Warum Du Dich jedoch mit all Deiner Nächstenliebe, Liebe, Verzeihung und Friedlichkeit außerstande siehst, auf eine höflich vorgebrachte Bitte um ein Beispiel zu antworten, verstehe ich nicht. Stattdessen wirst Du persönlich.
Ich hatte deine Frage bereits beantwortet. Dann bekam ich von dir den Vorwurf, dass ich es mir zu einfach machen würde und mir das Beste aus verschiedenen Töpfen raushole (sinngemäß) und von Jörn, dass mich die Kirche rausschmeißt, wenn sie davon erfahren würde (auch sinngemäß).
Für mich ist Religion kein starres Regelwerk, sondern eine bewegliche Sache, die sich im Laufe der Jahre und Jahrhunderte verändert, so wie alles andere auch. Die höchsten offiziellen Vertreter müssen natürlich bockelhart die Linie vorgeben. Wenn ich den Vorstandsvorsitzenden meines Arbeitgebers im Fernsehen reden höre, frage ich mich auch, ob wir im gleichen Unternehmen arbeiten. Irgendwie identifiziere ich mich aber mit dem Unternehmen, obwohl die Produkte auch in modernem Kriegmaterial zu finden sind. Manches lehne ich ab. So ist das auch mit der Religion und den allermeisten Dingen in meinem Leben.
Da ihm gerade nichts Besseres einfällt, fragt er, wie wir denn unsere Religion ausgewählt haben.
Ich hatte nie den Anspruch "die Richtige" zu finden. Ich bin Katholik, weil ich zufällig in DE geboren wurde und meine Eltern das auch sind. Woanders wäre ich was anderes oder nichts. Das würde ich ihm sagen.
Es gibt Menschen, die konvertieren hin und her und was weiß ich. Es ist doch nur Religion.
Stellen wir uns vor, es gibt einen jungen Mann (20 Jahre), der aus irgendeinem Grund bisher überhaupt nicht mit irgendeiner Religion in Berührung gekommen ist. Er hat bis vor Kurzem nicht mal gewusst, dass es Religionen gibt. Jetzt hat er aber gerade einen Teil einer Doku im TV gesehen und dadurch erfahren, dass der größte Teil der Menschheit diversen Religionen angehört und dass sie an verschiedene Götter glauben. Weiter hat er sich noch nicht mit dem Thema beschäftigt.
Obwohl er mit sich und seinen Mitmenschen keine besonderen Probleme hat, fragt er sich jetzt, ob ihm etwas fehlt. Sollte er auch eine Religion haben? Wenn ja, welche und warum?
Da er zufällig seit ein paar Wochen unser Freund ist, fragt er nicht nur sich selbst sondern uns. Was raten wir ihm?
Unter diesen Vorgaben würde ihm dringend raten, sich keine Religion zu suchen. Nur weil die Mehrheit etwas tut, muss man doch nicht auch mitmachen. Es soll sogar Menschen geben, die in die Arbeit radeln statt mit dem Auto zu fahren - fehlt dem Radler was, nur weil die überwiegende Mehrheit Auto fährt? Nein, Religion ist für unseren Freund nichts - er sollte vielleicht ein Seminar zur Stärkung seines Selbstbewusstseins besuchen .
Etwas anderes wäre es, wenn er ein "spirituelles" Bedürfnis spüren sollte und das in organisierter Form ausleben wollte ... aber das wäre wie gesagt eine andere Geschichte...
Ich hatte nie den Anspruch "die Richtige" zu finden. Ich bin Katholik, weil ich zufällig in DE geboren wurde und meine Eltern das auch sind. Woanders wäre ich was anderes oder nichts.
Hätten dann einfach die Engel, Teufel und Götter andere Namen, oder würde sich mit der Religion auch Dein Wertesystem ändern?
Wenn ich den Vorstandsvorsitzenden meines Arbeitgebers im Fernsehen reden höre, frage ich mich auch, ob wir im gleichen Unternehmen arbeiten. Irgendwie identifiziere ich mich aber mit dem Unternehmen, obwohl die Produkte auch in modernem Kriegmaterial zu finden sind. Manches lehne ich ab. So ist das auch mit der Religion und den allermeisten Dingen in meinem Leben.
Du schreibst, dass man nicht mit allem einverstanden sein muss, um sich dennoch insgesamt mit einer Gruppe identifizieren zu können.
Welche Gemeinsamkeiten siehst Du zwischen Dir und der katholischen Kirche?
Wenn ich Dich richtig verstehe, lehnst Du die Aussagen des Glaubensbekenntnisses ab. Die Bibel ist für Dich weder von Gott geschrieben noch vom Heiligen Geist inspiriert. Die Aussagen des Klerus lehnst Du bei allen Zitaten, die ich bisher gebracht habe, ab. (Zitate, bei denen Du zustimmen würdest, wurden bislang nicht genannt.) Die Bibel hast Du nicht gelesen und bist auch aus Gründen, die ich verstehe, nicht daran interessiert. An die päpstlichen Dogmen glaubst Du nicht. An den Papst ebenfalls nicht. Die Morallehre kennst Du nicht, außerdem hast Du ganz eigene Moralvorstellungen, die mit der kath. Kirche scharf kollidieren. Du betest nicht. Dir sind die Bedeutungen der meisten Feiertage unbekannt. Du kennst von einigen tausend Heiligen nicht mal den Namen eines einzigen -- abgesehen vom Santa Claus, und der ist eine Erfindung von Coca-Cola.
Wo sind denn da noch Gemeinsamkeiten?
Wenn ich Deine Erzählungen richtig verstehe, bestehen diese Gemeinsamkeiten einfach darin, dass erstens die Katholiken prinzipiell gläubig sind, d.h. sie gehören zur Gruppe der Gläubigen, und dort siehst Du eine Gemeinsamkeit. Zweitens war Dein Jugendpfarrer ein netter Mann, der manchmal etwas viel trank (nach Deinen Schilderungen) und sich ansonsten in der Gemeinde positiv einbrachte.
Ich bin doch auch nicht evangelisch, nur weil meine Religionslehrerin in der Grundschule sehr nett war. Dazu gehört doch sehr viel mehr.
Zitat:
Zitat von keko#
Für mich ist Religion kein starres Regelwerk, sondern eine bewegliche Sache, die sich im Laufe der Jahre und Jahrhunderte verändert, so wie alles andere auch.
Wie kann das sein? Religion im katholischen Sinne ist der Glaube an einen persönlichen Schöpfergott, der klipp und klar Gebote und Verbote erlassen hat, und der jeden einzelnen Menschen am Ende seines Lebens an diesen Geboten messen wird.
Wie können normalsterbliche Menschen diese Regeln einfach so ändern und dann immer noch behaupten, es sei Religion?
Etwas anderes wäre es, wenn er ein "spirituelles" Bedürfnis spüren sollte und das in organisierter Form ausleben wollte ... aber das wäre wie gesagt eine andere Geschichte...
Meiner unmaßgeblichen Meinung nach ist das etwas, was die christlichen Kirchen gerade eben nicht können: ein spirituelles Bedürfnis befriedigen.
Das meine ich unter anderem daran zu erkennen, dass kaum erwachsene Menschen in die Kirche eintreten. Nur 6% der Kircheneintritte gehen auf das Konto erwachsener Menschen. Die restlichen 94% sind Taufen von Kleinkindern und Babys.
Ich erkenne es auch daran, dass selbst die Befürworter des Christentums sich in aller Regel nicht überwinden können, die Bibel zu lesen. Spirituelle Literatur ist in jedem Buchladen ein großes Thema, aber nach der Bibel wird man dort gründlich suchen müssen. Kurz: Die Menschen, zumindest in Deutschland, interessieren sich nicht für die Bibel. Falls es also spirituelle Bedürfnisse gibt, werden sie in aller Regel nicht von der Bibel und dem christlichen Glauben befriedigt. Wer anderer Meinung ist, mag sich selbst fragen, warum er sie nicht gelesen hat.
Meiner Ansicht nach, die niemand teilen muss, stören die Kirchen sogar das spirituelle Leben unserer Gesellschaft. Man nehme als Beispiel die bereits diskutierten Feiertage. An ihnen ruht die Arbeit, um dem spirituellen Leben der Menschen Raum zu geben. Anstelle einer Auseinandersetzung mit spirituellen Fragen hat man es mit fliegenden Jungfrauen, heiligen Geistern und einem Schöpfer des Weltalls zu tun, der in Bethlehem im Stroh lag. Wer hält das heute noch für spirituell? – Vom alten Testament ganz zu schweigen.
Antworten auf spirituelle Fragen nach dem Woher und Wohin, die sich die Gesellschaft unabhängig von den Kirchen erarbeitet hat, werden von der Kirche offen oder subtil bekämpft. Evolutionstheorie und Kosmologie etwa geben Antworten auf unsere Stellung in der Welt und für die Gründe unserer Existenz. Beide haben erbitterte Schlachten mit der Kirche hinter sich, welche das spirituelle Leben auf die Antworten aus der Antike einengen möchte.
Unter diesen Vorgaben würde ihm dringend raten, sich keine Religion zu suchen. Nur weil die Mehrheit etwas tut, muss man doch nicht auch mitmachen. Es soll sogar Menschen geben, die in die Arbeit radeln statt mit dem Auto zu fahren - fehlt dem Radler was, nur weil die überwiegende Mehrheit Auto fährt? Nein, Religion ist für unseren Freund nichts - er sollte vielleicht ein Seminar zur Stärkung seines Selbstbewusstseins besuchen .
Etwas anderes wäre es, wenn er ein "spirituelles" Bedürfnis spüren sollte und das in organisierter Form ausleben wollte ... aber das wäre wie gesagt eine andere Geschichte...
Unser Freund hat weder ein Problem mit dem Selbstbewusstsein noch ein "spirituelles Bedürfnis" - er weiß nicht mal, was das ist und will es auch nicht wissen.
Er hat aber gehört, dass es - zumindest nach dem Glauben vieler Menschen - massive Auswirkungen hat, ob man die richtige Religion hat und ob man sich nach dem Willen des dazugehörigen Gottes richtig verhält.
Er würde nur sehr ungern vom Blitz getroffen werden, ewig in der Hölle braten oder als Wurm wiedergeboren werden oder sowas. Also erscheint ihm das nicht als Lifestyle-Entscheidung sondern als die vielleicht wichtigste Entscheidung überhaupt - falls es denn wirklich einen Gott gibt und der wirklich an unserem Verhalten interessiert ist und es ggfls. sanktioniert. Aber müsste dieser Gott ihm dann nicht mal gesagt haben, was er von ihm will? Bisher hat sich keiner gemeldet ...
Was die Mehrheit macht, ist ihm nicht so wichtig. Er hat inzwischen erkannt, dass die meisten beim Thema Religion offensichtlich ohnehin falsch liegen, denn sie haben ja nicht die richtige. Oder es gibt keinen Gott und nur die Atheisten liegen richtig ...
Das meine ich unter anderem daran zu erkennen, dass kaum erwachsene Menschen in die Kirche eintreten. Nur 6% der Kircheneintritte gehen auf das Konto erwachsener Menschen. Die restlichen 94% sind Taufen von Kleinkindern und Babys.
Interessant wäre da noch zu erfahren, wie viele der 6 % Erwachsenen in die Kirche eintreten, um einen Job zu bekommen, für den die Mitgliedschaft im Team Kirche verpflichtend ist...
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Phantasie ist etwas, das sich manche Leute gar nicht vorstellen können.