Ich arbeite in einem mittelständischem Unternehmen in der Möbelindustrie dessen Exportanteil bei ca. 2/3 des Gesamtumsatzes liegt. Export in die Eurozone machen 2/3 des Gesamumsatzes aus , macht also einen wichtigen Anteil aus.
Hier profitieren wir zum einen davon, dass es keine Währungsschwankungen gibt, für die Rückstellungen gebildet werden müssen . Zum anderen hat Deutschland durch seine hohe Produktivität ( die natürlich selbst erarbeitet ist ) einen echten Konkurrenzvorteil. Früher haben weniger produktive Volkswirtschaften ihre Währung entwertet ( aus versch. Gründen )um u.a. die Konkurrenzfähigkeit der Binnenwirtschaft zu erhöhen.
Im Moment steht z.B. die Schweiz unter massivem Preisdruck, weil der Franken gegenüber dem Euro so stark ist u. damit Schweizer Produkte sehr teuer für uns sind. Folge sind Preissenkungen, um gegen EU Konkurrenten bestehen zu können! Hieran sieht man, dass ein starke Währung nicht immer ein Vorteil sein muss.
Aufgrund der positiven wirtschaftlichen Entwicklung ist mein Arbeitsplatz sicher u. es wird massiv investiert ( z.B. in Gebäude u. Maschinen ). Dies führt wieder zu Aufträgen bei örtlichen Handwerkern u. Firmen. Die Beschäftigungsquote ist in Deutschland in den letzten Jahren gestiegen. Dadurch ist die Kasse der Arbeitslosenversicherung gut gefüllt u. wir konnten die erste Bankenkrise relativ glimplich überstehen. Die USA beispielswiese hat eine Arbeitslosenquote von über 8%, wir 6,5 , schau dir mal das Verhältnis in den 80ern an.
Ein Problem besteht darin, dass in Deutschland in den letzten 10-15 Jahren die Produktivität viel stärker gestiegen ist als die Einkommen der Arbeitnehmer! Dadurch konnten Deutsche Produkte auf dem Weltmarkt vergleichsweise günstig angeboten werden.
Was lernen wir daraus? Mit Lohnerhöhungen retten wir die Weltwirtschaft u. stärken zusätzlich die Binnenkonjunktur, womit wir wieder weniger Abhängig von den Exporten werden, GENIAL.
Leider sieht das mein Chef wohl etwas anders .... jedem ist halt sein Hemd das nächste.
Hallo Teuto Boy,
möchte noch was sagen zu deiner Antwort auf meinen Kommentar.
In deinem Fall, so wie du es schilderst, ist der Euro wohl ein Segen. Kann das so nachvollziehen.
Ich könnte jedoch nach wie vor ohne Euro leben und bin überzeugt, dass es an meiner Situation nicht viel ändern würde. Das wollte ich im Grunde sagen. Arbeite auch nicht in einer Branche, in der es auf Handel bzw. Export ankommt.
Es kommt halt darauf an, wie man lebt und sein Geld zum Leben erwirbt. Ein Banker in Frankfurt sieht das Thema Euro mit anderen Augen als die Krankenschwester in einer Kleinstadt. Was die finanzielle Unterstützung der Länder wie Griechenland und Spanien anbelangt, sind aber beide gleich betroffen.
Es geht mir gut und ich beschwere mich nicht. Das habe ich der Tatsache zu verdanken, dass ich in Ausbildung und Studium investiert habe und mir mit Arbeit keinen großen Stress mehr mache. Habe der großen Karriere Adieu gesagt. Damit lebt es sich für mich entspannter, ich bleibe (hoffentlich) gesund und ich habe viel Zeit für alles mögliche.
Dann bezeichne ich es als großes Glück, in Deutschland zu leben. Ich bin mir bewusst, dass es uns hier verdammt gut geht.
Ob es nun Sinn macht, Länder wie Griechenland und Spanien mit hohen Summen finanziell zu unterstützen, kann ich nicht beantworten. Weiß ich echt nicht. Zu dem Thema bekommst du von fünf Wirtschaftswissenschaftlern wahrscheinlich fünf verschiedene Meinungen.
Einerseits denke ich, dass es solidarisch wäre, eben weil es uns gut geht. Andererseits meine ich jedoch, dass die Kohle im eigenen Land für sinnvolle Projekte im sozialen Bereich oder bei der Frühförderung und Betreuung von Kindern sinnvoller und vor allem nachhaltiger angelegt wäre.
Einerseits denke ich, dass es solidarisch wäre, eben weil es uns gut geht. Andererseits meine ich jedoch, dass die Kohle im eigenen Land für sinnvolle Projekte im sozialen Bereich oder bei der Frühförderung und Betreuung von Kindern sinnvoller und vor allem nachhaltiger angelegt wäre.
Warum geht es uns denn so gut? Das ist das Ergebnis jahrzehntelanger "Fleißarbeit". Und das sollen wir jetzt einfach herschenken, nur weil einige Länder mit Hilfe der Einführung des Euro eine große Party gefeiert haben?
[kleiner Exkurs: vor Einführung des Euro mußten viele Länder deutlich höhere Zinsen zahlen aufgrund Abwertungsrisiko ihrer Währungen, schwächerer Wirtschaftsleistungen usw. Mit dem Euro wurde diesen Ländern über Nacht eine stabile Währung mit teils deutlich niederigerem Zinsniveau gegeben. Die Folge war, daß sich zu den ungewohnt niedrigen Kreditzinsen massiv verschuldet wurde, was aber oft nicht zu sinnvollen Investitionen genutzt wurde, sondern in Konsum geflossen ist, also grob gesagt verpraßt wurde. Ist jetzt ein bißchen platt und plakativ, aber im Grunde ist es mehr oder weniger so gelaufen.]
Und jetzt die Dreistigkeit besitzen, uns als unsolidarisch zu bezeichnen, nur weil wir es wagen, eine ausufernde, endlose, unkontrollierte Hilfe zumindest mal zu überdenken? Das ist doch ein Witz. Solidarität und Hilfe sind o.k., aber es muß doch im Rahmen bleiben.
Warum geht es uns denn so gut? Das ist das Ergebnis jahrzehntelanger "Fleißarbeit". Und das sollen wir jetzt einfach herschenken, nur weil einige Länder mit Hilfe der Einführung des Euro eine große Party gefeiert haben?
[kleiner Exkurs: vor Einführung des Euro mußten viele Länder deutlich höhere Zinsen zahlen aufgrund Abwertungsrisiko ihrer Währungen, schwächerer Wirtschaftsleistungen usw. Mit dem Euro wurde diesen Ländern über Nacht eine stabile Währung mit teils deutlich niederigerem Zinsniveau gegeben. Die Folge war, daß sich zu den ungewohnt niedrigen Kreditzinsen massiv verschuldet wurde, was aber oft nicht zu sinnvollen Investitionen genutzt wurde, sondern in Konsum geflossen ist, also grob gesagt verpraßt wurde. Ist jetzt ein bißchen platt und plakativ, aber im Grunde ist es mehr oder weniger so gelaufen.]
Und jetzt die Dreistigkeit besitzen, uns als unsolidarisch zu bezeichnen, nur weil wir es wagen, eine ausufernde, endlose, unkontrollierte Hilfe zumindest mal zu überdenken? Das ist doch ein Witz. Solidarität und Hilfe sind o.k., aber es muß doch im Rahmen bleiben.
Sorry, wen meinst Du mit "viele Länder", die Partys gefeiert, Kredite verprasst haben und jetzt ausufernde Hilfe von DE erwarten?
Für Spanien z.B. liegst Du mit Deiner Party-Einschätzung und fehlenden Fleisses als Ursachen (Xmal)meilenweit daneben. Man muss sich schon die Mühe machen, die wirtschaftliche Entwicklung der einzelnen Länder konkret anzuschauen. Falls Du daran interessiert bist, zeigt dieser Artikel, wie falsch Du mit dem obigen Beitrag zu Spanien in der Sache (der nachweislichen Staats-Schuldenentwicklung seit dem Beitritt zum Euroraum z.B.) liegst. Ein kleiner Auszug daraus:
"Am Vorabend der Finanzkrise konnte Spanien in nahezu allen finanzpolitischen Kennzahlen bessere Werte vorweisen, als Deutschland, Frankreich oder Großbritannien – das Wirtschaftswachstum und der Haushaltsüberschuss waren höher, die Staatsverschuldung niedriger. " .........
"Im Sommer 2009 steckte Spanien zwar in einer Krise, die Lage war jedoch keinesfalls aussichtslos. Seit der Euroeinführung hatte Spanien – anders als beispielsweise Griechenland oder Portugal – seine Staatsschulden schrittweise abgebaut. Im Krisenjahr 2008 betrug die spanische Schuldenquote lediglich 40,1% und lag damit fast zwanzig Prozentpunkte unter den Maastricht-Kriterien. Spanien befolgte somit eine geradezu vorbildliche keynesianische Konjunkturpolitik. Auch die umfangreichen Konjunkturprogramme in den Jahren 2008 und 2009 waren sehr sinnvolle Maßnahmen, um die Krise in den Griff zu bekommen. Dies sah die EU-Kommission jedoch grundlegend anders. Da Spanien 2008 ein Haushaltsdefizit von 4,5% verbuchte und die Zahlen für 2009 ein noch größeres Defizit vorhersagten, leitete Brüssel gegen Spanien ein Defizitverfahren ein und ermahnte die sozialdemokratische Regierung, die Konjunkturprogramme einzustellen und stattdessen den Staatshaushalt durch eine Austeritätspolitik zu „sanieren“.
Erst die Austeritätspolitik, die ab Sommer 2009 umgesetzt wurde, verschärfte die spanische Wirtschaftskrise dramatisch."
Wäre sowieso unfair, der jetztigen Generation von Politikern die Schuld zuzuweisen. Die baden doch jetzt nur das Ergebnis jahrzehntelanger Mißwirtschaft im Sinne von "über die Verhältnisse leben" aus. Da hat jede Regierung in der Vergangenheit seit Anfang/Mitte der siebziger Jahre ihren Anteil an der Misere. Vielleicht könnte man das jetzt hie und da etwas besser lösen, aber das Kind ist eigentlich eh in den Bunnen gefallen und jetzt geht es nur noch im Schadensbegrenzung. Ohne Euro und Finanzkrise hätten wir vielleicht noch etwas länger vor uns hinwurschteln können. So hat sich die Sache in sehr kurzer Zeit nochmal extrem beschleunigt.
Ohne Euro hätten wir die Finanzkrise - die es auch ohne Euro gegeben hätte - niemals so gut überstanden, wie es real passiert ist. Ich find's auch nicht toll, was die Eurostaaten so an Schulden aufgebaut haben (wir auch) und es ist nicht lustig, wenn wir die griechischen Staatsschulden tragen müssen, noch weniger lustig wenn Italien und Spanien dazu kommen - aber dieses Gerede von "hat uns nichts gebracht außer Ärger" in das hier einige einstimmen stimmt einfach nicht. Wir haben als Exportnation extrem viel vom Euro gehabt - und wer behauptet bei ihm wäre das anders, weil seine Firma keine Exportfirma ist und auch nicht mit solchen arbeitet, der hat grundlegendes nicht verstanden, bzw. lässt gerade außer acht, dass eine Firma immer davon profitiert, wenn rund um sie rum mehr Liquidität vorhanden ist. Das ganze Land ist auf den Export angewiesen, der begründet den deutschen Wohlstand.
Der Euro an sich war keine schlechte Idee - die Art der Einführung ist der Grund für die Probleme. Außerdem wurde die Gemeinschaftswährung zu Gunsten politischer Zwecke leichtfertig auch in Ländern eingeführt, die nicht bereit dazu waren. Man kann ein Land mit Inflationswährung nicht einfach in ein Land umwandeln, in dem die Währung stabil sein soll. Siehe Italien.
Zuallererst hätte es wohl eine gemeinsame Finanz- und Wirtschaftspolitik gebraucht. Und alle hätten sich wirklich an die Schuldengrenzen halten müssen - ich glaub fast kein Land hat das während der letzten 10 Jahre immer getan - wir zumindest auch nicht. Zudem waren die Prüfungen der Wirtschaftsleistungen und Finanzsituationen wohl eher nachlässig - sonst wäre Griechenland ja nie dabei gewesen.
Insgesamt macht die EU den Eindruck eine bürokratischen Monsters bei dem keiner mehr durchblickt. Vielleicht wäre es besser gewesen einfach bei der Wirtschaftsgemeinschaft EG zu bleiben. Dennoch, wenn ein Land profitiert hat, dann Deutschland.
Achja, würden wir jetzt austreten, dann wäre die Kacke hier bald so richtig am dampfen. Selbst wenn man ohne Strafzahlungen davon käme und alles Geld zurück bekäme, was uns andere Staaten schulden - unsere Wirtschaft läge in kürzester Zeit am Boden, da der DM Kurs mal sowas von durch die Decke gehen würde - so schnell könnte die Bundesbank gar kein Geld drucken! Und dann würden sehr bald viele Leute merken, wie sehr auch ihre Firma von starkem Export und starker Gesamtwirtschaftslage profitieren - und hätten dann einen echten Grund zu jammern. Im Moment geht es uns nämlich richtig gut. Das Gejammere ist realitätsfern.