Wichtig scheint mir noch folgender Gedanke, gerade beim Vergleich mit China:
Im Unterschied zu China sind wir eine Demokratie. Demokratisch ist jedoch nur das politische System, nicht das wirtschaftliche. Politiker werden gewählt, Firmenchefs aber nicht. Die Wirtschaft ist nicht demokratisch. Sie repräsentiert nicht den Willen des Volkes, sondern verfolgt ausschließlich eigene Interessen.
Wenn diese Interessen sich nicht mit den Wünschen der Konsumenten (des Volkes) decken, sind die im Ar... Von daher kann ich mir gar kein demokratischeres System vorstellen
Zitat:
Man sieht das in meinen Augen deutlich an der Argumentation von Sportsfreund Genussläufer. Wenn ich über eine emissionsfreie Energieversorgung spreche, argumentiert er mit dem Strompreis. Spreche ich vom Erhalt des Amazonas, spricht er vom Holzpreis. Spreche ich vom Tierschutz, spricht er vom Fleischpreis. Verglichen werden diese Preise mit den global billigsten Preisen.
So leicht ist das dann auch wieder nicht. Wobei das tendenziell richtig ist. Meine Argumentation würde aber auch qualitative Komponenten enthalten. Bei letzten Punkt würde ich also nicht auf den billigsten, sondern den preiswertesten abzielen. Im Amazonas Becken würde ich darüber nachdenken, wie Länder oder Bauern für "Nichtrodung" vergütet werden können. Aber letztendlich stimme ich Dir voll und ganz zu, dass ich der Meinung bin, dass jeder irgendwie käuflich ist und alles einen Preis hat. Da das mein Glaubenssatz ist, versuche ich auch dort anzusetzen.
Disclaimer: käuflich ist hier völlig wertneutral gemeint. Eine zutiefst gute Seele könnte beim Lesen schweren Schaden nehmen. Das ist mir durchaus bewusst
Wenn diese Interessen sich nicht mit den Wünschen der Konsumenten (des Volkes) decken, sind die im Ar... Von daher kann ich mir gar kein demokratischeres System vorstellen
Firmen vertreten nicht die Interessen ihrer Kunden, sondern in erster Linie die Interessen der Anteilseigner. Als Kunde bekommst Du die billigstmöglich hergestellte Ware zum höchstmöglichen Preis, sodass die Firma den höchstmöglichen Gewinn macht.
Firmen vertreten nicht die Interessen ihrer Kunden, sondern in erster Linie die Interessen der Anteilseigner. Als Kunde bekommst Du die billigstmöglich hergestellte Ware zum höchstmöglichen Preis, sodass die Firma den höchstmöglichen Gewinn macht.
Die Firma wird dann am Markt bestehen, wenn sie die Wünsche des Konsumenten zu einem angemessenen Preis erfüllt. Schafft sie das nicht, ist sie weg vom Markt. Es muss also im Interesse der Anteilseigner liegen, dass der Kunde zufrieden ist. Ist er das nicht, kauft er nicht. Wenn ich etwas auf den Markt bringe, dass niemand will, wird das nix. Ist es zu teuer, wird das auch nix. Nur wenn der Kunde bereit ist, was ich anbiete und zu dem Preis, zu kaufen, bin ich erfolgreich. Das ist unglaublich gerecht. Besser kann das keine Sau künstlich regeln
Firmen vertreten nicht die Interessen ihrer Kunden, sondern in erster Linie die Interessen der Anteilseigner. Als Kunde bekommst Du die billigstmöglich hergestellte Ware zum höchstmöglichen Preis, sodass die Firma den höchstmöglichen Gewinn macht.
Ja, das ist der interne Hebel der Firmen; Kosten senken, und Preise so hoch, wie sie noch bezahlt werden. So entsteht Einnahme, um die Kosten zu decken und Profit, den man in weitere Entwicklung investieren kann.
Die Kunden kaufen aber nur das, was ihnen auch gefällt oder nützt; wenn die Ware ihre Bedürfnisse nicht erfüllt, dann kaufen sie woanders (solange es einen freien Markt gibt, gibt es auch Alternativangebote; man kann natürlich Monopole schaffen, die aber den freien Markt aushebeln zum Schaden der Verbraucher). Ist doch das Gleiche mit der Demokratie: wenn eine Regierung die Erwartungen der Bürger nicht erfüllt, wählen sie eine andere. Oder die Regierung führt ein Monopol für sich ein, und verbietet die Konkurrenz - ist dann halt keine Demokratie mehr. Wenn die Firmen also nicht die Interessen ihrer Kunden im Blick haben, sind sie im freien Markt schnell weg vom Fenster. (Dabei spielt es keine Rolle, wie man die Interessen der Kunden moralisch bewertet, bzw. wie man die Zielkunden auswählt/definiert). Man kann natürlich gewisse Kundengruppen nicht ansprechen wollen - das kann jede Firma für sich entscheiden.
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“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
Wenn die Firmen also nicht die Interessen ihrer Kunden im Blick haben, sind sie im freien Markt schnell weg vom Fenster.
Es ist aber kein freier Markt. Es gibt kaum jemanden, der ernsthaft behauptet, er sei frei.
Außerdem ist es für die Kunden nicht so einfach wie Du es darstellst. Ikea befriedigt beispielsweise das Interesse der Kunden nach billigen Möbeln. Aber der Konzern befriedigt nicht das Interesse der Kunden nach einer nachhaltigen Holzwirtschaft, nach Umweltschutz, nach Gerechtigkeit im Umgang mit Mitarbeitern und Lieferanten. Von diesen Dingen bekommt der Kunde kaum etwas mit, folglich sind sie nicht Teil seiner Entscheidung. Firmen setzen viel Energie daran, die Verbraucher über die wahren Hintergründe ihrer Produktion zu täuschen.
Anderes Beispiel: Bis vor kurzem gab es bei Autos überhaupt nur Verbrenner, von einigen Gas-Fahrzeugen abgesehen, die keine Rolle spielen. Argumente gegen Verbrenner gibt es seit Jahrzehnten, doch es gab für den Kunden keine Alternativen. Es war kein freier Markt, der den Kunden eine Wahl geboten hätte. Die daraus entstehende vollständige Dominanz von Verbrennungsmotoren spiegelt nicht die Bedürfnisse der Käufer wider, sondern die Anbietersituation.
Der Markt ist außerdem nicht frei: Die Lieferanten fossiler Brennstoffe machen pro Jahr global 1.000 Milliarden Dollar Gewinn, werden aber global mit 1.200 Milliarden Dollar subventioniert. Das ist kein freier Markt, auf dem sich die Anbieter alternativer Technologien fair entfalten könnten. Und so weiter.
Außerdem ist es für die Kunden nicht so einfach wie Du es darstellst. Ikea befriedigt beispielsweise das Interesse der Kunden nach billigen Möbeln. Aber der Konzern befriedigt nicht das Interesse der Kunden nach einer nachhaltigen Holzwirtschaft, nach Umweltschutz, nach Gerechtigkeit im Umgang mit Mitarbeitern und Lieferanten. Von diesen Dingen bekommt der Kunde kaum etwas mit, folglich sind sie nicht Teil seiner Entscheidung.
Das ist völliger Quatsch. Wenn der Konsument das wissen will, sieht er es. Es ist einfach so, dass er die Dinge anders priorisiert. Die Konsumenten sind keine Idioten, die von zentral von der Politik an die Hand genommen werden wollen. Man muss den Menschen auch die Möglichkeit geben, selbst Entscheidungen zu treffen. Mag sein, dass diese Freiheit Fluch und Segen zugleich ist. Du kannst darauf verzichten. Das ist ok. Ich bin froh, dass diese Zeiten seit 1989 vorbei sind.
Es ist einfach so, dass er die Dinge anders priorisiert. Die Konsumenten sind keine Idioten, die von zentral von der Politik an die Hand genommen werden wollen. Man muss den Menschen auch die Möglichkeit geben, selbst Entscheidungen zu treffen.
Natürlich muss man dem Einzelnen Freiheit für individuelle Entscheidungen geben. Dafür werden die meisten Menschen dann eben die Prioritäten so setzen, wie sie das für sich selbst optimal halten. Das ist ganz normal und menschlich. Mit dieser reinen persönlichen Entscheidungsfindung wird man aber keine übergreifenden Probleme lösen und gesellschaftliche Strukturen entwickeln können. Das betrifft nazu alle Bereich unseres persönlichen Lebens. Innere und äußere Sicherheit, medizinische Versorgung, Bildungswesen, Sozialversicherung, Infrastruktur etc. nichts davon würde funktionieren, ohne entsprechende Gesetze und Regularien, die alle in die persönliche Freiheit des Einzelnen eingreifen. In diesem Sinne ist der Konsument eben doch dumm, wobei das einfach der falsche Begriff ist.
Den Klimaschutz muss man eben genauso auf politscher bzw. gesamtgesellschaftlicher Ebene angeben und nicht an das Individuum deligieren. Das wird nie funktionieren. Wer das fordert, will einfach keinen Klimaschutz und sollte das einfach sagen.
Das ist völliger Quatsch. Wenn der Konsument das wissen will, sieht er es. Es ist einfach so, dass er die Dinge anders priorisiert. Die Konsumenten sind keine Idioten, die von zentral von der Politik an die Hand genommen werden wollen. Man muss den Menschen auch die Möglichkeit geben, selbst Entscheidungen zu treffen. Mag sein, dass diese Freiheit Fluch und Segen zugleich ist. Du kannst darauf verzichten. Das ist ok. Ich bin froh, dass diese Zeiten seit 1989 vorbei sind.
Du hast es immer noch nicht verstanden. Wenn es ein freier Markt wäre, wozu gibt es dann Lobbyisten und Lobbygruppen aus der Wirtschaft, die möglichst viel Einfluss auf die Politik ausüben wollen?
Hältst Du beispielsweise die Landwirtschaft für einen freien Markt? Oder für einen regulierten Markt?
Lobbygruppen, also Interessensverbände, nehmen aktiv Einfluss auf die Politik, um die Produktionsbedingungen und die Absatzmärkte zu beeinflussen. Beispiel: Der größte Etat in der Europäischen Union ist der Agrar-Etat. Die spezielle Verwendung dieser Gelder führt dazu, dass Bauern in Deutschland sehr billig Futtermittel für Masttiere erzeugen können. Entsprechend billig ist das Fleisch aus der Massentierhaltung. Diese subventionierten Produkte konkurrieren am Markt mit anderen Produkten.
Natürlich hat der Kunde hier die Wahl zwischen dem Fleisch aus der Massentierhaltung und irgend etwas anderem – er muss ja nicht im Supermarkt einkaufen, sondern kann direkt zum Biohof fahren und dort etwas kaufen. Aber diese Kaufentscheidungen sind nicht frei, weil der Markt nicht frei ist. Es ist ein beeinflusster Markt und es sind entsprechend beeinflusste Kaufentscheidungen. Würde der Fleischpreis alle tatsächlichen Kosten (z.B. für Umweltschäden) enthalten, und wäre frei von Subventionen, und hätten alle Produzenten einen gleichberechtigten Zugang zu den Verkaufsstellen, hätten wir eine ganz andere Marktsituation.
Du sagst, die Konsumenten seien keine Idioten, die zentral vom Staat an die Hand genommen werden wollen. Wie alle außer Dir wissen, nimmt der Staat aber die Konsumenten an die Hand, indem er Märkte nicht sich selbst überlässt, sondern sie reguliert. Ein aktuelles Beispiel ist die Debatte im Einfuhrzölle für preisgünstige Elektroautos aus China. Die Konsumenten hätten vermutlich ganz gern Elektroautos für 10.000 Euro, aber dieser Markt ist eben nicht frei. Durch eine bewusste Verteuerung dieser Fahrzeuge durch den Staat soll die freie Kaufentscheidung der Konsumenten gesteuert werden.
Märkte werden aber nicht nur durch den Staat beeinflusst, also durch gewählte Vertreter des Volkes. Sondern in wesentlichen Teilen durch Personen und Akteure, die nicht gewählt werden. Diese Akteure vertreten nicht die Interessen des Volkes, sondern die Interessen der Anbieter. Beispielsweise vertreten die zahlreichen Lobbygruppen aus der Automobilindustrie nicht die Interessen des Volkes, sondern die Interessen der Automobilindustrie. Deswegen sagte ich, dass zwar unser politisches System demokratisch ist, nicht aber unsere Wirtschaft.