Das Thema ist folgendes: Es ist hirnrissig, die Meinung von Menschen ändern zu wollen - und darum geht es im politischen Geschäft - indem man sie spüren lässt, dass man sie verachtet.
Meiner Meinung nach nicht. Die Mittelschicht trägt diesen Staat. Wenn sie keinen Bock mehr hat weil Leistung bestraft statt honoriert wird, lehnt man sich vielleicht auch mal zurück und schaut, wer den Karren weiter anschiebt. Dann kriegen wir ein richtiges Problem.
Eine fatale Entwicklung.... Ich gebe zu, dass ich solche Tendenzen auch bei mir manchmal spüre. Leistung muss sich lohnen. Wenn das nicht mehr greift, dann Gute Nacht! Meine Eltern konnten noch ganz andere Dinge mitgeben. Nach dem Motto: studiere, dann hast du ausgesorgt. Ich vermittel meinen Kindern: studiere, das ist immer noch das Beste. Von einem sozialen Aufstieg rede ich gar nicht mehr. ("Meine Kinder sollen es mal besser haben").
Das Thema ist folgendes: Es ist hirnrissig, die Meinung von Menschen ändern zu wollen - und darum geht es im politischen Geschäft - indem man sie spüren lässt, dass man sie verachtet.
Bedeutet deine obige Antwort in der Folge dann nicht, dass man im politischen Geschäft wirren Gedanken und diffusen Unbehangen nicht mit Argumenten und durch nachfragen entgegentreten darf? Muss ich jemanden der sich verachtet fühlt in dem Glauben lassen und darf ihn nicht darauf hinweisen dass auch er grundsätzlich geachtet ist, aber sich momentan mit seinen "Argumenten", seiner Vorgehensweise und Gedanken auf dem Holzweg befindet?
Bedeutet deine obige Antwort in der Folge dann nicht, dass man im politischen Geschäft wirren Gedanken und diffusen Unbehangen nicht mit Argumenten und durch nachfragen entgegentreten darf?
Ich vermittel meinen Kindern: studiere, das ist immer noch das Beste. Von einem sozialen Aufstieg rede ich gar nicht mehr. ("Meine Kinder sollen es mal besser haben").
Wie viel besser sollen sie es auch noch haben?
Die Luft nach oben wird dünner.
Auf der einen Seite will man, dass es seinen Kindern besser geht, auf der anderen Seite kritisieren viele den Konsumismus unserer Gesellschaft. Da passt auch vieles in der Logik nicht zusammen.
In meinen Augen müssten wir eigentlich fordern: Unserern Kindern muss es materiell schlechter gehen, in dem Sinne, dass sie viel weniger Energie und Resourcen verbrauchen.
Wenn ein Mittelstandsfamilie Heute z.b. eine Flugreise pro Jahr macht (Mallorca oder evtl. sogar Karibik) dann werden unsere Kinder das vielleicht eines Tages nicht mehr können und nur noch Bahnreisen.
Die große Frage ist aber dann auch: Geht es ihnen dadurch schlechter?
Wenn in Zukunft nicht mehr jeder 2. Deutsche ein eigenes Auto hat, geht es den Deutschen dann schlechter?
Wenn man nur noch die Hälfte der Fleischmengen essen würde. Ginge es uns dann schlechter?
Eine fatale Entwicklung.... Ich gebe zu, dass ich solche Tendenzen auch bei mir manchmal spüre. Leistung muss sich lohnen.
Sie lohnt sich ja auch. Zukunftssicherer Job, Wohnort in einer der wirtschaftlich stärksten Gegenden Deutschlands, eine ordentliche Wohnung für die Familie, Abitur und später zahllose Möglichkeiten zur Ausbildung für die Kinder (kostenlos), gute Krankenversicherung für moderate Beiträge (Papa zahlt ein, die ganze Familie ist automatisch mitversichert), sichere Rente, Auto vor der Tür, mehrmals im Jahr Urlaub im Ausland.
Und alles das, ohne sich die Hände schmutzig zu machen oder das mindeste unternehmerische Risiko zu tragen. Ich bin überzeugt, dass für 99,99% der Menschen auf der Welt so das Schlaraffenland aussieht.
Mir scheint, dass es in Deutschland mitunter zu hohe Erwartungen gibt.
Kommen die Gutverdiener hier nicht etwas schlecht weg?
In aller Regel steht hinter einem guten Gehalt auch eine entsprechende Leistung. Ein Ingenieur mit Verantwortung bekommt in Deutschland keinen Cent geschenkt. Gleichwohl landet die Hälfte seines Einkommens in der Gemeinschaftskasse (Steuern und Abgaben).
Wird Deutschland umso gerechter, je mehr wir von diesen Einkommen umverteilen? Ich bin da nicht so sicher. Jedenfalls fehlt mir gelegentlich etwas der Respekt vor Leuten, die sich mit Fleiß und guter Ausbildung ihren Wohlstand erarbeiten. Soziale Gerechtigkeit muss auch für sie gelten.
Das Problem ist doch nicht das Einkommen eines Ingenieurs und seine Besteuerung. Man schürt bewusst die Angst, Linke würden die Mittelschicht wie Ingenieure stärker besteuern und spielt Mittelschicht und Arme gegeneinander aus (Motto: divide et impera).
Die Probleme liegen darin,
dass der Unterschied zwischen den Einkünften aus Kapitalvermögen und Arbeit in DE und weltweit wächst zugunsten des (Finanz)Kapitals (auch der Ingenieur verdient immer weniger im Vergleich zu den grossen Kapitalbesitzer),
dass diese Ungleichheit stark zugenommen hat,
dass dieser Kapitalbesitz in erster Linie vererbt wird (feudalähnliche Strukturen),
dass es keine Durchlässigkeit mehr gibt zwischen der Mehrheit der Arbeitenden, der Mittelschicht und den Vermögenden (Spitzenverdiener).
Im Ländervergleich schneiden DE und Europa inbezug auf die Ungleichheit allerdings besser als die meisten anderen ab, das stimmt.
"In Deutschland hat die untere Hälfte der Verdiener laut Charlotte Bartels vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) deutlich an Anteil am Gesamteinkommen verloren. "In den sechziger Jahren verfügten sie noch über etwa ein Drittel, heute sind es noch 17 Prozent", sagte die Wissenschaftlerin, die für die Auswertung der deutschen Daten zuständig war. "Einschließlich Sozialtransfers, die mit den Bruttoeinkommen nicht erfasst werden, sehen die Zahlen für die unteren Einkommen vermutlich aber besser aus."
Die grösste Ungleichheit besteht da, wo in den vergangen Jahren Kriege geführt wurden, im Nahen Osten. Letztlich gefährdet eine solche Einkommensschere die Demokratie und den Frieden.