Grundsätzlich stehe ich auch hinter allen Schutzmaßnahmen. Aber: Als das Ziel 50er Inzidenz fast erreicht war, wurde es auf einmal in Richtung 35 verschoben, mit dem Fernziel am besten Null Covid. Das war damals unrealistisch und um diese Zeit wurden kommunikativ viele Leute verloren.
Dafür gibt es etliche Gründe:
1. Wenn die Gesundheitsämter ab einer Inzidenz von 50 die Kontakte der infizierten Personen nicht mehr nachverfolgen können, dann ist es richtig, aber einer Inzidenz von 50 zu schließen, aber falsch, bei 50 wieder zu öffnen. Das kennen wir auch aus anderen Bereichen: Man kommt mit 40°C Fieber zwar ins Krankenhaus rein, aber nicht mit 39,9°C wieder raus. Sondern mit 36,5°C.
2. Es tauchte eine ansteckendere Mutation auf. Ein infizierter Mensch mit dieser Mutation steckt mehr Menschen an als mit dem bisherigen Wildtyp des Virus. Deswegen sind die Gesundheitsämter nicht erst bei einer Inzidenz von 50, sondern bereits bei 35 in Gefahr, die Kontakte nicht mehr verfolgen zu können.
3. Ab einer gewissen kritischen Inzidenz gelingt es nicht, die Zahlen stabil auf einem gleichbleibenden Niveau zu halten. Sondern sie steigen stark an und sind nur durch drastische Maßnahmen wie Lockdowns wieder zu reduzieren. So kommt man zu einem Jojo-Effekt mit abwechselnden Lockdowns und Öffnungen. Würde man hingegen die Inzidenz konsequent auf einen niedrigen Wert drücken, bleiben die Zahlen stabiler und pendeln nicht in der Nähe der Auslastung des Gesundheitssystems.
Zahlreiche Medien stellen diese einfachen Dinge so dar, als walte Chaos und Willkür.
In der NZZ ein gastbeitrag von Michael Esfeld,
Professor für Philosophie an der Universität Lausanne,
Mitglied der Leopoldina und Mitglied im akademischen Beirat des Liberalen Instituts.
Die geschlossene Gesellschaft und ihre neuen Freunde: warum es falsch ist, die Gesundheit höher zu gewichten als die Menschenwürde
Die freie Welt steht vor einer folgenreichen Weichenstellung: Sind die Freiheitsrechte verhandelbar oder nicht? Höchste Zeit, Karl Popper neu zu lesen – und seine Erkenntnisse auf unsere nachlässige Gegenwart anzuwenden. Ein Diskussionsbeitrag.
Hab doch noch mal weitgehend reingelesen, um mich bestätigt zu finden.
Der Typ schreibt einfach Schwachsinn, wenn er die Bekämpfung einer real existierenden Pandemie mit Totalitarismus gleichsetzt. Da gibt es nichts zu diskutieren.
Aber bei der weiteren Beschäftigung mit dem Thema stieß ich auf dieses treffende Zitat im Wikipedia Artikel "Offene Gesellschaft", die von Karl Popper propagiert wurde, und als die wir uns wohl weitgehend betrachten dürfen: "Der deutsche Publizist und Historiker Joachim Fest vertrat die Ansicht, dass die offene Gesellschaft gemäß ihrer liberalen Grundauffassung nicht in der Lage sei, einen seiner Meinung nach notwendigen Minimalkonsens in Bezug auf Grundwerte herzustellen bzw. zu erhalten (vgl. Böckenförde-Diktum). Stattdessen würde sie wie keine andere Gesellschaftsform auch ihren Gegnern Raum bieten, an der Zerstörung der offenen Gesellschaft zu arbeiten."
Zu diesen Gegnern gehören gegenwärtig offenbar die Querdenker (jedenfalls deren harter Kern), mit denen sich Michael Elsfeld gemein macht, und damit genau wie diese das Gegenteil davon tut, was er zu tun vorgibt.
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AfD-Verbot jetzt - und die "Werteunion" am besten gleich mit!
Russland ist ein Terrorstaat.
Unite behind the science!
Fahrrad for future!
Wie immer ist es leichter zu missverstehen als das zu sehen um was es geht. Mir ging es darum aus Beispielen ein Prinzip abzuleiten.
Hitler meinte es auch gut und was kam dabei raus? […] Das Argument es gut zu meinen weil ein edles oder höheres Ziel verfolgt wird ist kein Argument, wenn man dabei den Blick so einengt, dass alles andere, was auch wichtig ist und gut ist, ausgeblendet wird.
Hier geht es eben um das Prinzip, nicht um den Inhalt. Popper sprach von Totalitarismus.
Die Parallele besteht nicht in den guten Absichten von Hitler. Aus seiner subjektiven, verzerrten Weltsicht mag er die vielleicht sogar gehabt haben, zumindest zugunsten einer privilegierten Sorte Menschen.
Man kann aber den Totalitarismus Hitlers, mit dem er seine Ziele erreichen wollte, seine Wahl der Mittel, nicht mit den heutigen Verhältnissen vergleichen. Wir sehen uns heute mit Problemen konfrontiert, deren Bewältigung eine gemeinsame Anstrengung erfordert. Worin diese Anstrengungen aber im Detail bestehen, wird demokratisch ausgehandelt. Wir handeln als Gesellschaft gemeinsam, teilweise durchaus verbindlich, aber eben nicht totalitär.
Du hast zahlreiche Mittel, mit denen Du gegen Beschlüsse, die Dir nicht gefallen, vorgehen kannst. Viele davon bezahlt der Staat, um Dir diese demokratischen und bürgerlichen Mittel zu ermöglichen. Du kannst eine große Demo organisieren, und Staatsbeamte stehen sich einen Sonntag lang die Beine in den Bauch, um das zu ermöglichen. Du kannst den Staat verklagen, und der Staat selbst wird das unter Umständen finanzieren. Du kannst eine Partei gründen mit viel Geld aus der Gemeinschaftskasse der Steuerzahler.
Deshalb muss man meiner Meinung nach solche Parallelen zu den Nazis vermeiden. Zumindest dann, wenn man als gebildeter Mensch überlegt und in Ruhe einen Artikel für die Neue Zürcher Zeitung schreibt.
Die Diskussion gab es in Israel auch schonmal, als die dortige Impfkampagne trotz genügend Impfstoff ins Stocken geraten war.
Mit Einführung des elektronischen impfpasses in Verbindung mit Impfprivilegien war das Problem dort gelöst.
Der europäische Impfpass ist ja längst beschlossen und auf den Weg gebracht.
Deshalb wettert ja die AFD als Interessenvertreter der Covidioten, gegen Impfpass und Impfprivilegien, da dies ja faktisch eine Art "Impfpflicht durch die Hintertür" ist. Der Ausdruck stammt glaube ich sogar von Alice Weidel und ich muss ihr da ausnahmsweise Recht geben. Nur eben, dass ich persönlich kein Problem habe mit der "Impfpflicht durch die Hintertür". Mir ist es egal, wenn sich ein paar Leute nicht impfen lassen und lieber daheim rumsitzen.
Solange man Impfverweigerer nicht in der Gastronomie, in Fitnesstudios, bei Events oder in Flugzeugen trifft sehe ich darin kein Problem.
Mal ein paar Fragen zu Deinem Post:
1. Warum ist Nötigung/ Zwang zur Impfung in Deinen Augen kein Problem? (Zumindest kein moralisches)
2. Es lassen sich doch ausreichend Menschen freiwillig impfen, warum kann man es nicht ähnlich der Grippeimpfung handhaben?
3. Die Ungeimpften sind ja für Geimpfte keine Gefahr. Sie tragen doch das größere Risiko selbst. Biontech gibt ja 95 % oder mehr Schutz für Geimpfte an.
4. In D sind unter 3000 Menschen unter 59 Jahren gestorben. Warum eine Pflicht bei diesen Zahlen?
5. Kann ich bei einem mutierendem Virus eine Pflicht einführen?
Das ist der Punkt, der mich am meisten stört. Ich finde es verstörend, wenn unser Staat an krankmachenden Stoffen (Alkohol, Nikotin und Co) Geld verdient und im Gegenzug für eine Krankheit,die gut überstanden werden kann, eine Impfpflicht einführen will.
Ist das nicht heuchlerisch?
Jeder Mensch sollte selber entscheiden dürfen, ob er das machen will, oder auch nicht.
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Einfach Spass an der Bewegung haben!
Der Rest kommt von allein....
Wahnsinn, wie die Zahlen wieder in die Höhe schießen, dabei hatten die es doch jetzt lange im Griff! Die Impfungen dort laufen ja auch sehr schleppend. Kann man wohl nur das beste hoffen, dass es bald besser wird...
Ein sehr zähes Thema langsam.