Entspricht alles, was dieser Autor geschrieben hat, der katholischen Glaubenslehre? Oder nur Teile davon, andere aber nicht?
Zitat:
Zitat von Zarathustra
Alles? Weiß ich nicht. Für den Anfang ist aber ohnehin die Konzentration auf das Grundlegende angebracht.
Siehst Du, das meinte ich: Du weißt es nicht. Ob Augustinus, Anselm oder Thomas von Aquin die Glaubensinhalte des Christentums korrekt wiedergeben, weißt Du nicht. Du wärst ebenso außerstande, anzugeben, was "die Konzentration auf das Grundlegende" enthalten soll. Wer legt fest, was grundlegend und was nebensächlich sei?
Das Problem ist doch, dass der faktische Wahrheitsbegriff hier keine Rolle spielt. Wir können nicht prüfen, ob Thomas’ Behauptungen über die Sprache der Engel zutreffen. Ein anderer Gelehrter könnte mit dem gleichen Recht etwas anderes behaupten. Allein deshalb gibt es Dogmen in den Religionen, also Denk-Gebote und Denk-Verbote. Autorität schlägt Argument.
Gott ist vollkommen, Du unvollkommen. Wo ist der Widerspruch?
Moment.
Bin nur ich unvollkommen, oder auch andere Bewohner der Welt? Andersherum gefragt: Gibt es ein vollkommenes, von Gott geschaffenes Lebewesen, oder schuf er sie alle unvollkommen?
Aus meiner Laiensicht ist eine Natur, in der ein Gott die Naturgesetze zuverlässig simuliert und ansonsten in keiner Weise sichtbar wird, nicht zu unterscheiden von einer Natur, in der allein die Naturgesetze gelten.
Sorry, dass ich mich mal wieder unangemessen und halb rhetorisch reinfrage.
Aber läuft das, was Du schreibst, nicht darauf hinaus, dass die Unterscheidbarkeit nicht immer ein geeignetes Kriterium darstellt, um herauszufinden, was real ist?
Nehmen wir einfach mal zum Spaß an, dass wir tatsächlich alle nur als Simulation in einem riesigen Quantencomputer einer Superintelligenz sitzen, die sich zum Ziel gesetzt hat, die katastrophalen Entwicklungen in der Geschichte der Menschheit zu untersuchen, oder einfach nur zum Zeitvertreib ein Spiel spielt. Unsere Argumentation, dass es keinen Superuser gibt, weil die Welt auch ohne ihn funktioniert, wäre doch die gleiche wie die jetzt vorgebrachte, oder nicht? Ein "Gottesbeweis" wäre in diesem Szenario lächerlich, weil es sich nicht lohnt einer Simulation etwas zu beweisen. Im Zweifelsfall dreht der Superuser den Saft ab.
Ich weiß schon, dass ich zu viele Filme aus der Ecke von The Thirteenth Floor (toller Film, meiner Meinung nach), Dark City oder The Matrix gesehen habe, aber ich finde die Idee spannend.
Aber läuft das, was Du schreibst, nicht darauf hinaus, dass die Unterscheidbarkeit nicht immer ein geeignetes Kriterium darstellt, um herauszufinden, was real ist?
Das ist richtig. Wenn zwei unterschiedlichen Hypothesen zu den exakt gleichen Konsequenzen führen, können wir nicht unterscheiden, welche von beiden "wahr" ist.
Wenn wir beispielsweise entscheiden wollten, ob Einsteins oder Newtons Auffassung der Gravitation "wahr" sei, müssen wir ein Experiment ersinnen, bei dem beide Auffassungen zu unterschiedlichen Vorhersagen über das Ergebnis dieses Experiments kommen. Durch das Experiment können wir erkennen, welche Hypothese "wahr" ist.
Einsteins Hypothese beschrieb die Flugbahn des Merkur besser als die Newtons. Deswegen sagen wir heute, Einsteins Hypothese sei wahr, zumindest vorläufig. Hätten beide Hypothesen zur gleichen Vorhersage des Messergebnisses geführt, könnten wir damit nicht entscheiden, wer von den beiden recht hat.
Mit letzterem ist gemeint: Welche Hypothese die beobachteten Phänomene besser beschreibt. Man entscheidet sich damit für ein bestimmtes Modell der Welt, ohne dieses Modell mit der Wirklichkeit zu verwechseln. Wir entscheiden nicht, was wahr ist, sondern welches Modell die Beobachtungen am besten beschreibt.
Nehmen wir einfach mal zum Spaß an, dass wir tatsächlich alle nur als Simulation in einem riesigen Quantencomputer einer Superintelligenz sitzen, die sich zum Ziel gesetzt hat, die katastrophalen Entwicklungen in der Geschichte der Menschheit zu untersuchen, oder einfach nur zum Zeitvertreib ein Spiel spielt. Unsere Argumentation, dass es keinen Superuser gibt, weil die Welt auch ohne ihn funktioniert, wäre doch die gleiche wie die jetzt vorgebrachte, oder nicht?
Falls Gott das Vorhandensein einer kosmischen Geschichte seit dem Urknall, die chemische und biologische Evolution, sowie alle Naturgesetze nur simuliert, sodass wir einer Massenfiktion erliegen, dann kann man wohl nichts machen.
Deine Parallele bleibt aber auf halbem Wege stehen. Ich diskutiere nicht darüber, ob es einen Gott gibt, welcher der Superintelligenz in Deinem Beispiel gleicht. Denn das kann ich nicht wissen. Stattdessen diskutiere ich über einen ganz bestimmten Gott, mit ganz bestimmten Eigenschaften, der ganz bestimmte Dinge tut.
Als Bewohner einer Computersimulation, mit einem simuliertem Bewusstsein, mit demselben Gefühlsspektrum wie reale Menschen, mit derselben Fähigkeit, Leid zu empfinden: Als derartiger Bewohner einer Computersimulation könnte ich darüber urteilen, ob die herrschende Superintelligenz unüberbietbar gut sei oder nicht. Falls sie mich unverschuldet ständig Schmerzen erleiden ließe; falls unschuldigen, empfindsamen Wesen ständig Leid zugeführt würde, darüber könnte ich wohl etwas sagen, findest Du nicht?
Als derartiger Bewohner einer Computersimulation könnte ich darüber urteilen, ob die herrschende Superintelligenz unüberbietbar gut sei oder nicht. Falls sie mich unverschuldet ständig Schmerzen erleiden ließe; falls unschuldigen, empfindsamen Wesen ständig Leid zugeführt würde, darüber könnte ich wohl etwas sagen, findest Du nicht?
Auf jeden Fall, denn Deine Implementierung wäre ja so designt worden, dass Du eine Meinung zur möglicherweise existierenden Superintelligenz hättest. Die Frage ist nur, ob das Urteil Deiner Instanz in diesem Szenario valide wäre.
Aus Sicht der Superintelligenz wäre das, was die von ihr selbst programmierten non-player characters (NPCs), in ihrem Computerspiel by Design fühlen, völlig unerheblich. Ist Leid echt, wenn eine Fiktion leidet, ein Romanheld? Sind Krimiautoren unmenschliche Bestien?
Und selbst der Schmerz der NPCs in ihrem kurzen Leben endet spätestens mit dem Tod; Milliarden Jahre vorher und nachher sind sie völlig frei von Schmerz. Wäre das nicht auch für einen Betrachter innerhalb der Simulation ein Zeichen nahezu unendlicher Güte?
Ich glaube, ich muss mir alsbald nochmal The Thirteenth Floor anschauen, bin gespannt wie er die Jahre überdauert hat. Danke für die Anregung!
Die Frage ist nur, ob das Urteil Deiner Instanz in diesem Szenario valide wäre.
Das ist sie. Mir steht über meine eigenen Empfindungen ein Urteil zu.
Zitat:
Zitat von schnodo
Aus Sicht der Superintelligenz wäre das, was die von ihr selbst programmierten non-player characters (NPCs), in ihrem Computerspiel by Design fühlen, völlig unerheblich.
Dann wäre sie nicht allgütig.
Zitat:
Zitat von schnodo
Und selbst der Schmerz der NPCs in ihrem kurzen Leben endet spätestens mit dem Tod; Milliarden Jahre vorher und nachher sind sie völlig frei von Schmerz. Wäre das nicht auch für einen Betrachter innerhalb der Simulation ein Zeichen nahezu unendlicher Güte?
Das wäre ein Zeichen endlicher, durchaus steigerbarer Güte.