Bei einem Siedewasserreaktor werden die Steuerstäbe von unten zwischen die Brennstäbe eingeführt. Dafür ist ein (wie auch immer gearteter) Antrieb notwendig. Ist er defekt, fallen die Steuerstäbe evtl. unten raus. Ich bin da aber nicht sicher.
In der Regel werden die Steuerstäbe elektrisch betrieben ein- und ausgefahren. Als Notsystem gibt es dann eine Hydraulik, die über Druckbehälter als quasi selbstsicherndes System funktioniert, also keinen weiteren Antrieb braucht, sondern gar nicht anders kann, als die Stäbe wieder einzufahren.
Blöd wird's, wenn wie in Tschernobyl die Führungen für die Steuerstäbe aufgrund der Hitze schon leicht verzogen sind und der Mechanismus dann klemmt....
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Kenneth Gasque
Zum Thema "Preisgestaltung Ironman":
"Schließlich sei Triathlon eine exklusive Passion, bemerkte der deutsche Ironman-Chef Björn Steinmetz vergangenes Jahr in einem Interview. Im Zweifel, so sagte er, müsse man sich eben ein neues Hobby suchen."
Die Frage mit den Steuerstäben stellt sich nur im Reaktor selbst (also im Reaktordruckbehälter).
Die sind derzeit in allen Blöcken (1-3) unter Kontrolle, d.h. daß die Nachwärmeabfuhr funktionniert.
Das größere Problem ist in Tat der Block 4. Dort waren die BE (Brennelemente) aufgrund der laufenden Revision ausgelagert und befanden/befinden sich im BE-Becken. Dort gibt es keine Steuerstäbe die ein- und ausgefahren werden. Als "Neutronenfänger" dienen die Lagergestelle selbst, die für gewöhnlich aus Borstahl sind.
Der aktuelle Wasserstand im BE-Becken ist unbekannt bzw. es gibt unterschiedliche Angaben. Jedenfalls ist die Kühlung ausgefallen und das führt zu einem Schmelzen der BE. Ob das vergleichbar oder schlimmer oder weniger schlimm als eine Kernschmelze ist, weiß ich noch nicht.
Gut ist es jedenfalls nicht - zumal es wahrscheinlich ist, daß die Zirkonium-Hüllrohre der BEs dann anfangen zu Brennen und damit die Freisetzung beschleunigt wird.
@Meik: Ich weiß, das ist ein Widerspruch zur Aussage der Rekritikalität. Hab halt was dazugelernt.
@Kalle: Wenn die Brennelemente schmelzen, dann ist das doch ne Kernschmelze, oder? Kernschmelze beschreibt ja keine nukleare Kernverschmelzung, sondern genau den Vorgang, wenn sich die Brennelemente verfluessigen.
Wenn im Abklingbecken die Gestelle als Neutronenfaenger dienen, dann bedeutet das doch, dass es auch bei den Brennelementen nur um die Nachzerfallsprodukte geht, oder? Und da frag ich mich halt, ob die nach Wochen im Abklingbecken noch fuer ne Schmelze ausreichen. Ich meine vor etwa einer Woche gelesen zu haben, dass die kritische Zeitspanne die ersten 10 Tage waeren. Ich kann das jetzt in der Flut von Artikeln aber nicht mehr finden.
@Drullse: Stimmt, wenn da Wasser ist, dann geht's hoch. Aber steht das Kraftwerk nicht auf Fels? Jetzt frag mich nicht wo ich das gelesen haben - lost in too much information. Da ist ja dann vll nur sehr wenig Wasser drin. Um die Trinkwasservorraete vor Ort mach ich mir gerade weniger Sorgen, die Region ist IMHO die naechsten Jahrzehnte nicht bewohnbar.
Was aber bezüglich der Elemente in den Abklingbecken noch fehlt ist die Angabe der Restaktivität/Nachwärmeproduktion.
Das läßt sich IMHO u.a. deswegen sehr schwer sagen, weil in den Blöcken 4-6 ja aufgrund der Revision auch teilabgebrannte BEs in den Abklingbecken lagern. Deren Restaktivität läßt sich soweit ich weiß nur über Wahrscheinlichkeiten ermitteln - sie ist aber in jedem Falle höher als die von komplett abgebrannten BE.
Zur Frage wie lange die Nachwärmeproduktion dauert bis endlich "Ruhe" ist:
Das ist vermutlich recht unterschiedlich je nach BE-Typ und natürlich auch je nach Abbrand.
Als "Größenordnung" würde ich Folgendes annehmen:
In einem Dokument der RSK steht was davon, daß in Deutschland wohl z.B. ein Castortransport frühestens nach 5 Jahren erlaubt ist. Nach dieser Zeit ist davon auszugehen, daß die Wärmeentwicklung so gering ist, daß sich die BE auf max. 164 Grad aufheizen und damit Verformungen durch Blisterbildugn etc. ausgeschlossen sind. (Seite 14)
Ging allerdings um Brennelemente des Forschungsreaktors München II.
Trotzdem keine gute Nachricht im Hinblick auf Japan.
Luft anhalten und Daumen drücken.
Geändert von KalleMalle (18.03.2011 um 08:34 Uhr).
In einem Dokument der RSK steht was davon, daß in Deutschland wohl z.B. ein Castortransport frühestens nach 5 Jahren erlaubt ist.
in irgendeiner Sendung (Abenteuer Forschung?) wurde gesagt, die abgebrannten BE lagern (in deutschen AKW) 4-5 Jahre im Abklingbecken
Zitat:
Zitat von Klugschnacker
Im Moment haben die dort arbeitenden Techniker eine Belastung von 400 Millisievert pro Stunde! Summiert sich das auf 1-2 Sievert, dann sterben 10% innerhalb der nächsten 30 Tage. Bei 6-10 Sievert liegt die Todesrate bei 100% innerhalb der nächsten 30 Tage.
Eine vielleicht doofe Frage, aber in den Medien wird der Zeitbezug ("pro Stunde") nicht immer genannt und ich bin verwirrt.
Kann man so rechen:
0,4 Sv/h * X h = aufgenommene Strahlendosis in Sv?
dann wären die tödlichen 6 Sv ja schon nach 15 Stunden Arbeitszeit dort erreicht?
@Kalle: Wenn die Brennelemente schmelzen, dann ist das doch ne Kernschmelze, oder?
Naja - rein sprachlich gesehen ist ne Kernschmelze halt, wenn der (Reaktor-)Kern schmilzt und nicht wenn das BE-Lager schmilzt.
Meine Hoffnung ist im Moment, daß ein Schmelzen der BE im Abklingbecken weniger dramatisch ist, weil die dort weniger dicht gepackt stehen und damit die "Energiedichte" geringer ist.
Ist aber an dieser Stelle reine Vermutung !!
Ich zitiere mal die taz:
"...Denn nach Angaben der GRS lagert auf dem Gelände von Fukushima I so viel atomares Material, dass damit insgesamt etwa 15 Atomreaktoren betrieben werden könnten. "Von der Menge des nuklearen Materials ist das ein Vielfaches von Tschernobyl", sagt Dokter. "Und das ist sehr konservativ gerechnet." Das Münchner Umweltinstitut kommt bei seinen Rechnungen sogar auf "mindestens die 120-fache Menge an radioaktivem Material" im Vergleich zu Tschernobyl."
hier ein Link über die Leistungsfähigkeit (Restwärme) des zerstörten Fukushima Reaktors 1,2,3 Die Kühlung muss über Jahre aufrecht erhalten werden.
Kann man so rechen:
0,4 Sv/h * X h = aufgenommene Strahlendosis in Sv?
dann wären die tödlichen 6 Sv ja schon nach 15 Stunden Arbeitszeit dort erreicht?
So ist es, die Wirkung summiert sich auf. In der Praxis sieht das so aus, dass ein Arbeiter beispielsweise nur 15 Minuten lang eingesetzt wird. Ein Gerät am Körper zeigt an, welche Dosis sich bereits aufsummiert hat.
Man kenn das aus Tschernobyl: Ein Arbeiter macht sich bereit; er hat einen Schutzanzug an und lässt sich die genaue Aufgabe und die räumliche Position erklären. Dann geht (rennt) er los und sucht seine Einsatzstelle, etwa eine Schweißnaht an einem Rohr. Das kann in völliger Dunkelheit liegen, am Ende eines von Explosionen zerstörten Gebäudes. Dort angekommen sucht er das Werkzeug des vor ihm anwesenden Arbeiters und orientiert sich bezüglich seiner Aufgabe. Dann schweißt er ein paar Minuten, legt das Werkzeug ab und flüchtet zurück.