Was mir dabei durch den Kopf geht: Wie wenig man diesen kritischen Anmerkungen entgegenzusetzen hat...
Ich genoss 13 Jahre Religionsunterricht und darf anmerken, dass ich in jedem dieser Jahre eine Eins in Reli hatte. Dennoch würde es mir schwer fallen, Jörns Argumenten etwas zu entgegnen.
Um es deutlicher zu fassen: Was habe ich in den 13 Jahren gelernt über die historischen Fakten, die die Grundlage des Christentums bilden? Wenn es beispielsweise heißt, Jesus habe 12 Jünger gehabt und sei am Kreuz gestorben: Welches Wissen habe ich im Reliunterricht erworben, das diese Fakten sichert und sie in den Rang von Tatsachen hebt?
Denn vor allen Interpretationen und theologischen Deutungen ist ja zunächst das Faktum zu sichern, dass sich die Jesus-Geschichte überhaupt ereignet hat. Glauben setzt Glaubwürdigkeit voraus. Was wissen wir über die Fakten, welche die ganze Geschichte glaubwürdig machen könnten – oder eben nicht?
Es wäre interessant zu erfahren, was Ihr im Religionsunterricht über die Fakten gelernt habt, die hier infrage gestellt sind. Spannend wäre auch ein Blick auf den aktuellen Religionsunterricht: keko# hat gelegentlich über den gelungenen Religionsunterricht seiner Töchter berichtet. Falls es nicht zu persönlich ist, wäre es interessant zu erfahren, was sie an Fakten über die (angeblich) letzten Tage Jesu wissen.
Was mir dabei durch den Kopf geht: Wie wenig man diesen kritischen Anmerkungen entgegenzusetzen hat...
Ich genoss 13 Jahre Religionsunterricht und darf anmerken, dass ich in jedem dieser Jahre eine Eins in Reli hatte. Dennoch würde es mir schwer fallen, Jörns Argumenten etwas zu entgegnen.
Um es deutlicher zu fassen: Was habe ich in den 13 Jahren gelernt über die historischen Fakten, die die Grundlage des Christentums bilden? Wenn es beispielsweise heißt, Jesus habe 12 Jünger gehabt und sei am Kreuz gestorben: Welches Wissen habe ich im Reliunterricht erworben, das diese Fakten sichert und sie in den Rang von Tatsachen hebt?
Denn vor allen Interpretationen und theologischen Deutungen ist ja zunächst das Faktum zu sichern, dass sich die Jesus-Geschichte überhaupt ereignet hat. Glauben setzt Glaubwürdigkeit voraus. Was wissen wir über die Fakten, welche die ganze Geschichte glaubwürdig machen könnten – oder eben nicht?
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Die Art und Weise wie Jörn historische Gegebenheiten darstellt, wird mir etwas zu stark bestimmt durch seine Interpretationen.
So ist es für alle Hebräisch Sprechenden wohl überhaupt keine Überraschung, dass die Ursprünge der Passah-Feier daran erinnern, dass die Juden in Ägypten vom Kindermord Gottes verschont blieben, wie Wikipedia schön erläutert:
"Das hebräische Wort פסח pessach ist abgeleitet von einem Verbalstamm mit der Bedeutung „auf-/gegen-/zurückstoßen“ oder „abprallen“.[2] Es bezeichnet in Ex 12,13 EU das „Vorübergehen“, „Auslassen“ oder „Überspringen“ jüdischer Häuser während JHWHs Strafgericht an den ägyptischen männlichen Erstgeborenen in der Nacht des Auszugs. Die Hebräer seien dabei verschont geblieben, weil sie ihre Türen mit einem Schutzzeichen markiert hätten.
Die im Deutschen von Nichtjuden oder Christen gebräuchlichsten Namensformen sind Passah (Lutherbibel, evangelische Liturgie), Pas’cha (Loccumer Richtlinien) oder Pascha (Einheitsübersetzung, katholische Liturgie). Mit Wortableitungen vom aramäischen „Pas-cha“ bezeichnen die meisten europäischen Sprachen auch das christliche Osterfest (siehe dort). Dies erinnert an die Wurzeln des Osterfests im jüdischen Pessachfest."
Ich glaube, es gibt vermutlich fast keine die Jahrhunderte überdauernden Gedenkfeiern, die nicht die wirklichen Ereignisse verfälschen zugunsten einer kulturgeschichtlich-passenden Legende, an die das Volk glauben soll (siehe z.B. die Feiern zum Nationalfeiertag der Schweiz und 1. August, Wilhelm Tell usf.). Weshalb gewinnen aber die Legenden mehr Einfluss in den Köpfen der Menschen als die wahren Ereignisse? Das ist eine Frage, die mich sehr stark interessiert, fast mehr als das, was wirklich passierte.
Wie hält man 13 Jahre Reliunterricht aus?
Natürlich wurde in der Grundschule, wo ich 3 Jahre Reliunterricht hatte bis zur Kommunion, incl. Ministrant, keine Literatur erwähnt, welche sich damit beschäftigt, die biblischen Texte mit den wahren Geschichtsereignissen zu vergleichen. Ich las in der Freizeit ein populärwissenschaftliches Buch dazu. Ich wünschte mir, heute wäre es anders.
Die Art und Weise wie Jörn historische Gegebenheiten darstellt, wird mir etwas zu stark bestimmt durch seine Interpretationen.
So ist es für alle Hebräisch Sprechenden wohl überhaupt keine Überraschung, dass die Ursprünge der Passah-Feier daran erinnern, dass die Juden in Ägypten vom Kindermord Gottes verschont blieben...
(Hervorhebung von mir)
So kann man das aber auch nicht sagen. Das klingt ja so, als sei das Verschontwerden der Juden in Ägypten eine Tatsache, die erst später durch Legendenbildung und Feiertagsbrauchtum verfälscht oder verändert wurde. Als habe Gott tatsächlich die Kinder und Tiere der Ägypter getötet, und als hätten sich die Juden tatsächlich durch bepinseln ihrer Türen mit frischem Tierblut davor schützen können.
Aus meiner unmaßgeblichen Sicht wären diese angeblichen Tatsachen jedoch zunächst zu überprüfen. Denn das ist ja ein Kern von Jörns Erläuterungen: Dass es sich nicht um Fakten handeln kann.
Ist es nicht erstaunlich, wie wenig man diesen Feststellungen oder Provokationen an Fakten entgegenzusetzen hat?
So kann man das aber auch nicht sagen. Das klingt ja so, als sei das Verschontwerden der Juden in Ägypten eine Tatsache, die erst später durch Legendenbildung und Feiertagsbrauchtum verfälscht oder verändert wurde. ....
Auf die Idee bin ich wirklich nicht gekommen, dass man es in einem weltlichen Forum als Tatsache ansehen könnte, wenn man formuliert: "vom Kindermord Gottes verschont blieben" , genausowenig wie man es als irdische Tatsache versteht, wenn man heutzutage schreibt: Zeus hatte mit Hera vier Kinder.
Ausserdem leitet es nur über zum ausführlicheren Wiki-Zitat, wo korrekt der Konjunktiv verwendet wird, auf den ich der Bequemlichkeit halber verzichtete:
"Die Hebräer seien dabei verschont geblieben, weil sie ihre Türen mit einem Schutzzeichen markiert hätten."
Auf die Idee bin ich wirklich nicht gekommen, dass man das in einem weltlichen Forum als Tatsache ansehen könnte...
Okay, danke für die Klarstellung.
Du hattest gesagt, dass jedem, der die hebräische Sprache spricht, die Ursprünge der Passah-Feier geläufig seien. Durch diese Generalisierung hatte ich angenommen, Du beziehst Dich auf Fakten. Nichts für ungut.
Nein!!! Das heißt Frohe Traditionsfeiertage
Bei Karstadt kauf ich nix mehr ein!
Du bist möglicherweise auf die rechte Hetze vieler Facebook- und Twitter-Nutzer hereingefallen. Sie geht auf Erika Steinbach zurück und zielt auf die angebliche Islamisierung Deutschlands, die angeblich dazu führt, dass der Osterhase aus religiöser Rücksichtnahme auf Muslime nicht mehr so heißen dürfe.
Gott verschonte die Juden vor der Ermordung ihrer erstgeborenen Kinder, sofern sie ihre Türen mit Tierblut beschmierten. Anders war der allwissende Gott nicht in der Lage, die "richtigen" von den "falschen" Kindern zu unterscheiden.
Anders beim Vieh auf der Weide. Hier erkannte er auch ohne ein Kennzeichen, welche Tiere zu welchem Besitzer gehörten.
Und der Herr tat es am nächsten Morgen; da starb alles Vieh der Ägypter, aber von dem Vieh der Israeliten starb nicht eins."
2. Mose 9,6
Merke: Immer akkurat und ordentlich arbeiten, und mit großem Eifer bei der Sache sein.
Gott verschonte die Juden vor der Ermordung ihrer erstgeborenen Kinder, sofern sie ihre Türen mit Tierblut beschmierten. Anders war der allwissende Gott nicht in der Lage, die "richtigen" von den "falschen" Kindern zu unterscheiden.
Anders beim Vieh auf der Weide. Hier erkannte er auch ohne ein Kennzeichen, welche Tiere zu welchem Besitzer gehörten.
Und der Herr tat es am nächsten Morgen; da starb alles Vieh der Ägypter, aber von dem Vieh der Israeliten starb nicht eins."
2. Mose 9,6
Merke: Immer akkurat und ordentlich arbeiten, und mit großem Eifer bei der Sache sein.
In meinen Augen geht es bei dem Tierblut an der Tür auch darum, dass Gott bzw. alle anderen Einwohner erkennen sollen, wer das (volksidentitätsstiftende) Ritual befolgt und Gott ein Lamm als Opfer darbringt. (dessen Erstgeborene sollen dann verschont werden).
"Daraufhin rief Mose die führenden Männer Israels zusammen und gab ihnen folgende Anweisungen: »Geht und wählt für jede Familie ein Lamm aus und schlachtet es dann als Passahopfer. Fangt das Blut von jedem Lamm in einer Schüssel auf. Nehmt dann ein Büschel Ysop, taucht es in das Blut und streicht etwas davon an den oberen Balken und die seitlichen Pfosten der Tür. .....
Wenn er das Blut an dem Türbalken und den Türpfosten sieht, wird der Herr an euren Häusern vorübergehen und euch verschonen. ......
Ihr und eure Nachkommen sollt euch immer an diese Vorschriften halten. Wenn ihr in das Land kommt, das der Herr euch zugesagt hat, sollt ihr an diesem Brauch festhalten. Wenn eure Kinder euch fragen werden: `Was bedeutet dieser Brauch?´ Dann sollt ihr antworten: Das ist ein Passahopfer für den Herrn."
Die Christen gedenken stattdessen Christus, der in ihren Augen als das "Lamm Gottes" von seinem Vater geopfert wurde.