispiel: ich schwimme normalerweise auf 1500m 21 Minuten. Mit Neo macht das bei mir eine Minute aus also bin ich bei 20 Minuten.
Ein anderer Schwimmer, der auf dem rad nur minimal besser ist als ich, schwimmt normal aber um die 27 Minuten bei diesem macht der Neo aber zb schon 3,4 Minuten aus. Das sind 2oder 3 Minuten die er weniger auf dem Rad raus holen muss. Und das ist nicht aus der Luft gegriffen. Erst recht im vorderen Bereich macht es meiner Meinung nach viel aus ob 1 oder 3 Minuten rausgefahren/gelaufen werden müssen.
Ich habe diese Unterschiede jetzt schon mehrmals beim ligabetrieb zu spüren bekommen. Kaum ist Neo erlaubt verliere ich ein paar Plätze. Und die die dann vor liegen sind meist diejenigen die sonst viel langsamere Schwimmzeiten haben.
Dazu muss ich nochmal betonen:ich bin selber eine absolute Frostbeule und schwimme prinzipiell vom Gefühl her auch lieber mit Neo, aber es geht zumindest bei mir auch um Leistung die ich mit anderen messen möchte und da ist es halt ein Nachteil für Schwimmer.
Ps: das dies eine kleine Baustelle ist gebe ich dir recht, zumal auf der mittel und langdistanz die schwimmstrecken nicht im Verhältnis zu den anderen Strecken stehen.
Ab vom Gesundheits und Kältethema, kurz ein wenig OT
Wenn man das Thema "Gleichberechtigung" weiterspinnt, dann muss man auch einheitliche Räder fordern.
Wenn gute Schwimmer fordern, dass nur ohne Neo geschwommen werden soll, dann könnten gute Radfahrer auch fordern, dass alle mit den gleichen Rädern fahren sollen, damit schlechte Radfahrer sich nicht Zeit "erkaufen" können.
Triathlon ist nunmal sehr technisch und hilfsmittelanfällig.
Ab vom Gesundheits und Kältethema, kurz ein wenig OT
Wenn man das Thema "Gleichberechtigung" weiterspinnt, dann muss man auch einheitliche Räder fordern.
Wenn gute Schwimmer fordern, dass nur ohne Neo geschwommen werden soll, dann könnten gute Radfahrer auch fordern, dass alle mit den gleichen Rädern fahren sollen, damit schlechte Radfahrer sich nicht Zeit "erkaufen" können.
Triathlon ist nunmal sehr technisch und hilfsmittelanfällig.
Stell’ Dir vor, es gäbe auf dem Rad ein Regenjackenverbot ab 10°C aufwärts. Für mich kein Problem, denn ich fahre mit 250 Watt. Demnach heize ich mich dabei mit 1000 Watt von innen auf, denn der Wirkungsgrad der Muskelarbeit beträgt ca. 20%. Eine andere Person fährt mit 150 Watt und heizt demnach mit 600 Watt. Das ist ein Unterschied in der Heizleistung von 400 Watt. Diese Person ist steifgefroren, wo ich mich noch pudelwohl fühle.
physikalisch richtig. Aber damit dieser Vergleich nicht hinkt, müsste die Regenjacke dann auch eine aerodynamischen Vorteil bringen, welcher den Schnitt des 150 Watters von 32 auf 34(*) bringt. Und die Temperaturgrenze für die Benutzung von Regenjacken müsste dann auch bei 20°C(*) liegen.
Zitat:
Zitat von Klugschnacker
Beim Schwimmen ist es genauso. Die Wassertemperatur wird sehr individuell beurteilt.
Es geht ja nicht darum wie man das beurteilt, sprich empfindet, sondern wie die Auskühlung tatsächlich ist, und ab wann Beeinträchtigungen oder sogar Gesundheitsgefährdungen eintreten.
Beides ist sehr gut berechnebar bzw. bekannt. Die Grenztemperaturen für die Benutzung von Neoprenanzügen liegen aber weit oberhalb dieser Werte.
Zitat:
Zitat von Klugschnacker
Eine Regel, die alle über einen Kamm schert, schadet mehr als sie nützt.
Im Sinne der Einfachheit scheren die meisten Regeln alle über einen Kamm: Im Triathlon gibt es keine Gewichtsklassen, beim Turnen oder Turmspringen keine Bonuspunkte, die von der Körpergröße abhängen, beim Basketball zählt der Treffer vom 1,59m großen Muggsy Bogues genau so viel wie der von Dirk Nowitzki. Und das ist auch gut so, denn sonst würde man vor lauter Studium der Tabellen gar nicht mehr zum Wettkämpfen kommen, Ka- und Schiris wären noch schwerer zu motivieren.
Zitat:
Zitat von Homer Simpson
Da hat dich aber keiner gezwungen, den anzuziehen. Wie ich sagte: Wem's zu warm ist, der braucht den Neo bloß nicht anziehen.
Ein 55 Minuten Schwimmer hat i.d.R. viele Jahre Schwimmen trainiert, und ist gerne mal an Land nicht ganz so schnell, weil er seine ganz Kindheit und Jungend im Schwimmbad verbracht hat. Wenn die Schwimmzeit die einzige ist, mit der man ein wenig posen kann, fällt es schon sehr schwer, auf die zwei oder drei Minuten zu verzichten, die der Neo bringt, auch wenn sie in der Endabrechnung zugegebenermaßen in den allermeisten Fällen ohne Bedeutung sind.
Frag doch mal einen 4:30 Fahrer, ob er ein Problem damit hätte 4:45 zu fahren, oder einen 3:15 Läufer, ob 3:30 nicht auch genügen würden.
Zitat:
Zitat von Homer Simpson
Unzweifelhaft bringt er einen Vorteil. Nur meistens sind ja die Leute, die schon sehr schnell schwimmen, diejenigen, welche sich über die "Pro Neo Leute" aufregen oder sie in die "Weichei" Ecke stellen wollen.
Kälteempfindlichkeit hat nichts mit Weichei zu tun!
Aber man kann die "Kältefestigkeit" sehr wohl trainieren, meiner Erfahrung nach hilft regelmäßiges Schwimmtraining da schon sehr gut. Und die in dieser Diskussion schon ein paar mal (inidirekt) zitierte Speckschicht brauchen nur Kanalschwimmer.
Viele Grüße,
Christian
(*) Um diese Zeit nur geschätzt, und nicht gerechnet;-)
Es geht ja nicht darum wie man das beurteilt, sprich empfindet, sondern wie die Auskühlung tatsächlich ist, und ab wann Beeinträchtigungen oder sogar Gesundheitsgefährdungen eintreten.
Beides ist sehr gut berechnebar bzw. bekannt. Die Grenztemperaturen für die Benutzung von Neoprenanzügen liegen aber weit oberhalb dieser Werte.
Zunächst kann man die Auskühlung des menschlichen Körpers im Wasser schon ganz gut mit ein wenig Thermodynamik beschreiben.
Dann ist das an KZ-Häftlingen während der Nazi Diktatur sytematisch untersucht worden (weil man wissen wollte wie lange abgestürzte/abgeschossene Piloten im Wasser überleben) Perverserweise wurden dafür die Opfer vor den Versuchen ausreichend ernährt.
Die physiologischen Effekte - ab der Körpertemperatur lässt die Koordination nach, bei der Temperatur leistet der Muskel nur noch so und so viel Prozent - sind ganz gut bekannt. Die Zeiten sind erstaunlich lang. Danach müsste ich bei Interesse mal etwas suchen.
Und dass die "Kältefestigkeit" ähnlich wie beim Radfahren in erster Linie eine Funktion der Geschwindigkeit und damit der erbrachten Leistung ist, kann man sich bei jedem Freiwasserschwimmen über 5km oder 10km auf dem Siegertreppchen ansehen: Da stehen dann wirklich schmächtige Bubis, die die 5km bei 18°C ohne Neo in einer Stunde runterballern.
Beispiel: ich schwimme normalerweise auf 1500m 21 Minuten. Mit Neo macht das bei mir eine Minute aus also bin ich bei 20 Minuten.
Ein anderer Schwimmer, der auf dem rad nur minimal besser ist als ich, schwimmt normal aber um die 27 Minuten bei diesem macht der Neo aber zb schon 3,4 Minuten aus.
Du schneidest alle schlechten Schwimmer über einen Kamm. Ich schwimme mit Neo ca 1:20 und ohne ebenfalls 1:20. Schlechte Schwimmer haben nicht immer Probleme mit der Wasserlage.
Insofern verliere ich mit Neo ca. 1 Minute durchs ausziehen. Als ich mit LD angefangen habe hat mir meine Frau einfach einen Neo gekauft. Die ODs bin ich auch bei 16° Wassertemperatur im Woog ohne Probleme durchgekommen.
__________________
PB
07.08.2011 2:10:31 Summertime Tri Karlsdorf KD
10.06.2012 5:03:16 Challenge Kraichgau MD
08.07.2012 10:38:13 IM FfM
12.03.2017 42:40 Bienwald 10K
12.03.2017 1:30:55 Bienwald HM
29.10.2017 3:15:05 FfM M
@Homer: Muskelarbeit wird erzeugt durch die Verbrennung von Glukose. Dabei wird Wärme frei, denn es handelt sich um eine exotherme chemische Reaktion. Bei einem Auto mit Verbrennungsmotor ist es ebenso.
Bei der Muskelarbeit liegt der mechanische Wirkungsgrad bei der Verbrennung von Glukose zwischen 20 und 25 Prozent. Das bedeutet, nur zu diesem Prozentsatz wird die Energie in mechanische Arbeit umgewandelt. Der verbleibende Rest wird zu Wärme.
Die Wärmeproduktion übersteigt dabei die vortriebswirksame mechanische Leistung um das drei- bis vierfache. So gesehen ist ein Muskel in erster Linie ein Ofen.
Grüße,
Arne
Aaahh, danke Arne! Würde im Umkehrschluß bedeuten: Mehr Muskelmasse - mehr warm? Oder???