Hm.
Blau-Weiss rautiert hätte ich noch auf der Pfanne...
Aber mal im Ernst: diese bunte Vielfalt gabs doch früher gar nicht.
Und auch keine bunten oder braunen Brooks Sättel.
Ausser Schwarz gabs nur Schwarz, Schwarz oder Schwarz.
Dieser ganze bunte Schweinkram kam doch erst in den Achtzigern langsam auf, womit ich nicht verleugnen will, dasses Ausreisser gab, die ihrer Zeit voraus waren.
Die Reifen waren Schlauchreifen, braune oder beige Flanke, schwarze Sättel, schwarze Zughüllen, schwarzes Lenkerband.
Textil von Tressoplast, Plaste von Ambrosio;- "Good Horse" kam erst später.
Die Hersteller haben für die, die es sich leisten konnten, die Bauteile wie Sattelstütze, Kurbel oder Vorbau pantografiert und wennses besonders gut meinten, gabs ab irgendwann buntes Lenkerband und im Idealfall noch mit Logo aufgedruckt für die Markenpatrioten.
Daran werde ich mir orientieren, wobei mir langsam deucht, dass das rosa Lenkerband gar nichtmal sooo übel aussieht, oder?
Irgendwie tuts mir schon leid, dass ich so viel runtergeschnitten hab, dasses schon an nem normalen Rennlenker nimmer bis oben rauf reicht...
Jo, mei, an sich sollte es heute nur ne kleine Feierabendrunde zum chillen werden, aber wie so oft kommts erstens anders und zweitens als man denkt.
Ich überleg nu grad, wie ich das nu hochzieh, denn man hätte ja mal wieder sehen können, was passiert, wenn, letztlich hats mir aber astrein getaugt und es ist ja an sich nix passiert oder kaum was oder so...
Eigentlich war ich nach ner relaxten Runde schon wieder aufm Heimweg und gerade durch die vorletze menschliche Behausung auf meinem Weg Richtung Zuhause gerollt und fühlte mich dabei wirklich nach Polen oder Rumänien versetzt.
Der Gedankensprung ist nicht weit, denn das Gehöft und alle Gebäude drumherum wird ausschliesslich von polnischen und südosteuropäischen Wanderarbeitern bewohnt, die auf den umliegenden Spargel-, Erdbeer- und Himpeerplantagen arbeiten.
Hab das im Winter glaub ich schonmal geschrieben;- das ist da, wo sie die Felder mit Warmwasser beheizen, damit das Grünzeug schneller wächst und irgendwie sieht das schon komplett aus wie in ner anderen Welt.
Abgeblätterter Putz, Gänse schnattern auf der Strasse, Autowracks, die auf der Strasse zerlegt und repariert werden, Wäsche trocknet in Bäume gehängt oder auf ner provisorischen Leine, das volle Programm Entwicklungsland mitten in Europa.
Ich dachte grad noch, dass die Blume, die eigentlich vor 2 Wochen mit mir und meiner Kurzen radeln wollte und anschliessend nach Polen in Urlaub gefahren ist, sich den weiten Weg hätte sparen können und wie deppert und sinnlos es gewesen wäre, Lampen einzupacken, ehe ich losgeradelt bin.
Nichtmal mehr 10km und ich wär zuhause, selbst das Minitool, der Ersatzschlauchreifen und die CO-Kartusche würden wieder vollkommen für die Füsse gewesen sein...
Tja, und dann kam die überraschende Wende.
Irgendwo, n paar hundert Meter hinter dem Gehöft hatte ein Schäfer seine Herde über Nacht auf ner Wiese untergebracht und nen elektrischen Weidezaun drumgezogen.
Irgendwas schien aber schiefgegangen zu sein, denn ein junges Lamm hing total verheddert in dem runtergetrampelten Weidezaun und ein Teil der Herde war bereits ausgebüxt.
Ich dachte noch, dass ich stinken werde wie n Zigeuner, wenn ich nach Hause komme und dass das Tria-Szene Forum nach Jörrrchs Eskapaden auf der Kuhweide und der gerade auf mich zukommenden Situation zunehmend zur Viecherei verkommt, aber viel mehr Zeit blieb zum Überlegen nedd.
Runter vom Rad, das auskeilende, panische Kleine gepackt und aus den Maschen des Elektrozauns befreit, von dem mir schon klar, war, dass er wohl eher nicht unter Strom stehen würde.
Derweil hüpfen, straucheln und verfangen sich um mich herum weitere der Wollknäuel über den und im Zaun, es stinkt wie Hölle und die Fliegen-, Bremsen- und Mückenplage nervt wie irre.
Irgendwann isses dann aber soweit, dass alle Tiere draussen sind und sich bereits ein paar gute Meter entlang der Strasse verteilt haben.
Natürlich rechts und links davon, denn da gibbet ja Futter.
Blöd nur, dass das Viehzeug in alle Richtungen davonspringt, sobald ich mitm Rad dazwischen durch will, um es zurück auf die Weide zu treiben.