Zitat:
Zitat von Pippo
Aber: Die WOM - Leute haben doch hoffentlich ihr Wissen nicht nur aus dem Netz!
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Ich antworte nur mal ausweichend:
Vor einigen Jahren (najagut, können auch n paar mehr gewesen sein, schätze mal so grob 20) kam grad n frisches Moppet einer hier nicht näher zu bezeichnenden Marke zum Volk.
Nachdem die ersten Pressevorstellungen gelaufen waren, standen alle Zeitschriften voll mit der Erkenntnis, dass der Hobel als erstes mit den Fussrasten aufsetze.
Damals verbreitete sich ja noch nix so lauffeuerartig übers Internet wie heute, daher sprach es sich nur langsam rum, dass die Hütte nur im Stand mit den Rasten aufsetzen würde, wenn man sie auf die Seite neigt statt sie wirklich im Fahrbetrieb in die Kurve zu werfen.
Beim Fahren, wenn der Hobel nämlich durch Fahrergewicht und Zentrifugalkraft einfedert, war zuerst der Hauptständer am Aspalt;- lange ehe die Fussraste aufsetzte...
Wennst heut ne Zeitung machen willst, brauchste ne verdammt gute Idee, die möglichst vorher noch keiner hatte undn aussergewöhnliches Konzept.
Du brauchst Kohle und n Haufen Leute.
Vielleicht kriegste n paar Einladungen, aber hinkommen musste dennoch selbst und mit Glück kannste dir n paar Stullen vom Buffet fürn Heimweg einstecken, aber lang überleben kannste alleine davon nicht, aufm Hin- und Rückweg am Laptop n paar Pixel zu verschieben und wichtig dabei zu gucken.
Nen Schwarm von 50 festangestellten Leuten im Redaktionstower mit 14Stockwerken, die alles testen, beäugen, fotografieren und darüber schreiben gibt es nicht.
Die Kunst ist, mit drei Leuten (und vielleicht n paar weiteren, die für n paar Zeilen n paar Groschen kriegen) so zu tun als seiens dreissig und wenn von den Dreien nicht noch knapp 100% nen Nebenjob erledigen, um n paar Taler in die Tasche zu spülen, isses n guter Schnitt.
N guter Zweiradmechaniker wird im Allgemeinen kein fähiger Journalist undn guter Journalist hat von seinem Job Ahnung (und ne gute Resistenz gegenüber den Forderungen des Chefredakteurs wegen der Quote), aber vom Fahrrad erstmal nicht mehr als vielleicht n durchschnittlicher Stammtischpräsi, wie er beim Brägel regelmässig in die Schlagzeilen kommt.
Woher soll nu also die Weisheit, die wir aus den Gazetten entnehmen, kommen?
KTzG könnts beantworten: Copy&Paste, was halt die Industrie einem so an die Hand gibt.
Testen? Was einem die Hersteller halt so bei nem Pressetermin oder auf ner Messe hinstellen.
In einer der letzten TOUR-Hefterln war die Montage von ner Kette beschrieben (habs nedd selbst gelesen, weil so Technikmist überspring ich geflissentlich, da erfahr ich in ner Zeitschrift nix Neues);- abgebildet war eine der neuen, laufrichtungsgebundenen 10fach-Ketten von nem japanischen Hersteller, der mit S anfängt und mit himano aufhört.
Nu les ich gestern in der aktuellen Ausgabe der Postille, dass sich einer in nem Leserbrief drüber auslässt, dass die Kette aufm Bild falschrum montiert ist.
Tatsache, warse, und keiner hats gemerkt.
Ok;- ist natürlich zu entschuldigen, die Aufmerksamkeit gilt sicherlich eher gigantischen Mammuttests wie dem der Rahmen im Märzheft.
Oder?
Ich sag nur eins: wenn ich in eins dieser Hefterln reingucke, krieg ich regelmässig nen tierischen Hals und einige hier wissen, warum.
Das aber jemandem en detail zu erklären, der in der Materie nicht drinsteckt, würde wahrscheinlich die fünffache Seitenzahl des eigentlichen Heftes erfordern...
Wenn ich n italienischer (zB.) Rahmenhersteller wär, würde ich jedenfalls auch keinen Rahmen zum grossen Testreigen schicken und ich kenne einige Marken, die ebenfalls keine Zeitschriften (mehr) mit Material ausstatten.
Mir persönlich isses bei ner Fahrradmarke wichtiger, dass sie gute Räder oder Rahmen (alternativ können wir auch "Fahrradkomponenten" hier einsetzen) baut und ihre Resourcen dafür einsetzt und weniger dazu, irgendwelchen Schreiberlingen deren Job zu erklären oder was sie drucken sollen.
Nicht zu reden von jenen, die ihre Räder gleich nach den Testkriterien von Zeitschriften bauen...
