LD finishen kann im Prinzip ja jeder gesunder Mensch, wenn es am Renntag einigermaßen läuft und man die Arbeit im Training gemacht hat. Disziplin und Charakter gehört dazu. Keine Frage. Ich war bei zwei Geburten dabei. Das scheint mir an sich heldenhafter - von der Frau natürlich.
Hawaii kann im Normalfall (ausser Lotterie etc.) natürlich nicht jeder. Dazu muss man schon schnell sein. Das können eigentlich recht wenige. Wirklich "racen" mit anderen können aus meiner Sicht noch viel weniger. Die meisten "racen" wohl eher gegen sich selbst.
TdF kann selbstverständlich auch nicht jeder. Dazu muss es der Sport Beruf sein, man muss recht gut sein in seinem Beruf und nicht nur ein Hobby machen.
Möglicherweise sind Sportler auf der Langdistanz unter vielen anderen Sportlern die "Helden" - das muss wohl jeder für sich selbst entscheiden ob er das so sehen mag. Es gibt soweit ich weiß kein Maß oder Kriterien für Heldentum. Nebenbei: Der Mythos und das heroische kommt wohl auch von so Szenen wie ner völlig dehydrierte Julie Moss krabbelnd auf Hawaii. Oder von den Hoyts (der Vater mit dem behinderten Sohn).
Eines scheint mir aber auffällig: Unsere Gesellschaft ist, was Sport/Bewegung anbelangt auf einer Skala von -100 bis +100 wohl eher im Bereich kleiner Null. Die meisten müssen erstmal was tun um überhaupt bei Null zu sein, so degeneriert ist der Laden. Da ist es kein Wunder, das der "Normalbürger" einen LD Athleten - sofern er ihm wohl gesonnen ist und sich darauf einlässt - als Helden sehen mag. Ist er ihm nicht so wohl gesonnen, hält er ihn für verrückt.
Wieder andere können den Langdistanzler gar nicht als Helden sehen, weil sie gar nicht wissen was Langdistanz oder Ironman ist. Oft wird das ja mit Marathon verwechselt.
Es scheint mir so, als würden viele von denen, die eigentlich bei "kleiner Null" sind auch gerne mit Triathlon beginnen. Triathlon Lifestyle ist wohl "in". Wenn diese Leute (begrüßenswerterweise) dann mal 7-10h/Woche trainieren finden die das schon enorm. Dabei entwicklen sie sich zunächst erstmal Richtung "Null".
Mein Vater hat 2 schwere Hinterwandherzinfarkte überlebt, muss mords Medikamente nehmen und macht unter Aufsicht von Ärzten Sport. Die Empfehlung der Ärzte ist 1h/Tag Bewegung auf dem Ergometer, in der Turnhalle oder was auch immer. Das sind 7h/Woche. Von nem Reha Patienten. Wir würden das nicht Sport nennen, sondern reizunwirksam. Für ihn ist es Belastung am Limit. Ist er jetzt ein Held? So WTF about our training?
Diejenigen, die ne LD aber mal probiert haben oder diejenigen die anderes "Aufwendiges" (jeder Sport im Spitzenbereich) gemacht haben beurteilen das wohl viel nüchterner.
Bei mir war es so, dass das (gewanderte) LD Finish mir den Mythos IRONMAN genommen hat. Eigentlich hat mir Triathlon vorher mehr gegeben - mehr Perspektive. Wenn ich darüber nachdenke, denke ich manchmal: Hätte ich es besser nicht gemacht. Irgendwie habe ich mich damit selbst bestohlen. Heldenhaft war das zu keiner Zeit. Vorher war es wenigstens ein starker Wunsch. Das heldenhafteste war wohl, dass ich im Rennen auf der Radstrecke anhielt und umdrehte um ner Gestürzten zu helfen.
Just my 5 Cents

Helmut