Danke Dir. Ich finde aber auch seine Haltung nachvollziehbar. Die Einfachheit eines Verbots wird in vielen Fällen durch die Unterscheidung der Relevanz zur NPD erklärt. Er weist darauf hin, dass hier nichtmal die Ausgangssituation - im Vergleich zum NPD Verfahren - erreicht würde. Entscheidungsstufe zwei käme so nichtmal zum tragen.
Helmuts Einwand, dass er nicht alle Informationen auf dem Tisch hat, ist natürlich relevant.
Ja, und - so habe ich ihn verstanden - das Parteiprogramm ist halt ein, sehr offensichtliches, einfaches und verständliches Kriterium. Jedoch ist es weder notwendig, noch hinreichend (siehe NPD) für ein Parteienverbot.
Mir ging es um deinen Satz 'Es gibt selten die "Wirklichkeit", daß stark unterschiedliche Kulturen sich dauerhaft vertragen, ohne daß entweder die eine an die andere, oder alle zusammen an eine gemeinsame Kultur sich assimilieren (z.B. USA).'
der in meinen Augen suggeriert, dass mulitkulturelle Populationen dauerhaft nicht stabil seinen können.
Daher habe ich die USA gebracht, die wirtschaftlich, militärisch usw. weltweit führend sind, aber intern eine enorme gesellschaftliche Spannweite haben. Scheinbar ist Homogenität nicht zwingend notwendig.
die USA in klammern habe ich hinzugefügt als Beispiel für ein stabiles System, das aber durch eine gemeinsame Klammer einer amerikanischen Identität stabilisiert wird. Unser Austausch danach deutet aber an, daß diese Stabilität zunehmend fragil wird. Homogenität habe ich auch nicht als Bedingung genannt, sondern eine verbindende Kultur, verbindendes gemeinsames Verständnis von Zugehörigkeit, Gemeinsamkeit bzgl. eines Merkmals wie Geschichte, Sprache, Wertesystem. Wenn dies in einem Land stark vorhanden ist, "absorbiert" das einzelne Hinzuziehende oft sehr stark, und die Assimilation nimmt seinen Lauf. Je weniger sowas vorhanden (oder je größere Gruppen auf einmal kommen), umso geringer wird der "Sog" zur Anpassung, und es entstehen Parallelgesellschaften mit entsprechenden Konflikten.
Zwei Beispiele aus Siebenbürgen: Mein Ur-Ur-Großvater wanderte als Deutscher in das Szekler-Kerngebiet ein, ein Völkchen, das sehr stolz und traditionsbewußt ist. Er soll nach 20 Jahren sich voll angepasst haben, seinen Kindern einheimische Namen gegeben haben und sich selbst als Szekler bezeichnet haben, und jeden zum Kampf aufgefordert haben, der ihn noch als deutschen bezeichnet hat (meine Urgroßmutter und Großmutter wuchsen trotzdem auch noch zweisprachig auf). Die um die gleiche Zeit uns später zu zig-Tausenden aus dem Süden einwandernden Rumänen blieben andererseits weitgehend getrennt, haben sich kaum mit den Ungarn vermischt, und es baute sich bis Anfang des 20.Jahrhunderts ein starker Antagonismus auf, der sich bis heute in hohen Spannungen zwischen den Völkern manifestiert.
__________________
“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
...Wenn dies in einem Land stark vorhanden ist, "absorbiert" das einzelne Hinzuziehende oft sehr stark, und die Assimilation nimmt seinen Lauf. Je weniger sowas vorhanden (oder je größere Gruppen auf einmal kommen), umso geringer wird der "Sog" zur Anpassung, und es entstehen Parallelgesellschaften mit entsprechenden Konflikten. ...
Ja, so ist das Leben und so war es immer.
Ich war kürzlich ein paar Tage im Krankenhaus. Schätzungsweise die Hälfte des Pflegepersonals hatte einen osteuropäischen Akzent. Und glaubst du, wir nehmen ukrainische Kriegsflüchtlinge völlig uneigennützig auf? Falls Deutsche zur Minderheit werden sollten, dann ist das halt so. Dafür entsteht etwas neues. Glaubst du, jeder der von irgendwo hierherkommt, muss seine Identität und seine Gewohnheiten aufgeben? Weil wir Deutsche so toll sind?
Was manchen vorschwebt, dass wir uns nehmen, was wir brauchen und unser gemütliches Dasein unberührt bleibt, funktioniert nicht mehr, falls es überhaupt mal funktioniert hat. Weder bei der Migration, noch beim Klimawandel. Früher oder später zahlen wir den Preis.
Ich war kürzlich ein paar Tage im Krankenhaus. Schätzungsweise die Hälfte des Pflegepersonals hatte einen osteuropäischen Akzent. Und glaubst du, wir nehmen ukrainische Kriegsflüchtlinge völlig uneigennützig auf? Falls Deutsche zur Minderheit werden sollten, dann ist das halt so.
Solange die Zuwanderer die deutsche Kultur annehmen, werden die Deutschen nie zur Minderheit, auch wenn sich natürlich die deutsche Kultur damit stetig wandelt; der Kern bleibt erhalten. Erst wenn man jeden Integrationsanspruch aufgibt, oder Leute zuwandern, die unsere Kultur verachten, ist das eine Gefahr - und dann ist es halt so, aber es ist genauso ein großer Verlust für die Welt, Verlust von menschlicher und kultureller Vielfalt, wie z.B. die Ausrottung der karibischen Indianerkulturen oder der alten ägyptischen Kultur (und vieler anderer solcher Opfer von Zuwanderungsverdrängung oder Eroberung).
Zitat:
Zitat von keko#
Glaubst du, jeder der von irgendwo hierherkommt, muss seine Identität und seine Gewohnheiten aufgeben? Weil wir Deutsche so toll sind?
ja, aber nicht weil wir Deutsche toller wären, als andere, sondern weil wir hier zu Hause sind. Wo ich in der Welt auch hingehe, sollte ich die dortige Kultur achten, und mich daran halten, wenn ich dort leben will. Alles andere ist ein Akt von Aggression, so wie wenn ein Besucher bei Dir im Gästezimmer anfängt die Möbel auszutauschen. Ist natürlich historisch auch "normal", die Ungarn haben vor 1000 Jahren auch nichts anderes getan, als sich über die im Donaubecken lebenden Slaven auszubreiten, und ihnen ihre eigene Lebensweise, Sprache, Kultur aufzuzwingen. Macht es aber für die Betroffenen nicht besser, und schon gar nicht erstrebenswert.
__________________
“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
Ist natürlich historisch auch "normal", die Ungarn haben vor 1000 Jahren auch nichts anderes getan, als sich über die im Donaubecken lebenden Slaven auszubreiten, und ihnen ihre eigene Lebensweise, Sprache, Kultur aufzuzwingen.
Soll das eine Parallele zur aktuellen Situation in Deutschland sein?
Soll das eine Parallele zur aktuellen Situation in Deutschland sein?
Nein, erst mal ein historisches Beispiel auf kekos achselzuckendes "Falls Deutsche zur Minderheit werden sollten, dann ist das halt so."
Ob es eine Parallele zu Deutschland geben wird (ersetze die Ungarn durch Muslime, und die Eroberung durch massiven Geburtenüberschuß), hängt u.a. davon ab, ob die Deutschen es schaffen, der Mehrheit der Muslime eine deutsche Identität anzubieten, die für die Deutschen selbst positiv belegt und dadurch für die Zuwanderer attraktiv genug ist, um darin aufzugehen, Teil der aufgeklärten westlichen Gesellschaft werden zu wollen, statt an muslimischen Werten als Gegenstück zu unserer Kultur festzuhalten (wie z.B. bei Hamed Abdel-Samad oder Ahmad Mansour) - oder ob anders herum, die Muslime es schaffen, ihre Werte und Kultur einer Mehrheit von Deutschen als attraktiv zu vermitteln (klappt ja bisher bei Einzelnen, wie auch auf vielen Schulhöfen).
__________________
“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
Im Moment steht doch eher zur Debatte, ob die AfD zu unseren Werten passt – im Gegensatz zu den friedlich unter uns lebenden Muslimen, Hindus, Orthodoxen uns so weiter.
Die "gemeinsamen Werte" von denen die AfD spricht, werden von den meisten nicht geteilt.