Vielleicht auch nochmal aus medizinischer Sicht, ich hab mich damit aus Eigeninteresse viel beschäftigt und man muss vielleicht ein paar Phänomene unterscheiden:
Es gibt erstmal das Piriformis-Syndrom. Das ist als Krankheitsentität klar beschrieben
Es handelt sich dabei um eine unphysiologische Veränderung des Muskulus piriformis, der entweder verhärtet und/oder verdickt ist und auf den Nervus Ischiadicus drückt.
Das gibt dann meist Druckschmerzen an der Stelle (ziemlich zentral im Hinterschinken) und auch ziehend bis ins Bein. Sitzen im Auto oft die Hölle.
Diagnose ist relativ sicher, wenn der Muskel selbst druckschmerzhaft ist.
Die Hüfte ist aber funktionell sehr komplex und ein Zusammenspiel von Hüftmuskulatur (da gibt es vordere , seitliche und hintere) und auch dem berühmten ISG.
Um letzteres ranken sich nun viele Mythen und es gibt 100te Internetseiten. Wenn man wirklich mal nach Studien sucht, gibt es ziemlich wenig Evidenz für die Probleme und auch Lösungen.
Bezeichnend ist eine Untersuchung, wo verschiedene erfahrene Physios und Orthopäden das ISG wieder "Einrenkten" und "mobilisierten" und sich später rausstellte in der Bildgebung, es hat sich objektiv nachweisbar nix verändert. Nix war irgendwie reingesprungen oder hatte sich eingerenkt oder mobilisiert.
Die Ergebnisse sind dann auch entsprechend: Manchem geht es danach sofort besser, mache kämpfen wochenlang.
Mein Fazit (und auch ein häufiges in sportmedizinischen Publikationen dazu) ist, dass es häufig komplex ist und es halt um das funktionelle muskuläre Zusammenspiel geht. Das ist ja alles Hilfsmuskulatur, keine direkte Antriebsmuskulatur beim Laufen. Also wenn der Gluteus Maximus im Eimer ist, läuft man nicht mehr. Mit dem kaputten Medius gehts, aber schlecht.
Also es geht wirklich um sehr individuelle Lösungsansätze und gute Analysen.
Bei mir ist es in der ersten Episode beispielsweise auch dazu gekommen, dass auf einer Seite der TFL/Sprintermuskel ( Musculus tensor fasciae latae) hypertrophiert ist, weil er die Schwäche des Gluteus Medius ausgleichen musste. Irgendwann bei einem langen Lauf mit EB in der Marathonvorbereitung ist die Sehne dann angerissen und es ging Monatelang nix mehr. Das war vor fast 10 Jahren. Das hat dann länger gedauert, weil es erst darum ging, die Sehne wieder heilen zu lassen und danach sowohl den Medius als auch den TFL wieder weich/funktioierbar zu machen und dann die Ursache zu beseitigen, nämich den Medius und Co wieder zu kräftigen.
Seitdem schaue ich eigentlich immer frühzeitig, ob einer der HIlfsmuskeln schmerzt oder verhärtungen hat. Hilfreich ist hier auch ein Ball, über den man sich rollt.
Also meine Botschaft ist: Die Ursachen sind oft komplex.
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