In der Regel denke ich das die Gabe von Antidepressiva eine Therapie, bei der an den Ursachen gearbeitet wird, immer nur begleiten, aber nicht ersetzen kann. Oftmals können Antidepressiva den akuten Zustand überhaupt erst dahin bringen, das der Patient therapierbar ist, in dem er zunächstmal stabilisiert wird. Vgl. ein Gips, der dem gebrochenem Knochen hilft, zu heilen.
Es gibt aber sicher Fälle in denen ein dauerhaftes Ungleichgewicht (organischer Ursache) irgendwelcher Botenstoffe medikamentös behandelt werden muss, wenn die Lebensqualität des Patentienten sonst massiv eingeschränkt wäre. Ich kenne selbst eine mir nahe stehende Person, die vermutlich ihr Leben lang Antidepressiva nehmen muss. Sind aber, soweit ich weiss, eher seltene Fälle.
Ja, so in etwa hab ich mir das auch gedacht bzw. ist mein Kenntnisstand dazu. Danke Dir!
Wie steht es um die meines Wissens antidepressive Wirkung von Ausdauersport? Müßte man die Fragestellung nicht daheingehend ausweiten, ob man mit Steigerung des Trainingsumfanges nicht evtl. auch die Dosierung der Medikamente nach unten fahren könnte oder gar müßte? Wie steht es um die antidepressive Wirkung von Sonnenlicht? Gerade wir Triathleten bewegen uns ja i.d.R. mehr draussen als drinnen? Helfen Solarienbesuche im Winter? Sollte man die Benutzung von hohen LSF im Sommer kritisch überdenken? Wie steht es mit gezielten Ernährungsmaßnahmen, die sich nachweislich positiv auf (milde) Depressionen auswirken können. Z.B. die Zufuhr von Omega-3-Fettsäuren, B-Vitaminen und Vitamin D (hier schließt sich der Kreis zum Sonnenlicht)?
Mein leiser Verdacht, den ich aus Fällen in meinem Umfeld gebildet habe ist, dass mit medikamentöser Therapie aus Sicht der Medizin und Pharmaindustrie vor allem dauerhafte Einnahmequellen geschaffen werden und eine Heilung - sofern möglich - daher gar nicht Ziel des Ansatzes sein kann.
Ich hatte als junger Erwachsener schwere Depressionen mit schweren Suizidgedanken. Obwohl ich damals objektiv gesehen keine schwerwiegenden Probleme hatte.
Ich konnte morgens nicht aufstehen und abends nicht einschlafen, grübelte ständig, nahm die Welt nur durch einen Schleier wahr und wartete eigentlich nur auf den Tag bis ich endlich den Mut finde mich vor den Zug zu schmeißen.
Dazu kam noch Konsum von Marihuana, Amphetaminen und Kokain, obwohl das nicht übermäßig war.
Ein Neurologe hat mir dann Seropram und später Cipralex verschrieben und die haben mich tatsächlich aus dem Loch befreit. Ich fand einfach dadurch überhaupt den Antrieb mein Leben umzukrempeln und das hab ich dann auch gemacht. Die Schule abgeschlossen, mit den Drogen aufgehört, auch mit Rauchen und Sport angefangen.
Die negative Seite ist, ich kann mit dem Zeug nicht mehr aufhören. Es gibt eine Reihe von Absetzsymptomen die sehr unangenehm sind, wie ein eigenartiger Schwindel und sofort kommt auch die Stimmungslage von damals wieder auf.
Da ich kaum Nebenwirkungen verspüre und es mir eigentlich sonst blendend geht will ich auch nicht wirklich aufhören. Ich hoffe nur meine Leber hält das aus.
Vielleicht sollte ich noch dazusagen, dass ich erblich vorbelastet bin. Mein Vater, den ich seit 28 Jahren nicht mehr gesehen habe hatte auch depressive Episoden, dann kamen Drogen dazu und schwere Psychosen.
Vor kurzem habe ich gehört, es vegetiert mit seiner 85 jährigen Mutter auf einem von Katzen zugeschissenem Bauernhof und ist voll sedierenden Medikamenten.
So will ich nicht enden.
Echt?
Wahnsinn?
Und warum?
Werden die alle so gebeutelt, oder warum?
Oft gibts da garkeine rationalen Gründe. Es hilft auch nicht wenn dir jemand in den Arsch tritt und sagt, reiß dich doch mal zusammen.
Als ich die schlimmsten Depressionen hatte wurde ich noch von meinen Eltern durchgefüttert und hatte keine Verantwortung, war gesund, objektiv alles OK.
Das hilft dir in der Situation aber nichts, Depressionen sind eben eine Krankheit.
Ich fühlte mich unter Druck gesetzt ohne genau benennen zu können wovon eigentlich.
Heute verstehe ich mich auch nicht mehr so ganz, dann kam ganz schnell Job, Kinder, Verantwortung...
Ich hatte eigentlich nie die Zeit das alles aufzuarbeiten.
Ich kann nur fuer mich sprechen, und das mache ich nicht so gern, weil die Gruende sehr persoenlicher Natur sind.
Ich habe gelegentlich mit teilweise heftigen Depressionen zu tun, die die Folge von physischen und psychischen Misshandlungen im Kindesalter sind. Eigentlich komme ich damit ganz gut klar, manchmal wird es aber zuviel, dann uebernehmen die eingeuebten Muster aus der Kindheit das Kommando. Das ist dann nicht so angenehm fuer meine Selbstwahrnehmung.
Ich benoetige einen klaren Verstand, um diese Muster zu erkennen und ihnen entgegenzuwirken. Das funktioniert leider nicht so gut, wenn eine innere Stimme jede Regung des Verstandes niederschreit. AD machen, dass die Stimme etwas stiller ist und ich wieder denken kann.
Dumm waere, wenn die AD langfristig einen Mechanismus zum Aendern dieser Muster ausser Betrieb setzen wuerden - das ist das Training fuer mich. Falls das passieren sollte, muesste ich entscheiden, was wichtiger ist. Und das mag ich eigentlich nicht.
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Zitat von TheRunningNerd
...mit RLS
Ich hasse es ja, wenn Leute (ungeläufige) Abkürzungen verwenden, ohne diese jemal ausgeschreiben zu haben.
Allerdings hat mich die kurze Recherche zu RLS zu sonderbar vertrauten Symptomen gebracht. Jetzt weiß ich endlich was ich habe.