Eigentlich ging es nicht um den Bergsteigen Grundkurs im Stubaital, sondern mehr so darum, die jährliche Exkursion nach Arco mit irgendwas anderem zu verbinden.
So nice Arco an sich und der Aufenthalt dort auch sein mag, so ätzend ist die Hin- und Rückfahrt, und zwar jährlich mehr.
Keine Ahnung, wie oft ich mir schon geschworen hab, nicht mehr an den Gardasee zu fahren, aber irgendwie sind dann, spätestens wenn jemand nach dem Termin fragt, alle guten Vorsätze eilends übern Haufen geworfen.
Insofern war die Terminabfolge heuer und was ich mir da aufgebürdet hatte, besonders idiotisch, denn irgendwann Anfang des Jahres hatte ich herausgefunden, dass ich für gradmal n bissl mehr als dreistellig mit Lufthansa von FRA aus nach Verona fliegen und mir dort nen Leihwagen nehmen könnte, der das bis dahin strapazierte Budget auf runde zwohundert Öre anfetten würde. Quasi Sprit für hin und zurück mitm Auto, Maut, Autobahngebühr und noch etwas Taschengeld übrig (ok, Mietwagen müssen auch getankt werden).
Ich kann jetzt nicht mehr nachvollziehen, welcher Teufel mich geritten hat, dass ich erstens so begeistert ins Stubaital mitgefahren bin und für die zwo Tage dazwischen ner Sektions-Kollegin zugesagt hatte, sie aufn Dachsteingipfel zu begleiten, weil sie sich wegen der Randspaltenproblematik (und wie sich rausstellte auch so) nicht getraute, um also wieder irgendne Dose zu bemühen und zwar nicht nur, sondern auch komplett ignorierte, dass zwischen Stubaital und Salzburger Land mehr als nur ne handvoll Kilometer liegt, man obendrauf nicht nur noch nicht wirklich schon im Trentino ist, sondern einen das Routing am liebsten auch direkt über Rosenheim-Kufstein-Innsbruck von dort annen Gardasee schicken will.
Manchmal versteh ich mich echt selbst nicht und möcht am liebsten Kopf voran vollrotz gegen die Wand rennen im Nachinein.
Ich kanns absolut nicht nachvollziehen, was da Phase war, zumal ich, als ich nach Flügen und Leihwagen zum jetzt konkreten Termin immerhin bemerkte, dass das absurd würde, weil ich ja von Verona nicht nur dennoch ins Stubaital und wieder über Salisburgo zurück zwoma übern Brenner müsste, also haargenau mal gar nix gewonnen hätte.
Also, koppschüttel und nun wars eben so, ich hatte mich im Moment, als ich die Maut und Autobahngebühr buchen wollte, extrem spontan fürn Bus umentschieden und reiste nu also sonntagnachmittag gute viereinhalb Stunden nach Bad Aussee zum Ferienhaus der besagten Dame.
Man sollte erkennen, wenn die Umstände gegen einen sind, so hätten wir eigentlich gedacht, Montag direkt nach Ramsau zu kommen, von dort auf die Seethaler Hütte zu steigen und Dienstag frühmorgens von dort zu starten (dreimal umfallen und man ist am Einstieg aufn Dachstein), aber die Hütte ist seit Monaten an genau dem Termin ausgebucht gewesen. Wir hatten zwar ein Agreement, dass sie mich anrufen, wenn kurzfristig was freiwird und normal wirds das immer, nur diesmal nicht und zwar schlicht, weil sie die Hütte (angeblich wegen Unerreichbarkeit übern Gletscher) geschlossen haben. Da kannste natürlich ewig auf nen Anruf warten...
Also, jedenfalls war nun die Operation von ner Unterkunft ne Fahrstunde entfernt geplant, zwischenzeitlich ergab sich die pfiffige Wendung, dass ich hier beim Klettern noch jemanden traf, der auch aufn Dachstein wollte, ein paar mehr Voraussetzungen mitbrachte als meine Sektionskollegin (die zwischenzeitlich einen Anruf bei der Bergrettung Ramsau getätigt hatte, bei dem ein paarmal zu oft die Vokabel 'problemlos' fiel, so dass sie nun vollkommen sorgenfrei und unbedingt an den Start wollte, auch wenn wir um Acht erst mit der Bahn hochfahren müssten), Dienstag optimal fand und eh in Ramsau untergekommen war, das verstellte wohl ein wenig den Blick und der klärte sich auch wenig dadurch, dass wir nicht die erste Bahn kriegten, die zweite wegen nem Deppen an der Kassa verpassten, der uns unbemerkt und trotz nur dreimaligen Nachfragen nur die Reservierung verkauft hatte statt Tickets und weil er das nicht nur bei uns so machte, sondern noch 50 anderen Fahrgästen, die dritte Bahn brutal Verspätung mitkriegte.
Also wie ich immer sage: haste Schice am Schuh, haste Schice am Schuh.
War aber immer noch kein Thema, mei, sind wir halt nicht um Zwölf zurück sondern erst um Eins, alles locker.
Je nach Wettervorhersage war nämlich ab Drei mindestens Regen, einmal sogar Gewitter angesagt, das willste ja aufm Klettersteig nicht unbedingt erleben, aber ich dacht mir halt,
behältst das im Auge und im Zweifelsfall wird umgekehrt, wenn sichs eventuell nicht ausginge
.
Also, guten Mutes voran, eine halbe Hundertschaft vom Österreichischen Gebirgsjägerheer oder so war mit uns unterwegs, zwo von denen hatschten auch mal eben fix aufn Dachstein und verbreiteten gute Laune bei uns, während ich dann gleich mal beim Einstieg vom Eis aufn Fels, wo der Klettersteig erst in 6m Höhe losgeht und man bis da rauf frei klettern musste, das Seil auspackte.
Naja, war ja noch früh, alles noch im grünen Bereich, nur kristallisierte sich recht schnell heraus, dass das Frolain von der Sektion die am Montag am Gosausee demonstrierten Schwächen am Klettersteig nicht wie mehrfach beteuert am Berg ablegte, wenns richtig und mit Höhenmetern und Luft unterm Hintern zur Sache ging, sondern die sich vorallem auch mit nachlassender Kondition und zunehmenden Höhenmetern quasi wie durch ein Wunder verstärkten.
Die sozusagen Zufallsbekanntschaft aus meiner Heimat stieg derweil emsig voraus, ich glaub, die hatte den Gipfel für runde 20 Minuten für sich, ehe ich, die Sektionskollegin schliesslich nach längeren und eindringlichen Diskussionen, dass sie uns alle in Gefahr bringt, sollte das Wetter so eintreffen wie angesagt, überholt habend, auch droben ankam.
Von zwölf oder ein Uhr wieder irgendwo zurück sein, sprach schon lange niemand mehr, es war die Frage, ob wirs (alle) bis Zölf aufn Gipfel geschafft hätten und wie komfortabel der Abstieg im Regen werden würde, wenn Fels und Seil (damit auch die Handschuhe) nass und letztlich so auch kalt wären bzw. ob der Abstieg unabhängig davon schneller oder noch langsamer als der Aufstieg wär.
Ich war so langsam aufs Schlimmste gefasst, zumal langsam Wolken übern Grat gezogen kamen, und sicher, dass mir meine Sektionskollegin erstens unter derart verschärften Bedingungen nicht hinunter folgen würde, es zweitens übers Abseilen, wennse das mit sich machen liess, Nacht werden würde und stellt mir drittens die Frage, wanns Zeit wäre, ggf. die Bergrettung um Verstärkung zu bitten, welche Ausreden ich dafür anbringen könnte, dass wir sehenden Auges alle Deadlines und Returnpoints gekickt hätten und was wohl besser wäre, etwas Zeit für Alimentation aufwenden und dafür vielleicht noch ein paar Körner mehr zur Verfügung zu haben oder ob das auch nix mehr bringe und den Abstieg nur noch länger vezögere.
Nebenbei hatten wir bei dem Kaschperl von der Bahn am Morgen die Rückfahrt gleich reservieren müssen und gehadert, ob wir 14 oder doch erst 15h nehmen sollten, wobei ich mich mit Dreie durchgesetzt hatte und nu klar wurde, dass wir das locker reissen würden.
Glücklicherweise wollten die anderen Mit-Urlauber meiner Heimatbekanntschaft im bergstationsrestaurant auf uns warten und hatten 17:20 gebucht und wir konnten irgendwann mal anrufen, eigentlich um sie zu bitten, mit uns zu tauschen, aber sie sagten uns, dass wegen des miesen Wetters kein Aas droben sei und sie und wir fahren könnten, wann wir wollen.
Ok, schonmal ein Faktor ausm Kreuz.
Die Bewölkung wurde mal mehr, mal weniger, aber es blieb trocken und es zogen auch keine Gewitteranzeichen auf, nur wars zunehmend ungemütlich und obwohl sich rausstellte, dass der Abstieg tatsächlich etwas fixer vonstatten ging als der Aufstieg, strapazierte das meinen mittlerweile solide entwickelten Kaffeedurst mehr als gut war.
Die letzten 30 Höhenmeter haben wir dann abgelassen bzw. wer wollte/konnte, abgeseilt und trau, schau, wem, nach gerademal 7 Stunden ab/an Seilbahn hatten wir unser Pensum, für das wir vier, maximal fünf Stunden veranschlagt hatten, absolviert.
Also merke: selbst, wenn die Bergwacht sagt, etwas sei problemlos machbar, gilt das nicht für ausnahmslos jede/n und unter allen Bedingungen.