"Mit großer Bestürzung habe ich den Artikel 'Der größte Schrecken' im "Spiegel" (Nr.48 S.156) gelesen, aus dem hervorgeht, wie sehr Sie sich - und mit Ihnen ein Großteil der Funktionärsriege des deutschen Sports - gegen ein so genanntes Anti-Doping Gesetz wehren. Da man dem Präsidenten des DOSB aber nicht aufgrund von Presseartikeln schreibt, habe ich Zeit investiert und mir das Protokoll der Sportausschusssitzung durchgelesen. Daraus geht auch klar hervor – wie das Beispiel des Radsports es uns zeigt -, dass es ohne polizeiliche Ermittlungen nicht mal den Hauch einer Chance gibt, professionelle Doper oder das Netzwerk dahinter zu überführen. Ich kann durchaus verstehen, dass deutsche Funktionäre lieber gedopte deutsche Athleten als gedopte Chinesen (der Standortnachteil lässt grüßen) siegen sehen. Wer keine Sieger hat, erhält schließlich weniger Geld. Jedoch noch viel schlimmer wiegt die Tatsache der geringeren Beachtung; denn wer möchte schon prestigemäßig auf das Niveau eines Funktionärs im Curlingverband abrutschen? Weder konnte Nina Kraft (gedopte "Siegern" IM Hawaii 2004) dazu gebracht werden, Ihre Dealer zu benennen, noch ist mit bekannt, dass bisher irgendein Arzt, der in das Doping-Netzwerk verstrickt ist, seine Zulassung verloren hat, oder dass irgendein Fitnessstudiobetreiber, der sich mit Dealen die Kasse aufgebessert hat, daraufhin vor Gericht gekommen wäre. Die "durchgeknallten" Juristen aus Bayern (Zitat S.30 Winfried Hermann ) haben Recht, indem sie betonen, dass wir nur durch Razzien, Hausdurchsuchungen, Ermittlungen und gezielte Blutkontrollen Doper erwischen und nicht durch größtenteils ergebnislose Urinkontrollen, außer vielleicht einigen Junioren oder Triathleten, die zu arm oder zu dumm sind, es professioneller zu machen. Natürlich ist das ein globales Problem, wenn ich höre, dass spanische Triathleten zur Dopingkontrolle mit Vorankündigung geladen werden, dass viele Athleten im Ausland gar nicht kontrolliert werden (ich selbst z.B. bin in den V.A.E noch nie kontrolliert worden trotz regelmäßiger Aufenthalte dort), dass sich Athleten mancher Nationen falsch oder gar nicht abmelden. Bei diesen Gedanken kommt mir die Galle hoch. Ich persönlich - und hier liegt das gesuchte Rechtsgut, das ich geschützt sehen möchte - empfinde es als Verstoß gegen das Gleichheitsprinzip, mich von Gedopten besiegen zu lassen. Auch widert es mich an, im Fernsehen oder bei Veranstaltungen gedopte Athleten anzuschauen; denn hier liegt mein Rechtsgut, nämlich einen f a i r en Wettkampf bestreiten zu können oder auch anzusehen. Das Argument, Gerichte und Staatsanwaltschaften seien überlastet, kann ich nicht gelten lassen, denn sonst könnten wir gleich die Anarchie ausrufen. Uns Bürgern ist völlig klar, dass im deutschen Rechtssystem einiges im Argen liegt. Die 'strict liability' soll ja nicht ausgehebelt werden, es soll lediglich die sportrechtliche um eine strafrechtliche Konsequenz erweitert werden, bzw. nur der theoretische Straftatbestand wird die Verfolgungsmöglichkeiten eröffnen, die wir brauchen. Jemand, der mit einer Ampulle Epo erwischt wird, den will wohl kaum jemand ernsthaft ins Gefängnis bringen, die Dopingärzte dagegen sehr wohl. Ich frage mich auch, wie es sein kann, dass Pharmafirmen, die EPO in Massen herstellen, nicht dazu gezwungen werden, ihre Mittel mit einem Indikator zu versehen. Dass die Firma Amgen, einer der größten EPO-Hersteller der Welt, eine Radmannschaft sponsert, offenbart schon eine gewisse Perversion. Ich fordere Sie daher auf, trotz eines "Standortnachteils" sich für ein Anti-Doping Gesetz auszusprechen. Die Hauptverantwortung des organisierten Sports liegt nicht im Erringen von Goldmedaillen, sondern vor allem im Beitragen zur Erziehung der Jugend und zur Gesunderhaltung aller." – Faris Al-Sultan
Sorry, aber das ist in meinen Augen nix weiter als Aktionismus.
__________________ „friendlyness in sport has changed into pure business“
Kenneth Gasque
Zum Thema "Preisgestaltung Ironman":
"Schließlich sei Triathlon eine exklusive Passion, bemerkte der deutsche Ironman-Chef Björn Steinmetz vergangenes Jahr in einem Interview. Im Zweifel, so sagte er, müsse man sich eben ein neues Hobby suchen."
Sorry, aber das ist in meinen Augen nix weiter als Aktionismus.
Besser als ganz die Klappe halten. Stillhalten wird schließlich als Zustimmung aufgefasst. Und wenn Faris mit den Funktionären nicht zufrieden ist, dann Mund auf. O.K., ein offener Brief kann natürlich auch als Publicity-Maßnahme interpretiert werden. So oder so, direkte Konsequenzen wird es kaum haben, aber Gegenpositionen müssen zuerst auch formuliert werden, bevor sich evll langfristig doch durchsetzen.
Ich würde mir wünschen, wenn mehr Athleten so klar Stellung beziehen würden. Gerade die Athleten nehmen die Gegebenheiten viel zu sehr hin.
Das kann man natürlich prima interpretieren...
Diejenigen die nachhelfen, werden auf jeden Fall die Klappe halten. Die anderen machen vielleicht den Mund auf. Und selbst bei denen muss man - wie die Vergangenheit gezeigt hat - vorsichtig sein.
Statt Stellung zu beziehen würde ich an Stelle der Athleten mal Taten sehen wollen. Eigener DNA-Paß, Nennung schwarzer Schafe etc..
Ein offener Brief bewirkt leider im Funktionärsdickicht nicht mal ein Rauschen...
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Kenneth Gasque
Zum Thema "Preisgestaltung Ironman":
"Schließlich sei Triathlon eine exklusive Passion, bemerkte der deutsche Ironman-Chef Björn Steinmetz vergangenes Jahr in einem Interview. Im Zweifel, so sagte er, müsse man sich eben ein neues Hobby suchen."
Ich lerne bei der aktuellen Debatte über ein Anti-Doping-Gesetz einiges hinzu - über Recht und Gesetz, und über Lobbyismus. Zunächst einmal verwundert es mich sehr, dass man zur strafrechtlichen Verfolgung von Sportbetrügern überhaupt neue Gesetze braucht. Doping ist Betrug, zum Teil sogar im großen Stil. Und damit meine ich nicht das internationale Geflecht aus Spezialisten, Beschaffern und Wegguckern. Das sowieso. Im großen Stil erfolgt doch auch das Doping auf der Ebene der Athleten, wenn es dabei um Millionen geht wie bei den Radstars. Und gegen Betrug soll es in Deutschland keine Gesetze geben? Das kann ich kaum glauben.
Lasst uns eine Autoknackerbande gründen! Wir machen eine schöne Satzung, wählen einen Präsidenten und erzählen dem Staat, wir bestrafen uns schon gegenseitig selber, er möge sich bitte raushalten. Wenn das klappt, nennt man das "Lobbyismus". Das ist eine Art Gehirnwäsche, verbunden mit einem ziemlich unverschämten System an kleinen Gefälligkeiten, wie es in der Politik üblich ist.
Doping ist Betrug, das ist der Kern der Sache. Dafür brauchen wir keine neuen Gesetze. Wir müssen nur den Betrug auch als solchen verfolgen. Die ganze Debatte mit dem neuen Gesetz wird doch nur dadurch möglich, dass wir uns aufschwatzen lassen, dass der Betrug im Sport eine Spezialform des Betrugs sei, die nicht so schlimm wäre und die den Staat (das sind wir) nichts anginge. In Wahrheit ist es ganz trivialer Beschiss.