Natürlich gibt es die Dicken, die aus Bequemlichkeit Fast food bevorzugen, Cola trinken weil Wasser nur für Fische und die Klospülung ist und als weiteste Gehstrecke den Weg vom Sofa zum Auto angeben.
Das ist aber ein ganz anderes Klientel als diejenigen, bei denen eine Erkrankung zum sogenannten Kontrollverlust geführt hat, oder die sich ähnlich einem Alkoholiker eben Nahrung unkontrolliert bzw. als Suchtmittel zuführen.
Während beim Ersteren der berühmte Tritt in den Allerwertesten und das Aufzeigen der Folgeschäden neben Gesundheitsbildung etwas bewirken, hilft beim zweiteren in sehr vielen Fällen nur Psychotherapie u.ä.. Der weiß, genauso wie der Alkoholiker, dass sein Verhalten nicht gesund ist, kann sich aber alleine nicht aus seiner Situation helfen.
Zwischen diesen beiden Extrembeispielen gibt es bestimmt unendlich viele Zwischen- und Mischformen. Aber niemand kann an der Supermarktkasse beurteilen, ob da nun ein kranker Mensch oder ein fauler Sack vorne in der Schlange steht. Deshalb sind pauschale Verurteilungen tabu. Aber haben wir das nicht schon in der Grundschule in anderen Zusammenhängen gelernt...
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[leaving] extending the comfort zone
Das ist aber ein ganz anderes Klientel als diejenigen, bei denen eine Erkrankung zum sogenannten Kontrollverlust geführt hat, oder die sich ähnlich einem Alkoholiker eben Nahrung unkontrolliert bzw. als Suchtmittel zuführen.
prinzipiell sprichst du natürlich durchaus Wahrheiten, aber sorry, dieser von dir genannte Kontrollverlust ist selbst herbeigeführt.
Ich verurteile pauschal auch 99% (eigentlich 100, aber erlauben wir mal ein paar Ausnahmen) aller Alkoholiker. Egal wie blöd die Situation war die sie dahin geführt hat - es war trotzdem mal eine bewußte Entscheidung zur Flasche zu greifen. Dann im Nachhinein damit anfangen, dass sie selber nicht mehr von los kommen (egal ob Alk, Essen oder was auch immer) und es so verharmlosen...
MarionR: schau mal nach Amerika. Dort findest du viele Extrembeispiele. Warum wohl?
Ich habe nicht geschrieben, dass es diesen Klischee-Dicken nicht gibt.
Ich habe geschrieben, dass "man" Menschen nicht wegen ihres Aussehens oder ihres Einkaufs an der Supermarktkasse verurteilen soll.
Hab das Warum halt begründet und ein paar Worte mehr dafür gebraucht...
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Woher kommt dieser Haß auf Dicke? Scheißt ihr auch die Penner mit Rotwein an, die Leute an der Straßenecke die rauchen, den Typ in der Wirtschaft mit ner Halben? Gibt sicher noch mehr Beispiele, wie sich Leute ihre Gesundheit selber kaputt machen (die Knie beim Laufen, zum Beispiel )
Woher kommt der Haß der Nichtraucher auf die Raucher? Oder der Veganer auf die Fleischesser? Oder... Man braucht halt genügend Vorurteile und Klischees um zum einen von eigenen Fehlern abzulenken und zum anderen um sein eigenes Lebenskonzept zu bestätigen. Wo findet man das besser als bei dem genauen Gegenstück?
Und zum anderen werden von den Medien solche Randgruppen gerne aufgegriffen um im passenden Augenblick drauf rum zu prügeln. Siehe Hartz4-Empfänger die im Ausland in Saus und Braus leben. Oder Ossis die auf Kosten der Wessis rumgammeln. Kann bei Bedarf wahllos und sinnfrei erweitert werden
Wenn sich jeder um seinen eigenen Sche*ß kümmern würde, hätte er vermutlich mehr als genug damit zu tun und die Welt wäre ein friedlicher Ort.
Ich habe nicht geschrieben, dass es diesen Klischee-Dicken nicht gibt.
Ich habe geschrieben, dass "man" Menschen nicht wegen ihres Aussehens oder ihres Einkaufs an der Supermarktkasse verurteilen soll.
Hab das Warum halt begründet und ein paar Worte mehr dafür gebraucht...
Es gibt unfassbar undisziplinierte Menschen, die sich total gehen lassen und mir als (überdurchschnittlich verdienendem) Steuerzahler sowie meiner Krankenkasse definitiv auf der Tasche liegen. Das steht ausser Frage.
Trotzdem stelle ich mich nicht hin und "verurteile" diese Menschen. Wenn überhaupt verurteile ich ihr Verhalten. Es wird Gründe haben, warum diese Leute so sind wie sie sind, und wer bin ich, das ich mich für etwas besseres halten sollte? Ist jemand mit Oakley auf der Nase habe der in einer Wechselzone mit meinem Neo rumposiert irgendwie was besonderes? Nicht im mindesten.
Ich kenne so etliche selbsternannte Superathleten, die mich vom Sozialverhalten an pubertierende Jugendliche erinnern und einige Dicke, die unter ihrem Körper sehr sehr leiden, wie auch unter den Anfeindungen dieser lächerlichen Pseudoathleten und Sportspinner, auf die ich mich aber immer verlassen kann, weil sie wissen was "Solidarität" und Freundschaft bedeutet - im Gegensatz zu den egomanischen "ich kann nicht beim Umzug helfen ich muss lange Ausfahrt machen"-Jungs. Aber auch bei denen verurteile ich das Verhalten, nicht den Mensch an sich.
Oder um es zusammenzufassen: nette Dicke sind mir tausendmal lieber als nervende Sportfanatiker. Und es kann nie ein Mensch als solcher verurteilt werden, nur sein Verhalten - und das hat immer Gründe, die man erstmal verstehen sollte.
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Whatever quantitative measure of success you set out to achieve becomes either unattainable or meaningless. The reward of running—of anything—lies within us.
~Scott Jurek
Geändert von TheRunningNerd (10.07.2012 um 14:10 Uhr).
...dieser von dir genannte Kontrollverlust ist selbst herbeigeführt...
Ein ganz normaler, gesunder Teenager (austauschbar gegen Familienvater, Mutter etc.pp.) entscheidet sich in den seltensten Fällen bewusst dafür, süchtig zu werden. Was bringt den Menschen überhaupt in die Situation, Substanzen (dazu gehört IMHO auch Nahrung, gerade wenn sie mit reichlich im Gehirn wirksamen Stoffen wie Mononatriumglutamat enthält) zu "mißbrauchen"? Nicht 1 genussvolles Glas Rotwein sondern so viel davon zu trinken, dass es zur Sucht wird.
Natürlich mag der Gedanke "Der einzige Ausweg aus meiner Situation ist der Alkohol" bewusst sein. Aber wie kommt es überhaupt so weit? Unser Verhalten ist immer auch eine Reaktion auf Einflüsse, die wir selbst nicht bestimmen können.
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