Ein Faktor unter mehreren besteht meiner Ansich nach ganz simpel darin, dass in der Grundschule sich 1 oder kein vietnamesisches Kind in einer Klasse befindet, während die Kinder mit türkischem Migrationshintergrund zu mehreren sind oder in manchen Regionen sogar die Mehrheit darstellen. Das führt allei beim Erwerb der deutschen Sprache zu grossen Unterschieden schon ab Kindergarten.
Das ist aber kein zwingender Zusammenhang. Ich wuchs in Rumänien auf, als Kind ungarischer Eltern im deutschsprachigen Kindergarten und Schule bis zur 8. Klasse. Die Kinder in dieser deutschen Klasse waren zu 75 % Ungarn, der Rest Deutsche und Rumänen. Im Elternhaus der Ungarn sprach keiner Deutsch. Trotzdem lernten alle Kinder bereits im Kindergarten fließend deutsch quasi als zweite Muttersprache (obwohl die "Pausensprache" häufig ungarisch blieb, trotz Bemühungen der Erzieher und Lehrkräfte, das abzustellen). Eine nicht-deutsche Mehrheit in der Klasse sollte demnach noch kein Hindernis sein, Deutsch zu lernen, wenn denn der Wille da ist, dazuzugehören.
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“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
Nein, kein zwingender, Zusammenhang, aber für mich eine sehr plausible und naheliegende Erklärung, weshalb Kinder vietnamesischer Migranten eher einen Realabschluss haben als türkische.
Nein, kein zwingender, Zusammenhang, aber für mich eine sehr plausible und naheliegende Erklärung, weshalb Kinder vietnamesischer Migranten eher einen Realabschluss haben als türkische.
Aber da sind wir doch wieder bei der Integration als Bring- oder Holschuld.
Ich meine damit: Was ist meine Motivation der Immigration? In der Regel wird dies doch sein, dass ich glaube, dass es mir da, wohin ich immigriere, besser geht als da, woher ich emigriere. Aber ist es nicht vermessen anzunehmen, dass mich das "bessere Leben" in Empfang nimmt sobald ich den Boden des Landes betrete, von dem ich mit dieses verspreche? Muss ich nicht so weit gehen und erkennen, dass eben dieses "besser" vor allem mit den Lebensgewohnheiten in meinem Zielland zusammenhängt? Wäre es dann nicht angebracht, meine gewohnte Lebensgewohnheiten anzupassen um ein Teil des besseren zu werden?
Dafür muss niemand seine Religion, Kultur oder sonst was aufgeben. Aber eben auf ein "allgemeinverträgliches" Maß reduzieren bzw. in der Prioritätenrangfolge entsprechend nachrangig zu positionieren.
Und zur Ausgangsfrage zurückkommend gibt es insbesondere unter den Muslimen doch eine sehr große Anzahl, die dazu eben nur sehr beschränkt bereit sind, was die statistischen Zahlen zur Anerkennung der hiesigen Rechtsordnung im Vergleich zur Scharia belegen. Bei Zuwanderern insbesondere aus Asien fällt dies nicht so auf. Könnte natürlich damit zusammenhängen, dass die meisten Staaten in Asien auch säkular sind
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Auf dem Weg vom “steifen Stück” zum geschmeidigen Leopard
Aber da sind wir doch wieder bei der Integration als Bring- oder Holschuld.
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Man muss einfach auch die soziologischen und historischen Faktoren sehen, weshalb es dazu kommt, dass in einzelnen Gegenden, um im Beispiel zu bleiben, mehr Kinder mit türkischen Migrationshintergrund wohnen als in anderen (wie z.B. der Wohnungsmarkt). Viele würden in Berlin auch lieber in Dahlem / Grunewald wohnen. Und logischerweise lernt ein einzelnes Kind mit vietnamesischem Hintergrund in der KITA und in der Schule dann im Vergleich und in der Mehrheit etwas besser deutsch als diejenigen in einer Klasse mit vielen türkisch-muttersprachlichen Kindern. Solche gesellschaftlichen, strukturellen Faktoren kann man für die Gesamtheit der jeweils Betroffenen nicht einfach individualisieren ("Zieht doch in eine andere Gegend" usf.). Wer das tut, handelt ähnlich, als ob er allen Hartz IV Beziehern und Arbeitslosen individuell die Schuld zuweist, dass sie Sozialleistungen erhalten.
Wer sich über solche, leider vorherrschenden Betrachtungsweisen wie pauschale Schuldzuweisungen von Konflikten mit eigentlich gesellschaftlichen Ursachen in erster Linie erfreut, sind diejenigen, welche billige Arbeitskräfte und hohen Gewinn wollen. Entweder Ausbeutung zu Billig-/Mindestlöhnen und mehrere Jobs, Hartz IV Bezieher (mit Arbeitszwang und 1 Euro Jobs.) oder kriminelle Karrieren, Drogen und Knast. Das sind doch in Wirklichkeit die Lebenszeit-Optionen für manche Heranwachsende, welche unsere Gesellschaft systemisch, vermittelt über vielerlei Faktoren, konstant produziert. Irgendwo müssen sich dann halt die Auswirkungen in Konflikten zeigen und wer es "ruhig und geordnet" haben will, benötigt zur Befriedung SozialarbeiterInnen, Ämter, Polizei und Knäste, wenn die gesellschaftliche Prävention versagt.
Interessanterweise setzen sich übrigens manche Jugendgangs z.B. oft multiethnisch zusammen, d.h. die Mitglieder stammen aus einem bestimmten sozialen und regionalen Milieu mit gemeinsamen Gegnern, worüber sie sich definieren.
Zitat:
Zitat von noam
Muss ich nicht so weit gehen und erkennen, dass eben dieses "besser" vor allem mit den Lebensgewohnheiten in meinem Zielland zusammenhängt? Wäre es dann nicht angebracht, meine gewohnte Lebensgewohnheiten anzupassen um ein Teil des besseren zu werden?
Bekanntlich holte DE die türkischen Migranten in den 60/70ziger Jahren in Bussen und Zügen hierher (warb sie in der Türkei an!), weil die Industrie billige Arbeitskräfte brauchte. Und der fehlende Wohlstand in Afrika z.B. liegt in der Hauptsache wohl kaum an den Lebensgewohnheiten der dortigen Menschen bzw. an deren Religion.
Wer sich über solche, leider vorherrschenden Betrachtungsweisen wie pauschale Schuldzuweisungen von Konflikten mit eigentlich gesellschaftlichen Ursachen in erster Linie erfreut, sind diejenigen, welche billige Arbeitskräfte und hohen Gewinn wollen. Entweder Ausbeutung zu Billig-/Mindestlöhnen und mehrere Jobs, Hartz IV Bezieher (mit Arbeitszwang und 1 Euro Jobs.) oder kriminelle Karrieren, Drogen und Knast.
Entschuldige, aber das was du da schreibst in eine Frechheit. Höre doch endlich mal damit auf pauschal Unternehmer zu diskreditieren und wirklich in jedes Thema dein politisches Weltbild vom Unternehmer als Ausbeuter zu projizieren.
Deine Beiträge aus deiner früheren beruflichen Praxis schätze ich, solche Sticheleien gehen aber wirklich an den Rand des Unerträglichen.
Bekanntlich holte DE die türkischen Migranten in den 60/70ziger Jahren in Bussen und Zügen hierher (warb sie in der Türkei an!), weil die Industrie billige Arbeitskräfte brauchte.
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Wer sich für das Thema "Türkei, Migration, Emanzipation von türkischen Frauen" interessiert, empfehle ich 2 sehr lesenswerte und spannende Bücher von der Schriftstellerin, Schauspielerin und Regisseurin Emine Sevgi Özdamar.
Der zweite Roman beschäftigt sich mit der Reise nach Berlin, der Arbeit bei Telefunken, dem Wohnheim, ihren Anfänge im Theater als Praktikantin und mit der Berliner 68-Bewegung und parallel den Entwicklungen in der Türkei. Die Brücke vom Goldenen Horn
Höre doch endlich mal damit auf pauschal Unternehmer zu diskreditieren und wirklich in jedes Thema dein politisches Weltbild vom Unternehmer als Ausbeuter zu projizieren.
So wie ich sein Posting verstanden habe, geht es ihm gerade nicht um den einzelnen Unternehmer als Ausbeuter, sondern um gesellschaftliche und wirtschaftliche Strukturen, die zu einer Ausbeutung führen. Unternehmer und Beschäftigte sind beide ein Teil dieser Strukturen.
Du verstehst das als eine direkte Täter-Opfer Beziehung, aber es ist eher strukturell gemeint, wenn ich nicht irre.
Entschuldige, aber das was du da schreibst in eine Frechheit. Höre doch endlich mal damit auf pauschal Unternehmer zu diskreditieren und wirklich in jedes Thema dein politisches Weltbild vom Unternehmer als Ausbeuter zu projizieren.
Deine Beiträge aus deiner früheren beruflichen Praxis schätze ich, solche Sticheleien gehen aber wirklich an den Rand des Unerträglichen.
Davon muss sich doch kein einzelner Unternehmer betroffen fühlen, der heute einen Mindestlohn von 15.- bezahlt, mit dem die Betroffenen bei der Rente über der Grundsicherung bleiben, die waren ja explizit nicht gemeint, indem ich schrieb, "diejenigen, welche...". Soll ich jetzt wirklich eine riesige Linkliste von Aussagen der Unternehmerverbänden anführen, welche meine Aussage bestätigen. Und manche Heranwachsende empfinden ihre Optionen so, wie ich es zusammengefasst habe.
Du kennst doch sicher das Buch: Günther Wallraff: Ganz unten. Sind nun sein authentischer Erfahrungsbericht und Wallraff unerträglich oder sind es nicht vielmehr die Zustände, die er beschreibt.
Wie Arne schreibt, es ging mir um die gesellschaftlichen Strukturen, nicht um einzelne, indem ich darauf hinweise, dass man eben die sozialen Ursachen nicht einfach über Religion usf. individualisieren kann.