Würdest Du in der Leichtathletik, beispielsweise beim 100m-Sprint, von gedopten Einzelfällen ausgehen, oder von einem systemimmanenten Problem? Und wie wäre es bei den Ringern und Gewichthebern? Oder den Schwimmern?
Um das mal mit Zahlen zu belegen, anbei ein Ranking aus 2016. Von den 10 schnellsten 100m Sprintern hat man 9 des Dopings überführt. Nur den schnellsten nicht. Usain Bolt.
Ja, da bringst Du eine Realität im Profisport auf den Punkt. Lediglich das Wörtchen "nur" ist etwas zynisch.
Deine rechtschaffene Entrüstung hilft leider überhaupt nichts. Wenn man das Doping im Spitzensport ausschließlich als eine freie Entscheidung der einzelnen Sportler einordnet, wird sich an dem System nichts ändern.
In dem System aus Teamstrukturen oder Kadern, Trainern, Ärzten, Sponsoren und Medien sind die Sportler nur ein Rädchen im Getriebe. Fliegt einer gedopt auf, rückt ein anderer an seine Stelle. Am System ändert sich nichts.
Natürlich ist mir völlig klar, dass das Dopingproblem nicht nur ein Individualproblem ist, sondern auch ein Systemproblem. Ich wollte darauf hinaus, was man denn nun mit der Erkenntnis machen kann oder soll.
Zynismus hin oder her, in meinem eigenen persönlichem Mikrokosmos betrachte ich sowohl das System als auch die Protagonisten sehr distanziert. In meinem Verein sind mehrere aktuelle und ehemalige TdF-Fahrer Mitglieder. Ich finde es immer befremdlich, wenn sich Vereinskollegen völlig kritiklos und breit grinsend den Profis an den Hals werfen, nur um mit denen für's Clubmagazin oder die HP fotografiert zu werden.
Es ist nichts schlimmes sich einzugestehen, dass die Zahl die man für seine Argumentation (es gibt systematisches Doping) herangezogen hat absolut nicht aussagekräftig ist. Das Fazit kann ja korrekt sein, der Weg ist aber effektiv falsch (gibt in Mathe auch keine volle Punktzahl, hab’s oft genug durch Abschreiben des Ergebnisses versucht)
Ich habe definitiv kein Problem damit, Dir gegenüber einen Fehler einzugestehen. Warum sollte ich? Jedoch gebe ich zu bedenken, dass es hier um ein Argument geht, dass nicht von mir stammt. Ich selbst halte es für völlig irrelevant.
Die Länge der Etappen hat nach meiner Überzeugung einen sehr geringen Einfluss auf das Stundenmittel. Wenn überhaupt. Es ist den Teams vermutlich ziemlich egal, ob eine Etappe jetzt 170 oder 200 Kilometer lang ist. Es wird so oder so dasselbe Tempo gefahren. Entscheidend sind ganz andere Faktoren als die Kilometerzahl der Etappe.
Erklärst Du mir jetzt, warum die Entwicklung der ø-Geschwindigkeiten bei der Tour die France so sehr den Leistungsentwicklungen im Laufsport ähnelt? An den Reifen kann es da ja nicht liegen.
Wenn du auf Emu Buchmann ansprichst, dann würde ich gerade bei ihm zu 99% meine Hand dafür ins Feuer legen, dass er sauber ist, gerade weil ich dessen Umfeld kenne, weiß wie er tickt, was er trainiert.
Ich möchte und kann nichts über Buchmann, sein Training und dessen Umfeld sagen. Dazu fehlt mir der Einblick.
Unten siehst Du eine Liste aus 50 Jahren Tour de France, jeweils die ersten drei. Rot gefärbt sind jene, die mit Doping in Verbindung stehen. Wenn ich das auf mich wirken lassen, fällt es mir schwer, für irgend jemanden die Hand ins Feuer zu legen, der Vierter geworden ist. Dafür bitte ich um Verständnis.
Ich habe definitiv kein Problem damit, Dir gegenüber einen Fehler einzugestehen. Warum sollte ich? Jedoch gebe ich zu bedenken, dass es hier um ein Argument geht, dass nicht von mir stammt. Ich selbst halte es für völlig irrelevant.
Die Länge der Etappen hat nach meiner Überzeugung einen sehr geringen Einfluss auf das Stundenmittel. Wenn überhaupt. Es ist den Teams vermutlich ziemlich egal, ob eine Etappe jetzt 170 oder 200 Kilometer lang ist. Es wird so oder so dasselbe Tempo gefahren. Entscheidend sind ganz andere Faktoren als die Kilometerzahl der Etappe.
Erklärst Du mir jetzt, warum die Entwicklung der ø-Geschwindigkeiten bei der Tour die France so sehr den Leistungsentwicklungen im Laufsport ähnelt? An den Reifen kann es da ja nicht liegen.
Das war nicht böse gemeint, mehr ein „spässle“
Ich kann da gar nichts zu sagen und vor allem nicht, dass es kein systematisches Doping im Radsport gibt. Nur dass in die Durchschnittsgeschwindigkeit eines Radrennens viel viel viel zu viele Variablen eingehen, als daraus auch nur irgendwas ableiten zu können.
Nur dass in die Durchschnittsgeschwindigkeit eines Radrennens viel viel viel zu viele Variablen eingehen, als daraus auch nur irgendwas ableiten zu können.
Wie erklärst Du Dir dann die Ähnlichkeit der Leistungsentwicklung bei der Tour de France, gemessen an der ø-Geschwindigkeit des Siegers, mit der Entwicklung der Weltrekorde im 5000m-Lauf? Warum sehe ich bei beiden einen Epo-Knick in den Neunzigern und eine Stagnation nach Einführung des Blutpasses?
Nach Deiner Auffassung müssten die Durchschnittsgeschwindigkeiten bei der Tour vor allem mit den Etappenlängen korrelieren, oder sich chaotisch verhalten, je nach Windverhältnissen.
Ich möchte und kann nichts über Buchmann, sein Training und dessen Umfeld sagen. Dazu fehlt mir der Einblick.
Unten siehst Du eine Liste aus 50 Jahren Tour de France, jeweils die ersten drei. Rot gefärbt sind jene, die mit Doping in Verbindung stehen. Wenn ich das auf mich wirken lassen, fällt es mir schwer, für irgend jemanden die Hand ins Feuer zu legen, der Vierter geworden ist. Dafür bitte ich um Verständnis.
Die Liste ist doch sehr aussagekräftig und belegt eigentlich auf den ersten Blick, dass sich 'ne ganze Menge im Radsport in den letzten 8 Jahren getan hat.
Und wenn man die Liste noch ein bisschen genauer ansieht und die echten, klaren Dopingfälle von Dopingverdachtsfällen differenziert, dann wird der Unterschied noch deutlicher.
Froome z.B. ist nach rechtsstaatlichen Grundsätzen vom Dopingvorwurf freigesprochen worden, ob zurecht oder unrecht sei dahingestellt, aber ihn im selben Rot zu markieren wie die glasklar überführten Armstrong, Ullrich oder Landis ist ganz sicher zu undifferenziert.
Erst recht wenn man das Leistungssteigerungspotenzial des bei Froome vor zwei Jahren gefundenen Salbutamols in Relation zum Epo- HGH- Testosteron-Cocktail in Relation setzt, die sich die oben genannten Radprofis in den 90er Jahren nachweislich über Jahre hinweg reingepfiffen haben.
Und warum Andreas Klöden in der Tabelle in weiß geschrieben wird, wissen wahrscheinlich auch nur die Autoren der Auflistung: wer Froome als gedopt ansieht, kann unmöglich Klöden für unschuldig halten.
Korrelation ist nicht gleich Kausalität, so erkläre ich mir das.
Wie gesagt, ich bestreite gar nicht dein Fazit. Ich sage nur, dass mir die average pace nicht als Indikator taugt.
Selbst bei rennen, die immer auf dem gleichen Parcours statt finden, fluktuieren die Geschwindigkeiten von Jahr zu Jahr. Bspw war das schnellste Paris Roubaix 2017 mit 45,2 deutlich schneller als 2019 (43,1).
Bei der Tour kommt noch so viel mehr Variablen dazu, dass mir die Aussage „das hängt mit der Leistungsfähigkeit / Doping zusammen“ nicht als Begründung ausreicht.
Das heißt nicht, dass hier nicht ein Zusammenhang bestehen kann - nur weil in Schaltjahren am 17. Mai meistens die Sonne scheint, hat das Konzept Schaltjahr aber keinen Einfluss auf das Wetter am 17. mai