Tja, das Stichwort heisst wahrscheinlich schon lange "Mikrodosen". Einfach alles, was geht, aber so niedrig dosiert, dass man es nicht findet oder nur in so geringer Menge, dass man es immer auf irgendwen schieben kann.
Aber die zwei Fälle haben natürlich auch noch eine ganz eigene Botschaft: was früher "wer sich erwischen lässt, ist doof" war, scheint heute zu "wer sich nicht rausreden kann, ist doof" geworden zu sein.
Kann die Sichtweise von Antracis verstehen, jedoch muss man auch sagen, dass der Fall bei Imogen schon ein wenig anders gelagert ist als bei Jannik Sinner. Bei ihrer waren freiwillig abgegebene Haarproben bspw. negativ, während die von ihrem Partner/Ex-Partner positiv waren. Dazu war die nachgewiesene Menge ja wirklich im minimalen Bereich und vor und nach der positiven Probe hatte sie noch in einem relativ kurzen Zeitraum andere Dopingproben hatte, die negativ waren.
Und sie wurde ja in dem Sinne nicht "freigesprochen", sondern es wurde mit "no-fault" geurteilt.
Außer ihr weiß vermutlich keiner, ob sie dopt oder nicht, aber in dem Gesamtkonstrukt finde ich zumindest die Argumentationskette weitaus nachvollziehbarer als bei Sinner mit seinem Physio, der von nichts wusste.
Geht mir ähnlich. Ich finde es schwierig, die Fälle Simmonds und Sinner über einen Kamm zu scheren oder noch grundsätzlicher zu pauschalisieren.
Mit der ITA hat eine unabhängige Organisation ihre Einschätzung zu Simmonds abgegeben und ihr kein verschuldetes Vorgehen attestiert. Nun zumindest implizit weiterhin ein Dopingvergehen zu unterstellen ist aus meiner Sicht äußerst unangemessen.
Vielmehr sollte man die Sicht der unschuldigen Athletin einnehmen. Die konnte nämlich seit einem Jahr nicht mehr starten, hat entsprechend kein Einkommen über Preisgelder (in 2024 > 140k) realisieren können und wird vielfach stigmatisiert.
Zu ihrem Glück haben ihre Sponsoren zu ihr gehalten, so dass sie keine weiteren Verluste hinnehmen musste. Spricht meines Erachtens auch für ihre Glaubwürdigkeit.
Ich kann mir nicht vorstellen, das eine unabhängige Organisation wie die ITA nach Sympathie urteilt. Ich entdecke auch keine Indizien, die den Eindruck erwecken könnten.
Für mich persönlich kann ich das ausschließen. Ich kenne weder Sinner noch Simmonds und bin da völlig unbedarft.
Für mich ist der Fall Sinner kritischer zu betrachten, da der Phsysio Teil des beruflichen Umfelds ist. Das sollte auf maximale Professionalität ausgerichtet sein. Grundsätzlich bin ich kein Verfechter einer Null-Toleranz-Auslegung, da externe Einflüsse - z. B. Manipulation - nicht 100 % ausgeschlossen werden können. Aber bei Sinner hätte ich härter geurteilt.
Ich glaub, es hängt sehr von Sympathie ab, ob man ihr die Geschichte abnimmt.
Lance würdet ihr die Geschichte nicht abnehmen, oder?
Ich persönlich hätte eher damit gerechnet, dass Imogen gesperrt bleibt & war eher verwundert, dass auf no-fault entschieden wurde. Und bin auch generell eher sehr kritisch, was solche mutmaßlichen Ausreden angeht. Ich finde die zu lesende Argumentationskette bei Imogen in Summe aber dann schon von außen stimmiger als bei vielen anderen ähnlich gelagerten Fällen.
Ich glaube Lance hätte nicht freiwillig eine Haarprobe abgegeben
Das wurde im Seppelt Podcast sehr anschaulich aufgearbeitet. Daher ist das schwierig zu vergleichen. Wir haben da einfach mehr Informationen. Da spricht sehr viel für Baumann. Dennoch wurde er nach der Sperre nie rehabilitiert. Die Frage wäre auch, wie sieht man den Fall Baumann zum Zeitpunkt als er gesperrt wurde? Und zweitens wie sieht man den Fall heute mit all den Informationen, die jetzt vorliegen. Damals hätte ich ihn gesperrt. Heute auf keinen Fall.