Zitat:
Zitat von neonhelm
a) das von ocean genannte und b) geht's meistens so schnell, dass nach Schock und Abwaegung der Risiken fuer das eigene Leib und Leben das Ganze auch schon wieder vorbei ist. Minutenlange Schlaegereien gibt's nur in Hollywood...
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Gut wir kennen den konkreten Ablauf nicht genau, aber zwischen sich passiv verhalten, weggucken und weghören, einfach zuschauen, den Gewalttäter anschreien (Hör auf! Wenn er auf das Opfer tritt), sich schützend dem am Boden liegenden Opfer zuwenden etc., gibt es meines Erachtens schon ein sehr breites Spektrum des Einmischens, die nur etwas Zivilcourage erfordern. Meine Kollegin, eine eher zierliche Frau, z.B. greift immer in irgend einer Art ein, wenn sie an einer Handgreiflichkeit, Gewalttätigkeit vorbeikommt.
Als ich wiederum eines morgens auf dem Fussweg zur Arbeit an einer kleinen Spielhalle vorbeikam, hörte ich Geschrei und Hilferufe und ich ging zur Tür, um hineinzugehen und bin nicht einfach weitergegangen, als hätte ich keine Hilferufe aus der Spielhalle gehört, was zwei (in der Halle noch) maskierte Täter zur Flucht unmittelbar an mir vorbei veranlasste (der Besitzer war blutüberströmt infolge von Messerattacke), spontan wollte ich dem einen ein Bein stellen, Kopf sagte Nein!, ich hinterher gerannt, verfolgt bis zur U-Bahn (die Masken und Messer warfen sie unterwegs weg)... Ein anderer Passant kümmerte sich dabei um das Opfer; bis die Polizei kam ging es leider 20 Minuten .... Sie wurden übrigens später gefasst und deswegen und noch wegen anderer Raubüberfälle verurteilt. Natürlich bekommt man später ein etwas mulmiges Gefühl, wenn plötzlich Anschreiben von Zeugenschutzvereinen in den Briefkasten flattern, oder wenn es an der Wohnungstür überraschend klingelt.
Ein anderes Mal erlebte ich eine schreckliche Zugfahrt Magdeburg-Erfurt, wo eine grössere Gruppe junger, hierarchisch organisierter Neonazis den ganzen Zug echt terrorisierte und eine Provokation nach der anderen startete. (ständige Beleidigungen, Beschimpfungen, Bedrohungen anderer Menschen: z.B. Jugendliche mit langen Haaren im Zug, Inder, Schwarze, Asiaten. Überlaute Nazimusik wurde hinter meinem Rücken bewusst abgespielt, weil ich mehrfach den Schaffner ansprach und bat, er möchte den "Terror" unterbinden. Ich musste befürchten, dass man mich in Erfurt evtl. "abpasst". Also sagte ich dem Schaffner, ich fühle mich, auch Ausländer, nicht mehr sicher, zeigte ihm den Schweizerpass und bat ihn, die Gruppe aus dem Zug zu weisen. Das wollte er nicht, dafür verständigte er dann den Bundesgrenzschutz, der Zug hielt ausserplanmässig im nächsten Dorf und die Neonazis wurden alle kontrolliert, auch auf Waffen, (leider nicht aus dem Zug geworfen) und in Erfurt gab es ein Grossaufgebot der Polizei zum Schutz der Reisenden.
Interessant die Reaktion der "Nichteinmischer": Früher in der DDR hätte es das nicht gegeben (maulten sie über den "Terror" der Neonazis), anschliessend maulten dieselben über die Zugverspätung.
Sorry, dass ich etwas länger schrieb, ich suche solche Situationen nicht, aber bitte, mischt Euch ein ....
-qbz