Ein frisches Voigt-Interview (von der hiesigen Startseite): „Ich möchte, dass alle mir glauben“
Ich neige immer noch stark dazu, genau das zu tun.
Zitat:
Zitat von hazelman
Und jemand, der von 1992-2012 auf höchstem Niveau als Radpro unterwegs war, der muss IMHO schon seit mind. 15 Jahren das, was wir unter Moral verstehen, über Bord geworfen haben. Sonst nämlich wäre er ausgesteigen. Schon lag.
Meinst Du das auch für den Fall, dass er sauber gefahren wäre?
Ich wüsste nicht, warum er nicht fahren sollte, wenn er es sauber kann.
@dude
Was ist aus Deiner Idee geworden, die Nachtestung von Jensies alten Proben privat zu finanzieren? Ich würde mich beteiligen - aber nur bei einem positiven Ergebnis, das es nicht geben wird ...
Jens Voigt gab ja nach der Armstrong-Aberkennung nun reichlich Interviews. Das ganz klare Fazit daraus für mich - die Omerta lebt nach wie vor. Es hat sich dahingehend überhaupt nichts geändert. Die Sache ist unverändert ganz einfach, willst Du weiter im Business tätig sein, schweige (kann J.V. vom Typ her nicht), verleumde, diffamierte die Ehrlichen (ach der Tyler...) oder verharmlose zumindest (ist ja alles lange her, war eine Parallelgesellschaft, heute ist alles anders...)...
Obwohl ich J.V. sympatisch finde (so geht es nach meiner Wahrnehmung offensichtlich vielen anderen auch), sind seine Aussagen leider sehr sehr unglaubwürdig...
Er, der als langjähriger Sprecher des Verbandes der Radprofis in vielen verschiedenen Radteams in verschiedenen Ländern mehrsprachig unterwegs war, der mit Fug und Recht als bunter Hund des Profibetriebs bezeichnet werden kann, will von nichts etwas mitbekommen haben. Obwohl er seine größten Erfolge (u.a. TdF-Etappensiege; Gelbe Trikot bei TdF) zur Hochzeit des Dopings erring und zu dieser Zeit mind. 90 % alles TdF-Teilnehmer dopten, will nie gedopt und trotzdem erfolgreich gewesen sein, obwohl er immer wieder selbst betonte nicht zu den talentiertesten zu gehören? Auch ohne Beachtung der dagegenstehenden Zeugenaussagen, sind J.V. Interviewaussagen der letzten Wochen m.E. ganz weit weg von der Wahrheit.
Mir sind keine Zeugenaussagen bekannt, die wesentlich über "ich glaube ..." hinausgehen.
Da gibt es bereits die glaubhafte Aussage von J.Jaksche bzgl. der Tour 1998 (Du weist schon - die Weitergabe des Statements mit dem Vergraben) sowie die Aussagen von Jaksche und Hamilton zur Zeit bei CSC. Beide sind im Gegensatz zu Voigt "draußen" und für mich glaubwürdig.
Dass Voigt nicht zu den Oberdopern wie z.B. L.A. oder J. Ullrich gehört, ist gut möglich - aber immer vollkommen ungedopt und vor allem von nichts gewusst und nichts mitgekommen zu haben, halte ich für gradezu lachhaft. Denn Voigt ist nicht blöd und dies müsste man m.E. sein, wenn seine Behauptungen zur völligen Unkenntnis stimmen sollen. Zudem ist er einer der besten Kenner der Profiszene.
Das mit dem Vergraben könnte man als Scherz auffassen.
Versetze Dich mal für einen Moment in folgende Lage:
- Du bist Radprofi.
- Du liebst den Radsport.
- Du lehnst Doping ab - wie wir fast alle.
- Du bist auch ohne Doping recht erfolgreich.
- Auch wenn es nicht für die ganz großen Siege reicht, kannst Du sehr gut vom Radsport leben.
- Du hast nichts anderes gelernt(?).
Wenn man in so einer Situation ist, kann man sich m.E. kaum anders verhalten als Jens.
Egal, wie viel Du vom Doping anderer weißt, Du hast praktisch keine Chance, etwas dagegen zu unternehmen, ohne Deinen Job zu verlieren.
Du kannst zwar sagen, dass Du gegen Doping bist, nie gedopt hast und nie dopen wirst, aber Du kannst keine Doper auffliegen lassen, ohne Gefahr zu laufen, dass es auch Mannschaftskameraden / Freunde trifft.
Daher ist es besser, wenn Du Dich aus solchen Geschichten so weit wie möglich raushältst. Was Du nicht weißt, belastet Dich auch nicht. Doper werden auch wenig Neigung haben, Dich detailliert über ihr Tun aufzuklären.