Nein. Das ist es nicht.
Es geht darum, dass es eine Reihe von "Pro-Zoo"-Argumenten gibt, die durch Wissenschaftler ("Unite behind the science" ) vertreten werden.
Siehe Kommentar #10 von LidlRacer.
Wenn Menschen, in dem Fall Förderer des Artenschutzes (durch Unterstützung der Arbeit der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt) auch noch in den Zoo gehen, da sie die wissenschaftlichen "Pro-Zoo"-Argumente für valide halten, ist ein Vergleich mit Scheiße fressenden Fliegen in meinen Augen unzutreffend.
Ich stelle mir gerade die Reaktionen der Eltern vor, deren Kind schwer verletzt wurde, da der morgendliche Schulbus in einer waldreichen, ländlichen Gegend in winterlicher Dunkelheit mit einem Wisent (300 bis 400 Kilo Gewicht sind nicht unüblich) kollidierte, von der Straße abkam und sich überschlug. Wenn man denen mit "gesellschaftliche Bereitschaft" kommt sollte man wohl schnellstens in Deckung gehen.
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Ich wohne aktuell in einer sehr ländlichen Region mit einem riesigen Waldgebiet, der Schorfheide, in der Uckermark. Der Sohn meines Nachbarn hatte vor Weihnachten einen Autounfall mit einem Wildschwein, weil gerade an dem Tag dort eine Treibjagd auf die Wildschweine veranstaltet wurde. Da rennen die Tiere dann tagsüber kopflos über die Strassen, weil sie aufgehetzt werden. Dagegen (gegen Treibjagden) kann man sich jetzt schon engagieren. Vor 2 Jahren wurde ein Liebespaar auf einem Feld von einem Jäger erschossen, weil er "glaubte", Wildschweine zu erkennen, in Brandenburg. Es gibt deutschlandweit eine ganze Menge Jagdunfälle.
Ansonsten wissen die Leute, wann mit Wildwechsel zu rechnen ist und dass zu den Brunstzeiten besondere Vorsicht auf den Strassen geboten ist. Die meisten Unfälle passieren durch Abkommen von der Strasse wegen überhöhter Geschwindigkeit und nicht wegen des Dammwildes oder der Wildschweine. Ein Tempolimit auf 80 oder 60 würde auch sofort mehr Leben retten.
Natürlich bedeutet eine Wisent-, eine Elch- oder Wildpferd-, Luchs-Ansiedlung auch, dass sich Förster, Wanderer, Einwohner benachbarter Gegenden und Autofahrer auf neue Situationen einstellen müssen. Bisher lebten in den Regionen DE mehr Generationen mit diesen Tieren als ohne wie in der Neuzeit. In erster Linie scheitert eine Wiederansiedlung fast ausschliesslich an forst- und landwirtschaftlichen Rentabilitätsgesichtspunkten.
Der kommerzielle Druck der Zoo´s, möglichst viel Besucher zu erhalten, sehen zahlreiche Tierforscher kritisch. Um möglichst die Besucherzahl zu steigern, braucht ein Zoo leider gerade Tierarten wie Menschenaffen, Eisbären, Braunbären, grosse Raubkatzen, Elefanten, Giraffen und viele, viele Jungtiere. Diese beiden Trends sind letztlich problematisch für die Haltung der Tiere, weil für diese Anzahl der grossen Säugetiere in der Regel bei Zoo´s mit diesen Konzepten schlicht die notwendige Grundfläche fehlt und für viele Jungtiere nur schwer gute Abgabeplätze zu finden sind.
Ich finde es schon interessant welche Vorstellungen mancher Diskutant in diesem Forum vom zukünftigen Erscheinungsbild Deutschlands hat. Ungefähr so:
Auf den Hügeln von z. B. Harz und Pfälzer Wald streifen Elch und Wisent unter den Propellern von Windkraftanlagen (wenn sie sich denn lohnen) umher und bringen uns zurück in die gute alte Zeit und in eine CO2-neutrale Zukunft.
Und wer nicht laut und deutlich dafür ist, der ist ein
Zitat:
Zitat von XXX
Wutbürger, St.Florians-Prinzip...
Wer auf Gefahren hinweist der konstruiert etwas und leugnet, dass natürlich immer der Mensch Schuld ist.
Zitat:
Zitat von xxx
In deinem sehr konstruierten Beispiel trägt der Schulbusfahrer zweifellos die absolute Hauptschuld am Unfall
Das mit der Schuldfrage ist eigentlich logisch: Jeder der einmal in der Notaufnahme eines Krankenhaus war weiß, dass Unfälle eigentlich sehr oft vorhersehbar sind. Warum zur Hölle geschehen sie trotzdem?
Und wenn man aus den regelmäßig gestellten Sonntagsfragen ableitet, dass "nur" ein gutes Fünftel der Bevölkerung bereit ist, beinahe jede Veränderung in Richtung Klima- und Umweltschutz zu akzeptieren, dann ist tatsächlich noch einiges an Überzeugungsarbeit zu leisten bis der ehemalige Kanaren-Urlauber, der mittlerweile auf das Fliegen (z. B. auch nach Hawaii oder Neuseeland) verzichtet und mit Fahrrad und Bahn Urlaub in Deutschland macht, rund um die Kalmit oder dem Wurmberg auf Elche trifft.
untereinander "menschlicher" als jede Menschengrupp
Gerade bei Schimpansen würde ich dass in Zweifel ziehen. Dort gibt es ziemlich blutige Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Gruppen. Da wird einem schnell klar warum das unsere nächsten Verwandten sind und nicht die Orang Utans.
Auf die moralische Bewertung hat das keinen Einfluss für mich. Bedeutender finde ich das Menschenaffen eine Selbstwahrnehmung besitzen und damit vielleicht auch sowas wie einen eigenen Willen.
Ob en Schimpanse die Zoohaltung positiv oder negativ beurteilt ist sehr kompliziert, da die Übertragung unserer eigenen Empfindungen nicht zwingend zielführend sind. Bei Waalen und Delphinen ist sich die Forschung sehr sicher, bei Affen nicht.
Für Hühner gab es vor Jahren einmal eine interessante Studie die herausfand, das Hühner Freilandhaltung unter Stress setzt verglichen mit der Bodenhaltung.
Alles nicht immer so einfach.
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Saison 2023
Halbmarathon München
Ich finde es schon interessant welche Vorstellungen mancher Diskutant in diesem Forum vom zukünftigen Erscheinungsbild Deutschlands hat.
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Die von mir zitierte Studie legte der WWF vor, auf den ich mich bezog. Mit einer partiellen Umsetzung wäre der Diskutant schon mehr als zufrieden.
Wie ich mehrfach begründete, geht es hauptsächlich darum, ob man an einigen Regionen weniger wirtschaftliche Waldeffizienz in Kauf nimmt zugunsten eines praktizierten Artenschutzes. Wir erwarten stattdessen von unseren Nachbarn wie Polen z.B., dass sie genau das tun sollen, und kritisieren deren Regierung, sobald sie vermehrten Holzschlag im Bialowieza-Nationalpark zulassen, wo wieder eine Herde Wisente lebt. In DE wurde bisher eine Mini-Herde im Rothaargebirge NRW ausgesetzt, mittlerweile leben dort ca. 17 Tiere auf 10000ha. Es soll hauptsächlich Streit um die Forstschäden, Entschädigungen, Einwilligungen der Waldbesitzer vor den Gerichten geben, nie um Verkehrsunfälle. NABU: Der Wisent
und: Abschuss-Desaster darf sich nicht wiederholen. Brandenburg muss auf weitere Wisente besser vorbereitet sein
Was jetzt die Wildunfälle betrifft: Logisch von Deinem Argument abgeleitet, müsste eigentlich Schweden die Elche ausrotten, weil diese Tiere, anders wie andere Hirsche, weniger vorsichtig beim Überqueren von Strassen sein sollen und es in Schweden ca. 4000 Verkehrsunfälle mit Elchen pro Jahr gibt und dort noch ca. 400 000 Elche leben.
Ob en Schimpanse die Zoohaltung positiv oder negativ beurteilt ist sehr kompliziert, da die Übertragung unserer eigenen Empfindungen nicht zwingend zielführend sind. Bei Waalen und Delphinen ist sich die Forschung sehr sicher, bei Affen nicht.
Angenommen, wir würden ein Psychopharmakon testen, das gegen Depressionen wirken soll. Zwangsweise weisen wir dreihundert Schwarzafrikaner in eine geschlossene Psychiatrie ein und verabreichen ihnen das Medikament über die Nahrung. Eine anschließende Studie zeigt, dass diese Gruppe etwas glücklicher ist als der Durchschnitt der Bevölkerung Schwarzafrikas.
Legitimiert das unser Vorgehen? Ich finde: nein. Und zwar deshalb, weil die fiktiven Personen meines Beispiels es nicht wollten.
(Sorry, dass ich gerade Dir dieses drastische Beispiel zumute. Wir sind, wie mir scheint, ganz ähnlicher Ansicht.)
Menschenaffen Haltung ist ethisch ein schwieriges Thema, da meiner Meinung nach die Arterhaltung ohne eher unwahrscheinlich ist, andererseits die Fähigkeit zur Selbstwahrnehmung einen eigenen Willen möglich macht und wir bisher nicht in der Lage sind diesen zu erfahren.
Es gibt Zoohaltungen, z.B. im Affenzoo in Apeldorn, die es den Affen ermöglichen den Großteil ihres Verhaltens in hinreichend großen Gruppen zu zeigen. In der Verhaltensforchung gehen die meisten Forscher davon aus, das die Haltung den individuellen Bedürfnissen der Tiere gerecht wird und damit artgerecht ist.
Für mich ist damit die ethische Frage unter Berücksichtigung des Artenschutz zum Thema Menschenaffen Haltung knapp zu pro entschieden.
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