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Zitat von FinP
Die Einzelhändler preisen meiner Meinung nach zu hoch aus, um dann großzügig Rabatte gewähren zu können. Viele Hersteller spielen mit der UVP dieses Spiel mit.
Es wird ein Produkt, dass für 1,99 UVP für 1,49 verkauft wird, wahrscheinlich öfter über die Theke gehen als das exakt gleiche Produkt, dass unrabattiert für 1,49 raus geht.
Die Räder sind somit zum UVP wirklich zu teuer, nach der Rabattrunde haben sie dann ihren Marktwert erreicht (werden schließlich dann ja auch erst gekauft).
Naja, es weiß ja eigentlich jeder, was gespielt wird. Kann man sich ja drauf einstellen.
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Jain. Es gibt ja diese empfohlenen Veraufspreise.
Die sind im allgemeinen so kalkuliert, dass du als Händler gut damit leben kannst/könntest.
Abgesehen von weiter oben mal angesprochenen Eigen- und Hausmarken, bei denen die Marge aufgrund entfallenden Zwischenhandles ab ner gewissen Grössenordnung eh königlich ausfällt, kommt irgendwann die Vetriebspolitik des Herstellers ins Spiel.
Der Vertriebsleiter von Flyer (Marktführer bei Elektrorädern) meinte mal spasseshalber: "wir machen euch doch schon extra so ne miese Marge, wie könnt ihr denn da noch Rabatte geben" (dennoch verdient man an so nem Ding mehr, als bei nem Rad für die Hälfte, aber mit ner besseren Handelsspanne, womit wir wieder bei Umsatz und Gewinn wären...)
Also: Flyer (aber nicht nur) versucht, die Preise im Bereich des EVP zuhalten, damit der Kunde auch nen gewissen Werterhalt hat, sollte er sein Rad mal verkaufen oder in Zahlung geben wollen.
Dann gibts aber ganz andere, die zB. massiv in die Voroder drängen.
Man bestellt also im September all die Räder, die man im Folgejahr zu verkaufen gedenkt. Der Hersteller/Importeur ordert diese Räder dann selbst erst in Taiwan/China oder sonstwo und hält somit seine Lagerkosten gering, weshalb er den Händler wiederum mit nem Zuckerle ködert: dem Preis für diese Aktion.
Logo: keiner weiss, wie das Wetter wird oder wie ein bestimmtes Modell laufen wird, also grosses Risiko beim Bestellen.
Und diese Bikes stehen dann also beim Händler und müssen raus, weshalb der wiederum an der Preisschraube dreht.
Wenn bei uns jemand ein Fremdfabrikat in Zahlung geben will, lassen wir uns immer die Verkaufsrechnung zeigen oder steigen bei dem Deal nicht oder zu so ungünstigen Konditionen ein, dass der Kunde abspringt.
Beim ersten Kontakt aufgezeigte Veraufspreise ("...hat neu 2700 Euro gekostet...!") relativieren sich dann, wenn auf der Rechnung nur 1600Öre stehen.
Und diese Sechzehnhundert sind dann eben auch der wirkliche Marktpreis/-wert, sprich diese Räder/Marken sind wirklich überteuert, was den angegebenen bzw. empfohlenen Veraufspreis angeht.
Das liegt aber, wie beschrieben, an der Vertriebspolitik und daran hängt dann der ganze Rattenschwanz wie krankhaft zu steigernde Umsätze bei wenig Gewinn (da wenig Gewinn an der verkauften Einheit), damit einhergehend mieser Service und Verkauf mit der Brechstange.
Alleine, wenn ich bedenke, wie lang es dauert, so n Rad aufzubauen:
ich hab mal wo gejobt, da gabs im Schnitt 12 Minuten, inklusive Aufräumen, also Karton zerkleinern etc.
Heute brauchen wir problemlos ne Stunde und mehr, dann ist das Rad aber auch top und wir sind sicher, dass der Kunde nicht nach nem Tag mit nem abgefallenen Scheinwerfer wieder dasteht.
Daran sei jetzt nur verdeutlicht, wie die Nebenkosten, die bei so nem Verkauf anfallen, zu Buche schlagen. Ob ich an nem verkauften Rad fürn Tausender 300 oder nur 100Taler hab: der Aufwand für die Verwaltung und um es herzurichten ändert sich kaum, aber wenn ich nur nen Hunni daran hab, kann man sich ja sicher vorstellen, wo eingespart wird...
Weiteres Übel, dass dem Verbraucher vorgaukelt, die Böcke seien zu teuer, sind die lustigen Finanzierungsmodelle.
Im Dezember stehen sinnlos 20Räder frisch geliefert am Hof, bezahlt wird zB. im Mai.
Das kriegt man dann schmackhaft gemacht, indem man die 20Karren zu nem Preis kriegt, den fünf verkaufte Räder aus der Charge in die Kasse spülen (dafür muss man sie selbst aufbauen, wozu man ja im Winter genug Zeit hat, aber das iss auch wieder so ne Milchmädchenrechnung...).
Geht bei dem Deal zB. wettertechnisch was in die Hose (und wenn, gilt das auch für die anderen Marken, mit denen man das so nun entstehende Loch stopfen könnte...), muss man Kohle auftreiben, und die gibts nicht umsonst.
Was tut der kluge Mann also?
Genau: raushauen zu jedem Preis, denn mit jeden Tag, den die Hütten länger stehen, kostet sie nur noch mehr Geld.
Wer weiss wo und wie, kommt auf diese Weise zu Rädern, für die er weniger bezahlt, als der Händler...
Dann: krasses Ungleichgewicht zwischen Einkaufspreisen. Es kann sich keiner vorstellen, welche Klimmzüge ich veranstalte, meine Komponenten, die ich verbaue, zu tragbaren Konditionen einzukaufen.
Kauft man mehr, wirds natürlich billiger, aber alleine der Status "Einzelhändler" (unabhängig von der Abnahmemenge!) gegenüber "Fahrradhersteller" macht einige hybsche Prozentpunkte aus.
Nu kennt ja jeder das Spiel, das zwischen Onlineversendern und deren meist unsichtbaren Partnern am Laufen ist, sprich die Komponenten, die zu nem Kurs ungleich höher (wenn überhaupt) Händler-EK vercheckt werden, fallen bei der Radherstellung in der Nachbarhalle ab.
Das versaut einerseits die Preise für Einzelteile, andererseits scheinens einige Marken zu schaffen, ihre Preise trotzdem stabil zu halten, ich will aber darauf hinaus, dass beim Kunden die Wahrnehmung für den Service zwischen Hersteller und Einzelhändler, von dem er direkt profitiert, verloren geht.
Wir haben zum Glück (bzw. mit Absicht) nur sehr preisstabile Marken im Programm, die alle in Deutschland (bzw. Schweiz)gebaut werden (teils sogar die Rahmen, die meisten kaufen aber auch die in Fernost und lassen nur in Dtld. lackieren und aufbauen), dementsprechend bis auf Ausnahmefälle ganzjährig in der benötigten Konfiguration geliefert werden können, die uns mit keinen Rechenspielchen übern Löffel barbieren wollen, ne vernünftige Qualitätspolitik- und kontrolle fahren, dabei aber auch keine Sperenzchen machen, wenns wirklich mal wo hapert (lässt sich meist auch schon rein von der verkauften Menge kaum vermeiden, dasses mal Ausreisser oder Transportschäden gibt) und denen klar ist, dasses ihnen gutgeht, wenns uns gutgeht.
Ich glaube, "dieses Leben und Lebenlassen" kommt viel zu oft abhanden, komischerweise geht es aber mit den oben beschriebenen Kriterien Hand in Hand.
Wir gehen vernünftig mit unseren Kunden um und die gestehen uns die Luft (/das Geld) zum Leben zu, und bei den Lieferanten das selbe.
Wenn ein Kunde uns auspressen will, verzichten wir notfalls auf den Deal;- Kundenbindung durch Rabatte hat noch nie funktioniert;- in so nem Fall ist es kein Verlust, wenn er zur Konkurrenz (und der finanziell an die Gurgel) geht.
Wir haben Kunden seit über 20Jahren, die einschliesslich Kindern und Enkeln garantiert nicht wegen günstiger Preise kommen und ich erlebs fast täglich, dass sich Kunden trotz versprochener, üppiger Nachlässe bei nem Mitbewerber für uns entscheiden, weil wir vermitteln können, dass sie mehr bekommen als nur nen billigen Kurs.
Sowas muss man dann halt auch einhalten können, aber ich bin sehr froh, dasses in unserer Ramschgesellschaft, in dem es oft genug scheint, als wäre niemandem was billig genug, funktioniert.
BTW: Kuota und BMC wird grad teils richtig verramscht;- ich würde mich ärgern, mir in den vergangenen Jahren eines der regulär ja recht hochpreisigen und stabil gehandelten Räder gekauft zu haben.
Ein Moment der Schwäche bleibt dem Kunden länger im Gedächtnis als viele stabile Jahre...