Das hat nun etwas gedauert, weil ich etwas Muße gebraucht habe und man hier ja schon seine Worte so wählen muss, dass sie auch den Goldwaagen-Test bestehen.
Zitat:
Zitat von Jörn
Dieser letzte Punkt ist wichtig, weil eine Definition sich unterscheiden muss von ihrem Gegenteil. Wenn die CDU/CSU sich unterscheiden will von homophoben Leuten, dann muss sie erkennbar anders abstimmen.
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Die in Deinem Beitrag weiter oben angeführten Fragen lasse ich unbeantwortet weil sie entweder rhetorischer Natur sind oder von niemandem zuverlässig beantwortet werden können. Auf Deinen zentralen Punkt möchte ich aber eingehen.
Was Du bei Deinem Argument außer Acht lässt, ist, dass nicht nur das Resultat sondern auch die Motivation eine Rolle spielt. Wie bei Tötungsdelikten sollte man deshalb auch bei Abstimmungen darauf schauen, aus welchem Grund diese erfolgen. Jemand, der unachtsam jemanden überfährt wird weniger hart bestraft als jemand, der mit laufendem Motor vor der Haustür auf sein Opfer gewartet hat.
Was ist denn überhaupt das "Gegenteil" der CDU/CSU? Was ist das "Gegenteil" von "homophoben Leuten"? Ich behaupte, man kann für diese beiden kein solches pauschal benennen.
Wenn ich so argumentiere wie Du, dann kann ich sagen, dass wesentliche Merkmale eines Hundes vier Beine, Fell und ein Schwanz sind. Ein Tier, dass diese Merkmale besitzt ist nicht unterscheidbar von einem Hund. Das Gegenteil eines Hundes ist eine Katze. Dann zeige ich Dir eine Katze und behaupte, das sei ein Hund. Du wirst mir zurecht vorwerfen, dass das keine redliche Form der Argumentation ist, weil ich ein
falsches Dilemma konstruiert und auch noch versucht habe, das zu verschleiern.
Nun von einem Abstimmungsergebnis eine kategorische Bewertung einer Gruppe abzuleiten finde ich unfair. Damit schließt Du aus, dass es andere Gründe als Homophobie geben könnte. Wenn Du etwas in Dich gehst, wirst Du vielleicht feststellen, dass Dir sogar selbst welche einfallen, die nichts mit Angst vor Schwulen zu tun haben.
Vielleicht waren diejenigen der Meinung, dass die eingetragene Lebensgemeinschaft bereits ausreichend Gleichheit vor dem Gesetz herstellt. Vielleicht ist jemand Traditionalist und möchte generell möglichst wenig Änderung in bestehenden Verhältnissen. Vielleicht folgt jemand einem religiösen Dogma.
Man kann es sich natürlich leicht machen und behaupten, dass alle diese latent homophob sind und es nur nicht wissen. Ich meine, auch das ist ein unzulässiger Schluss.
Ich schließe nicht aus, dass das Label "homophob" für die Unionsparteien passend ist. Ich meine aber, dass man es nicht aufgrund eines Abstimmungsergebnisses vergeben darf, sondern eine Gesamtwürdigung vornehmen muss.