Wie, schon wieder ein Jahr um!?
Schlimm war das ja immer, wenn Ältere früher gesagt haben: "Je älter man wird, um so schneller vergeht die Zeit." Heute wissen wir: Die hatten aber auch so was von verdammt Recht. Nicht zu fassen.
Neulich war plötzlich wieder Dezember, der zu großen Teilen des Backwahns gewidmet war. Kaum war das letzte Plätzchen ausgerollt, gab´s Bescherung und tagelang viel zu essen. Und anderem haben wir auch Freunde besucht. Mathias und Sabine sind gerade von ihrem Brasilienurlaub zurück. Den Aufenthalt in Rio hat Sabine dazu genutzt, einen Kunden zu treffen. Mein Mann nachdenklich, aber höchst interessiert: "Was verkaufst du dem denn?" Sabine norddeutsch kurz: "U-Boote." Und da die Geschäfte wohl gut laufen, überlegen unsere Freunde, das benachbarte Grundstück zu kaufen. Das Haus, das drauf steht, müsste weg und dann wäre Platz für eine 25-Meter-Schwimmbahn. Sofort sind alle Feuer und Flamme. Martin bietet an, schöne Namensschilder aus Messing auf Mahagoni beizusteuern, damit jeder seinen eigenen Spind bekommen kann. Das hätte er als Student mal in einer Werbeagentur ge´macht. Wir erzählen noch, dass wir in Hessen auf eine Doppelgarage sparen, damit wir mal die Fahrräder unter bekommen. Mal gucken, wann anschwimmen ist.
Im Moment rollen wir mit den MTBs durch die Gegend. Selbstverständlich gibt´s hier keine Berge, aber da wir uns in der Holsteinischen Schweiz befinden, ist es doch hügeliger als in Dithmarschen hinter´m Deich. Manchmal findet sich sogar ein Single-Trail. Vor ein paar Tagen hatten wir auch noch Schwein. Da ich ja kein Freund des hohen Tempos bin, rollen wir so vor uns hin und sehen einen Läufer in affenartiger Geschwindigkeit auf uns zu laufen: tadelloser Kniehub, 1A-Armhaltung, Stakkato-Rhythmus ohne jegliche Anstrengung. Einer dieser Momente, in denen man sofort den Sport an den Nagel hängen will. Im Vorbeirauschen denke ich nur: "Verdammt, Steffen Uliczka. Zum Glück läuft der in die andere Richtung!"
Am vorletzten Tag des Jahres stürze ich dann zum letzten Mal in 2011. Nachdem ich mich mehrere Fahrten lang so gut auf meinen für die Matschstrecke eigentlich ungeeigneten Reifen gehalten habe, geht´s doch noch zu Boden. Wir müssen rechts ab und ich fahre die Außenkurve. Mein Mann beschleunigt, um dann zur Abwechselung einfach mal geradeaus zu fahren. Hose kaputt, ich heil. Besser als umgekehrt.
Und obwohl es doch wirklich noch kein Jahr her sein kann, steht gestern plötzlich der Silvester-Lauf an. Die besten Kostüme werden prämiert, aber aufgrund der Kurzfristigkeit des Termins haben wir das selbstverständlich nicht geschafft. Während der ersten beiden der 5,5 Kilometer langen Strecke, laufen zwei Männer hinter mir. Der eine ist offensichtlich Triathlet, denn er erzählt begeistert, dass man jetzt auch umbuchen könne: Frankfurt auf Nizza und so weiter. "Und," berichtet er ganz euphorisch, "wenn du zum Beispiel schwanger bist, dann kannst du ..." DAS ist der Moment, in dem ich am liebsten stehen bleiben und mir die medizinischen Wunderknaben mal ansehen möchte, aber da mir der Sinn gierig nach Zitronentee steht, laufe ich einfach weiter. Nach meinem ersten Trainingslauf mit meinen neuen Laufschuhen hatte ich fürchterlichen Muskelkater über den Knöcheln, aber ansonsten sitzen die Dinger hervorragend. Irgendwie ist es aber trotzdem zäh so bei 0 Grad rumzuschlappen. Aber ich habe gutes Karma dabei. Das Mädchen hat mir ein orange-farbenes Gummi-Armband mit ironmanuk.com-Aufdruck geschenkt, das sie selber vor ihrem ersten Ironman vermacht bekommen hat. Ich trage also einen Motivator direkt am linken Handgelenk und denke, dass ich es ganz schön gut habe. Dadurch wird das Wetter nicht besser und auch nicht die Atmung, aber die Einstellung und noch beim Laufen freue ich mich auf das neue Jahr, die vielen Trainingseinheiten und Frankfurt.
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