die Strassen werden zurückgebaut, von 4 auf 2 Spuren, von 2 auf verkehrsberuhigt, nix freie Bahn für ewiggestrige
Ja, das wird definitiv so passieren. Passiert ja in Stuttgart längst. Nicht jeder wird sich mehr individuell fortbewegen können. Dieser Spaß geht für viele zu Ende.
Ich habe den Eindruck, als würde sich der bestehende Trend zur Individualisierung in der Gesellschaft recht schwer tun mit dem Konzept der Massenverkehrsmittel. Geht es noch jemandem so?
Sie leben wirklich JWD, mein Vater ist praktisch immobil, und der ÖPNV nicht existent. Also alles mit Taxi! Ist preislich nicht so viel teurer als die Karre zu unterhalten.... Taxi-Fahrten zu Arzt, Krankengymnastik etc. übernimmt die GKV, Alles andere wird besser koordiniert und die zwei Söhne kommen häufiger mal zu den Eltern...
"nicht so viel teurer" - was ist für Dich "so viel"? Rechenbeispiel: Zuletzt auf Dienstreise habe ich 5 km mit dem Taxi zurücklegen müssen. Hinweg, 18 €, zurück 24 €. Pro Woche nur eine solche Fahrt macht schon über 2000 €/Jahr aus, für gerade mal 500 km/Jahr. Dafür zahle ich den Sprit für fast 2000 km; anders gerechnet kann man dafür mit einem eh vorhandenen Auto locker 10.000 km/Jahr abdecken (inklusive Wartung, neue Reifen, Steuer, u.ä.). Dazu fährt man wann man will, statt (wie ich vor einer Woche) z.B. 20 Minuten in der Kälte am Bahnhof rumstehen, bis ein Taxi (auf Anruf) kommt. Und nicht jeder hat Verwandte, die für Autotransport dann aus der Nähe anreisen können (wäre ja auch klimatisch eher kontraproduktiv, wenn nicht ich mit meinem Auto 50 km fahre, sondern jemand dafür 100 km extra fährt, um mich fahren zu können...)
Autonutzung kann oft irrational und überflüssig sein - oder eben rational, funktional, wirtschaftlich und für die jeweilige Lebenssituation sinnvoll im Vergleich zu den jeweiligen Alternativen. Pauschalaussagen wie Autofahren sei unersetzbar sind ebenso unsinnig und falsch, wie daß Autofahren grundsätzlich falsch und immer ersetzbar sei.
__________________
“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
Ich habe den Eindruck, als würde sich der bestehende Trend zur Individualisierung in der Gesellschaft recht schwer tun mit dem Konzept der Massenverkehrsmittel. Geht es noch jemandem so?
Ich sehe es eher so: die individuelle Mobilität, die ein bezahlbarer und gut ausgebauter Autoverkehr ermöglichte, hat über Jahrzehnte hinweg Lebensumstände entwickelt, deren Bedürfnisse nicht mehr durch die verfügbaren Massenverkehrsmittel abgedeckt werden können. Und ein Ausbau der Massenverkehrsmittel zur Bedienung der vorhandenen Lebensumstände (Abstände zwischen Wohnung, Arbeitsplatz, Lebensmittelversorgung, Kultur, ...) erlauben keinen wirtschaftlichen Ersatz für die individuelle Mobilität. Eine Einschränkung der individuellen Mobilität könnte zu einer gegenläufigen Entwicklung der Lebensumstände führen, allerdings auch nicht schneller, als es vorher ging; es könnte also locker 20 - 40 Jahre dauern, bis relevant viel Menschen näher am Arbeitsplatz wohnen, bis Arztpraxen und Lebensmittelläden wieder über Wohngebiete verteilt werden u.ä.
Überall, wo Massenverkehrsmittel den Lebensumständen entsprechend funktionieren (vor allem Großstädte, Ballungsräume) werden sie gut angenommen und genutzt; die Akzeptanz stößt überall an Grenzen, wo deutliche funktionelle Nachteile damit verbunden sind (sehr lange Fahrzeiten, Unkalkulierbarkeit, begrenzte Transportmöglichkeiten, ...)
__________________
“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
Ich sehe es eher so: die individuelle Mobilität, die ein bezahlbarer und gut ausgebauter Autoverkehr ermöglichte, hat über Jahrzehnte hinweg Lebensumstände entwickelt, deren Bedürfnisse nicht mehr durch die verfügbaren Massenverkehrsmittel abgedeckt werden können. Und ein Ausbau der Massenverkehrsmittel zur Bedienung der vorhandenen Lebensumstände (Abstände zwischen Wohnung, Arbeitsplatz, Lebensmittelversorgung, Kultur, ...) erlauben keinen wirtschaftlichen Ersatz für die individuelle Mobilität. Eine Einschränkung der individuellen Mobilität könnte zu einer gegenläufigen Entwicklung der Lebensumstände führen, allerdings auch nicht schneller, als es vorher ging; es könnte also locker 20 - 40 Jahre dauern, bis relevant viel Menschen näher am Arbeitsplatz wohnen, bis Arztpraxen und Lebensmittelläden wieder über Wohngebiete verteilt werden u.ä. ....
Ja, dem stimme ich zu. Wir haben die Welt zu dem gemacht, was wir wollten.
Wobei ein gegenläufiger Trend ja gut für das Klima wäre:
Meine liebe Oma, die keinen Führerschein hatte und auf den Bus angewiesen war, der 2x am Tag durch das Dorf rollte, hatte im Gegensatz zu mir einen sensationell guten ökologischen Fußabadruck.
(natürlich will da keiner wieder hin)
Der nötige Umbau kann funktionieren, aber auch in die Hose gehen. Zumal "Klimawandel" und "erneuerbare Energien" längst ein internationales Wirtschaftsfeld gewoden ist, auf dem sich die üblichen Vedächtigen austoben. Für jeden deutlich erkennbar an dem USA-Besuch von Habeck.
"nicht so viel teurer" - was ist für Dich "so viel"? Rechenbeispiel...)
also der ADAC, der ja nun wirklich nicht im Verdacht steht, ein Feind individueller motorisierter Mobilität zu sein, kommt da auf deutlich höhere Kosten pro Monat bzw. gefahrenen Kilometer, der kleinste Touran in der Tabelle kostet da fast 800 EUR/Monat bzw. 63c/km:
(...)
es könnte also locker 20 - 40 Jahre dauern, bis relevant viel Menschen näher am Arbeitsplatz wohnen, bis Arztpraxen und Lebensmittelläden wieder über Wohngebiete verteilt werden u.ä.
(...)
Ja und?
Es hat ja auch Jahrzehnte gedauert - so grob vom Beginn des Wirtschaftswunders an, das auch wesentlich durch das Auto befeuert wurde - bis wir da waren wo wir jetzt sind.
Da muss man sich für den Aufbau der "schönen neuen Welt", die weitestgehend ohne Autos auskommt, auch etwas Zeit geben.
Wenn Du einen toten Gaul reitest, steig ab. Und das Auto ist ein toter Gaul. Auch wenn sich der CO2-Abdruck durch neue Technologien eventuell etwas verbessern lässt.
Viele Grüße,
Christian
Edith wiederholt sich zum toten Gaul:
Zitat:
Zitat von chris.fall
Denn das Auto ist ein ziemlich komplexes technisches Produkt. Gemessen an der Kaufkraft des durchschnittlichen Nutzers ist es entsprechend hochpreisig. Das lässt sich nur mit dem Versprechen verkaufen, dass damit alle Wünsche nach Mobilität erfüllt werden: Man kann damit und der ganzen Familie dreimal im Jahr in den Urlaub, am WE zum Einkauf, "Vati" kann damit jeden Tag die xxkm oder sogar xxxkm zur Arbeit fahren, weil das Familiendomizil aus aus Gründen der Sparsamkeit am ADW steht. usw. usw.
Die "eierlegende Wollmichsau" Auto ist daher für jede dieser Anwendungen nur bedingt zu gebrauchen. Im Besonderen ist es für die bei weitem häufigste Anwendung - "Vati" fährt jeden Tag zur Arbeit - völlig überdimensioniert, weil man damit ja auch in den Urlaub will. Diese Überdimensionierung verschwendet massenhaft Ressourcen: Bei der Produktion, im Betrieb (Energie und Platz für die notwendige Infrastruktur) und sogar wenn es nicht benutzt wird und nur herumsteht, wird jede Menge Fläche verschwendet.
Diese Probleme werden durch die schönen Zukunftsvisionen, welche die Automobilindustrie gerade zeichnen, wenn sie denn überhaupt einmal kommen werden, alle nicht gelöst werden. Der tolle autonom fahrende Tesla steht genauso im Stau wie alle anderen und man findet auch damit keinen Parkplatz.
Und jetzt komm mir bitte niemand mit den selbstfahrenden Autos, die niemals einen Parkplatz brauchen weil sie appgesteuert von alleine von Anwender zu Anwender huschen. Dass das nicht funktioniert, sieht man an diesen beSCHEUERten E-Rollern, die an den unmöglichsten Stellen herum stehen oder liegen und die meinem Gefühl nach zu mindestens einem Drittel von adipösen Teenagern benutzt werden, die ohne diese Möglichkeit den Individualverkehr wohl nicht zusätzlich strapazieren würden.
Es hat ja auch Jahrzehnte gedauert - so grob vom Beginn des Wirtschaftswunders an, das auch wesentlich durch das Auto befeuert wurde - bis wir da waren wo wir jetzt sind.
Da muss man sich für den Aufbau der "schönen neuen Welt", die weitestgehend ohne Autos auskommt, auch etwas Zeit geben.
Wenn Du einen toten Gaul reitest, steig ab. Und das Auto ist ein toter Gaul. Auch wenn sich der CO2-Abdruck durch neue Technologien eventuell etwas verbessern lässt.
Viele Grüße,
Christian
Dass wir in DE da sind, wo wir sind, verdanken wir nicht zuletzt dem "toten Gaul" Auto. Aktuell sehe ich keinen wirtschaftlichen Ersatz für den toten Gaul.
Oder wie heizen wir in Zukunft unsere Hallenbäder, finanzieren EBikes und die Flüge auf ferne Inseln, um dort mit dem Rad Kreise zu fahren? (um Mal Luxusprobleme anzusprechen ;-)