Ich erkenne Unterschiede zwischen West und Ost. Du nicht?
Also nochmal: Die kollektive Unzufriedenheit in den östlichen Bundesländern finde ich rätselhaft.
Migration scheint die Menschen im Osten stärker zu beschäftigen.
Zuwanderung: Arbeitslosigkeit und soziale Unsicherheit sind seit der Wende deutlich höher als wie in Bayern und BW z.B. (chronisch) und Löhne niedriger. Es gibt somit weniger Bedarf für zusätzliche Arbeitskräfte und mehr Konkurrenz um Stellen und Lohn, seien es Asylbewerber oder Menschen aus ostdeutschen Grenzländern (billige Arbeitskräfte, z.T. schwarz, auf dem Bau, in Landwirtschaft, Transport und Post.). Die unterste Stufe: Asylanten. Es haben seit der Wende 1990 z.B. von 2,1 Millionen Menschen 500 000 Thüringen verlassen und auch Sachsen-Anhalt verzeichnet Bevölkerungsschwund (Abwanderung vor allem in andere Bundesländer, Schweiz, Österreich.). Es gibt Rückkehrer wegen Heimweh. Die Wende sorgte für eine massive nachwirkende Deindustrialisierung, Berufe, damit Menschen, entwertet. (Man sieht die Deindustrialisierung deutlich an den CO2-Bilanzen als Indikator.)
BeispieL: Die DDR hat eine Industriepolitik gemacht, d.h. ganz gezielt Industriebetriebe in ländliche Regionen gestellt wegen der Infrastruktur. In einem Nachbardorf an der Schorfheide existierte ein riesiges Betonwerk, das Berlin mit den Plattenbauten versorgt hat. Das läuft heute nur noch auf Sparflamme, entsprechende Wohnsiedlungen wurden abgerissen. Es gibt natürlich auch neue "Wachstumsregionen", wie der sog. Speckgürtel um Berlin und die Tesla Fabrik in Brandenburg oder Potsdam.
In der DDR: Umgekehrte Situation, Mangel an Arbeitskräften und ausländische Vertragsarbeiter mit zeitlich begrenzten Aufenthalten ohne Ansiedlung / Integration in die DDR. Vertragsarbeit in der DDR
.... Die Wende sorgte für eine massive Deindustrialisierung, Berufe, damit Menschen, entwertet.
Auch ohne Wende findet das schleichend hier im Südwesten statt. Aktuell profitierte davon Merz, da man der CDU diesbezüglich eine Änderung zum Positiven zutraut. Ich mache mir aber nichts vor: wird das nicht gelingen, wird man auch hier AfD wählen. Die AfD hat den großen Vorteil, dass sie noch die in Regierungsverantwortung war.
Ich erkenne Unterschiede zwischen West und Ost. Du nicht?
Prozentual ist das richtig. Absolut hat die AfD in den westlichen Bundesländern dennoch mehr Stimmen.
Zitat:
Also nochmal: Die kollektive Unzufriedenheit in den östlichen Bundesländern finde ich rätselhaft.
Migration scheint die Menschen im Osten stärker zu beschäftigen.
Ich finde die gar nicht so rätselhaft. Das Lohniveau ist immer noch deutlich unter dem im Westen. Sicher gibt es auch hier auf beiden Seiten Ausreißer. Das allein ist nicht so der Aufreger. Wenn nun geschaut wird, wie mit vollen Händen die Kohle aus dem Fenster geworfen wird, bringst Du sicher den einen oder anderen auf die Palme.
Was im Osten deutlich mehr Menschen als im Westen gegen den Strich geht, ist die Bevormundung. Hier sehe ich tatsächlich eine größere Sensibilität. Zumindest trifft das auf die zu, die die Zeit vor 1990 bewusst erlebt haben.
Dazu kommt, dass Du hier in den Städten ganz andere Verteilungen hast. Da findest Du eher einen Linksdrall. Allerdings gibt es hier nunmal fast ausschließlich Flächenländer. Da ist die Einstellung per se konservativer. Und in Bayern sähe die Welt ohne CSU und der Aiwanger Gruppe auch anders aus.
Nun gut, da könnte man auch CDU wählen. Das haben in Thüringen viele gemacht. Sie wählten konservativ und bekamen einen rote Regierung. Tiefrot. Also lernst Du, dass das Kreuz bei schwarz nichts ändert.
Arbeitslosigkeit und soziale Unsicherheit sind seit der Wende deutlich höher als wie in Bayern und BW z.B. (chronisch) und Löhne niedriger. Es gibt somit weniger Bedarf für zusätzliche Arbeitskräfte und mehr Konkurrenz um Stellen und Lohn, seien es Asylbewerber oder Menschen aus ostdeutschen Grenzländern (billige Arbeitskräfte, z.T. schwarz, auf dem Bau, in Landwirtschaft, Transport und Post.). Die unterste Stufe: Asylanten. Es haben seit der Wende z.B. von 2,1 Millionen Menschen 500 000 Thüringen verlassen und auch Sachsen-Anhalt in andere Bundesländer, Schweiz, Österreich. Es gibt Rückkehrer wegen Heimweh. Die Wende sorgte für eine massive Deindustrialisierung, Berufe, damit Menschen, entwertet.
Ja, das sind Erklärungen, aber für mich nicht unbedingt so nachvollziehbar.
Was mir als ausgewandertem ex-Ossi immer wieder aufgefallen ist, ist die Meckerei und Unzufriedenheit im Osten. Selbst bei Leuten, denen es eigentlich gut geht, die sich zurücklehnen könnten und einfach mal mit sich und ihrer Situation zufrieden sein könnten.
Als ich in die Schweiz kam, Ende der 90er, fiel mir das sofort auf: wie ruhig und entspannt die meisten Schweizer daherkamen. Das kannte ich so nicht mehr. Später, 2001, als ich wieder in D arbeitete, war der Gegensatz wieder andersherum spürbar: entweder hatten die Leute Angst, ihren Job zu verlieren, hatten wenig Selbstbewusstsein, sahen immer nur die Probleme statt der Chancen, man sass nur seine Zeit ab bis zur Rente.
Seit ich wieder in der CH lebe, also 2005, hat sich das nicht wirklich verändert, ist mein Eindruck. Und da sehe ich als Leipziger wahrscheinlich nicht mal die schlimmsten Auswüchse, da es dort ja noch einigermassen gut läuft.
Es lässt mich ehrlich gesagt ratlos zurück. Nochmal - den meisten Leuten geht es gut, sie sind nicht existentiell gefährdet. Man fliegt zweimal im Jahr in den Urlaub. Mittlerweile gibt es Jobs - warum man diese "um uns hier unten interessiert sich ja keiner, danke Merkel, scheiss Corona-Diktatur"- Attitüde hat, ist mir schleierhaft.
So, viel geschrieben, um am Ende zu sagen, ich weiss es auch nicht. Eigentlich dämlich, ich weiss.
__________________
Wenn Ihr alle die Zeit, die Ihr hier im Forum vertüdelt, fürs Training nutzen würdet...
Abgesehen davon, dass mich diese Reduktion auf Migration als scheinbar einziges Thema und RechtsDeutschland als blaubraunes Problem nervt, bin ich gespannt ob Merz @keko Recht geben wird, der sagt, Gesetze sind schnell geändert oder @klugschnacker, der sagt, Klimaschutz ist zwingend gesetzlich vorgegeben und muss vorangetrieben werden.
Was im Osten deutlich mehr Menschen als im Westen gegen den Strich geht, ist die Bevormundung. Hier sehe ich tatsächlich eine größere Sensibilität. Zumindest trifft das auf die zu, die die Zeit vor 1990 bewusst erlebt haben.
Sorry. Ich halte das für ausgewachsenen Bullshit.
Bis zum Jahr 1989 wurden die Leute nicht nur bevormundet ( wer bekommt den Trabbi und wer nicht) sondern von der Stasi auf Schritt und Tritt überwacht.
Ich erkenne dazu heute keine Parallelen - und jetzt komm mir nicht mit Abschaffung des Verbrenners ab 2035 oder einem neuen Heizungsgesetz. (Themen die dem Verfassungsmäßigem Gebot für Klimaschutz geschuldet sind).
Ich bin selbst Kleinunternehmer bei Eisenach und zahle Stundenlöhne von 16-20 €/Std für Tätigkeiten ohne erforderliche Berufsausbildung. (8 gewerbliche AK und Kraftfahrer)
Meine Leute bekommen Tankgutscheine und einen Wäscheservice, Der eine oder andere ein Dienstrad. Wir haben sehr viel Arbeit und grundsätzlich sichere Arbeitsplätze. Ich habe trotz großer Verluste in den vergangenen Jahren Urlaubs- und Weihnachtsgelder bezahlt. Die Sozialräume sind kuschelig warm. Usw.
Jeden Morgen muss ich Angst haben, dass mal wieder jemand zu Hause bleibt, weil er krank ist.
Bei der Weihnachtsfeier 2024 ist meiner Partnerin gleich mehrfach das Lachen vergangen. Das find schon mit dem Fußabtreter der Kneipe an, welcher Baerbock, Habeck und Scholz zeigte und ging weiter mit der dauernden Meckerei, wie schlecht es einem doch ginge. Und dass das mit den Asylanten so gar nicht ginge. Und meine Leute halten sich noch zurück, wenn ich mit am Tisch sitze.
Sorry. Ich halte das für ausgewachsenen Bullshit.
Bis zum Jahr 1989 wurden die Leute nicht nur bevormundet ( wer bekommt den Trabbi und wer nicht) sondern von der Stasi auf Schritt und Tritt überwacht.
Ich erkenne dazu heute keine Parallelen - und jetzt komm mir nicht mit Abschaffung des Verbrenners ab 2035 oder einem neuen Heizungsgesetz. (Themen die dem Verfassungsmäßigem Gebot für Klimaschutz geschuldet sind).
Das Bevormundungsargument halte ich auch für ausgemachten Quatsch. Wenn man das nicht will, warum sollte man dann gerade eine Partei wählen, die Bevormundung, Unterdrückung und Verbote als Markenkerne hat. Ich befürchte, es ist genau anders herum. Man sehnt sich noch mehr Bevormundung, Demokratie ist so kompliziert, Klimawandel ist zu kompliziert, Energiewende ist zu kompliziert, Gleichberechtigung ist zu kompliziert und Immigration auch. Dann doch lieber ein "starker Mann" mit einfachen Lösungen, dann muss ich mir selber weniger Gedanken machen. Das ist aber kein reiner Ost-Effekt, das gibt es auch im Westen immer mehr, im Osten scheint es aber leichter zu verfangen.