Szenekenner
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Berlin Halbmarathon 2012
Es war mal wieder an der Zeit den Halbmarathon in Berlin zu laufen. Es war glaube ich meine 5. Teilnahme, wobei mein persönlicher Streckenrekord 1:27:00 aus 2008 betrug, also meine bisher zweitschnellste Halbmarathonzeit.
Den Winter über konnte ich sehr viele Kilometer laufen, 14 Wochen lief ich einen Schnitt von 100km/Woche, das ganze endete mit einer 10km Zeit im Training auf der Bahn in 37:17 Minuten, also deutliche Bestzeit.
Dies war 5 Wochen vor dem Halbmarathon. In diesen 5 Wochen nahm ich mir erstmal 11 Tage Laufpause gefolgt von 3,5 Wochen mit eher wenigen Laufkilometern sowie einem recht anstrengenden Umzug. In der Woche vor dem Halbmarathon lief ich recht ordentliche 2000m Intervalle, was mich dazu brachte mein ursprünglich anvisiertes Ziel von 1:24:59 auf 1:23:59 zu reduzieren. Inoffiziell konnte ich mir sogar eine 1:22er Zeit vorstellen, dafür hätte aber alles passen müssen!
Am Samstag vor dem Halbmarathon war fürchterliches Wetter. Es war sehr windig mit Böen bis zu 70km/h und es kam sogar zu einem heftigen Graupelschauer. Die Aussichten für Sonntag waren etwas besser.
Als ich am Wettkampftag aufstand, konnte ich meinen Augen gar nicht trauen, denn der Himmel war strahlend blau und es war nahezu Windstill.
Knapp eine Stunde vor dem Start fand ich mich im Startgebiet ein und gab recht früh meine Sachen ab, da doch recht lange Wege von den Kleiderwägen bis zu den Startblöcken zu gehen waren.
Ich entschied für für ein dünnes Skins Langarmshirt, kurze Hose und meine Lunaracer, mit denen ich schon die 10km Bestzeit lief.
Mein Plan für den Lauf war folgender:
7km 4er Schnitt
7km etwas mehr Druck
15km sub60 Minuten
Dann sehen was noch geht
Startgewicht: 75,5kg, also 4,5kg weniger als letzten Herbst bei der bisherigen Bestzeit von 1:26:14h.
Nachdem ich mich etwa 15 Minuten eingelaufen hatte, ging ich um 10.38 Uhr in den Startblock A. Ich war hier relativ weit hinten im Block, weiter vorne war keine Chance reinzukommen. Keine Bekannten Gesichter in Sicht, was mir ganz recht war, so musste ich mich an niemandem orientieren.
10.45 Uhr - Los geht`s!
Einige Meter bevor ich die Matte überlief startete ich meine Uhr. Das gehört schon zu meiner Taktik, denn manchmal können ein paar vergessene Sekunden am Ende für zusätzlichen Druck sorgen, sollte es eng werden für eine bestimmte Zeit.
Schon auf den ersten Metern war ich etwas angenervt, da ich recht viel überholen musste und sich auch einige Läufer hier vorne befanden, die definitiv nicht in den A Block gehörten.
Insgesamt kam ich aber recht gut durch und nach der ersten Linkskurve ging es erstmal sehr lange geradeaus.
Ach ja da war noch was. Der Wind kam dann doch noch. Nicht sehr stark, jedoch von Westen, was also bedeutete, bis km9 Windschatten zu suchen!
Der erste Kilometer war nach 3:54 Minuten vorbei. Schon hier hatte ich die 3 Sekunden mehr vergessen, es waren also 3:51 Minuten, schon hier kann ich sagen, das es der schnellste Kilometer des ganzen Laufes war und gleichzeitig mein erster Startkilometer unter 4 Minuten bei einem Halbmarathon!
Das Tempo fühlte sich sehr gut an und ich hatte keinen großen Gedanken daran verschwendet, das Tempo zu reduzieren. Die nächsten Kilometer hieß es einfach nur möglichst eng überholen um hierbei nicht zu viel Kraft zu vergeuden und stetig Windschatten suchen.
Kilometer 2 verging in 3:54min, genau so wie der dritte und schon ging es durch das Brandenburger Tor und weiter auf der Straße des 17. Juni Richtung Siegessäule.
Es lief flüssig, nur ganz leichtes Seitenstechen machte sich bemerkbar. „War das jetzt doch zu schnell?“. Nach kurzer Zeit ging das aber wieder weg.
Kurz nach der Siegessäule waren die ersten 5km geschafft.
5km Zeit: 19:34 Minuten, 20 Sekunden unter 1:23:59 Endzeit!
Jetzt war es doch schon irgendwie anstrengend, aber dennoch lief es flüssig, das Tempo war schön gleichmäßig. Nach Kilometer 6 ging es am Ernst-Reuter-Platz vorbei und ich zog meine Handschuhe aus. Hier verlor ich eines meiner beiden Gels, welche ich in den Handschuhen hatte. Das andere Gel nahm ich dann bei Kilometer 8, hier stoppte ich 11:55 Minuten für die letzten 3 Kilometer, da ich zwei Schilder übersehen habe.
Der Wind war teilweise schon nervig, doch das Ende war nahe. Am linken Fuß machte sich so langsam eine Wasserblase bemerkbar, was mir nicht gefiel, hatte ich bisher in den Schuhen mit den Socken noch nie.
Kurz vor Kilometer 9 ging es auf die Schloßstraße und es war schon zu merken, das der Wind von vorne weg war.
Jeweils 3:56 Minuten für km9 und 10 führten zu einer
10km Zeit: 39:22 (5km Split 19:48)
Das pushte, denn ich fühlte mich immer noch körperlich sehr gut. Die Blase am Fuß nervte allerdings nun gewaltig, sie schien recht groß zu sein, direkt unter dem Fußgewölbe, so dass ich nur über außen über den Fuß abrollen konnte.
Zwischen km10 und 11 war ein ca. 500m langes Stück mit Kopfsteinpflaster. Jeder Pflasterstein drückte schön in die Blase rein. Normalerweise werde ich bei sowas eher langsamer, doch ich drückte durch und machte weiterhin Plätze gut!
Mein nächstes Zwischenziel war jetzt eine 15km Zeit deutlich unter 60 Minuten, tendenziell ging es gerade auf eine tiefe 59er Zeit.
Nach km11 ging es auf den Kürfürstendamm, hier konnte man es etwas rollen lassen, da es leicht abschüssig war.
Die Kilometerzeiten waren konstanz zwischen 3:56 und 3:58.
Kilometer 15 war der erste in 3:59, aber weiterhin war noch kein Kilometer in oder über 4 Minuten!
Kilometer 15: 59:08 (5km Split: 19:46)
Nun wurde es sowohl muskulär als auch Mental härter. Bis km17 hatte ich einen kleinen mentalen Hänger, da ich mir kein ordentliches Zwischenziel setzte. Es war noch zu weit um schneller zu machen.
3:57, 3:58, 3:59, die Kilometer 16-18 und ab km18 heisst es bei mir eigentlich „drücken und nochmal alles rausholen“. Entweder machten sich nun aber die fehlenden Kilometer der letzten Wochen bemerkbar, oder ich hatte bis hierhin alles richtig gemacht, denn das einzige was ich machen konnte war, das Tempo zu halten. Eine Tempoverschärfung war einfach nicht drin. Gerade hier war die Strecke auch leicht wellig,doch auch die kleinen Anstiege machten sich nun bemerkbar.
Kilometer 19 stoppte ich erneut in 3:59, jetzt im Nachhinein sehe ich, das auf der Uhr 3:59,9 steht, knapper geht es also nicht mehr unter 4 Minuten :-).
Ich mobilisierte nochmal alle Kräfte! Andere Läufer setzten zum Endspurt an, ich konnte mich an diese aber nicht festbeißen, fühlte mich stehend K.O., doch ich lief eben weiter mein Tempo, denn auch km20 war eine 3:58.
Kilomter 20: 1:19:02 (5km Split: 19:54)
Letzter Kilometer! Dieser begann mit einem abschüssigen Stück, einfach noch 900m geradeaus, bevor es in die letzte Rechtskurve ging. Das letzte Stück hatte ich mir schon vor dem Start angeschaut, damit ich ungefähr weiß, wie weit es nach der Kurve noch zu laufen ist. Es war richtig hart. Ich ärgerte mich fast, das ich nicht schneller machen konnte.
Rechtskurve, das Ziel im Blick in 200m Entfernung. Kilometer 21 in 3:58, damit war jeder einzelne Kilometer unter 4 Minuten, genial!
21 Sekunden später war es dann soweit und ich überlief nach offiziellen 1:23:22 Stunden die Ziellinie und verbesserte meine alte Bestzeit aus dem Herbst 2011 damit um fast 3 Minuten, was mich sehr happy machte (und immer noch macht :-) )
Am Ende war mir aber klar: Da ist noch mehr drin! Zum einen störte die Wasserblase doch für einige Kilometer sehr (etwa bei km16 ging sie auf, dann wurde es besser) und es fehlten einfach ein paar Laufkilometer in den letzten Wochen. Eine 1:22er Zeit könnte in diesem Jahr noch drin sein.
Als nächstes stehen die 25km von Berlin an, hier will ich versuchen unter 1:40h zu bleiben, also wieder 4min/km.
Hier noch die Platzierungen:
Altersklasse: 97
Platz männlich: 404 von 15123
Platz gesamt: 425 von 23066
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