Ein paar als gesichert geltende Funktionen wurden im Gutachten der Enquete-Kommission des Bundestages genannt. Zu eine dieser Funktionen passt auch das gerade genannte Beispiel von Rälph.
Hallo Rälph, Du schreibst, das Christentum wäre für Dich das, was die Leute tun.
Nun würde mich interessieren, wie man die Christen von Nicht-Christen unterscheiden kann. Denn auch Nicht-Christen tun etwas.
Ist Deine Definition nicht etwas zu simpel? Müsstest Du nicht etwas präsentieren, was alle Christen gemein haben, und was allen Nicht-Christen fehlt? Etwas, dem alle Christen zustimmen, dem jedoch alle Nicht-Christen widersprechen?
Hoffentlich wirst Du nicht eine besonders ausgeprägte Gutherzigkeit als eine solche Gemeinsamkeit präsentieren, denn dafür habe ich Gegenbeispiele in unbegrenzter Menge.
Was ist es also, was Christen von Nicht-Christen unterscheidet?
Ein paar als gesichert geltende Funktionen wurden im Gutachten der Enquete-Kommission des Bundestages genannt. Zu eine dieser Funktionen passt auch das gerade genannte Beispiel von Rälph.
Hallo beef, willst Du damit sagen, dass nur Religionsgemeinschaften in der Lage sind, eine familiäre Harmonie zu erzeugen? Denn nur, wenn dies exklusiv bei Religionsgemeinschaften der Fall wäre, könnte man es der Religion zuschreiben und als Argument verwenden.
Außerdem: Genügt es, einfach irgendeiner Religion anzuhängen, um zu dieser Harmonie befähigt zu sein? Oder muss es eine ganz bestimmte Religion sein, während andere Religionen diese Fähigkeit zu familiärer Harmonie nicht besitzen?
Und noch eine schöne Zugabe: Wie schneiden die ungezählten Fälle sexuellen Kindesmissbrauchs in der kath. Kirche auf dieser Skala ab? Zählt auch das zu jener familiären Harmonie, zu der nur Religionen fähig sind? Sollten Eltern, die ihre Kinder in Harmonie aufwachsen sehen wollen, diese womöglich zu den Regensburger Domspatzen schicken?
Hallo beef, willst Du damit sagen, dass nur Religionsgemeinschaften in der Lage sind, eine familiäre Harmonie zu erzeugen? Denn nur, wenn dies exklusiv bei Religionsgemeinschaften der Fall wäre, könnte man es der Religion zuschreiben und als Argument verwenden.
Außerdem: Genügt es, einfach irgendeiner Religion anzuhängen, um zu dieser Harmonie befähigt zu sein? Oder muss es eine ganz bestimmte Religion sein, während andere Religionen diese Fähigkeit zu familiärer Harmonie nicht besitzen?
Und noch eine schöne Zugabe: Wie schneiden die ungezählten Fälle sexuellen Kindesmissbrauchs in der kath. Kirche auf dieser Skala ab? Zählt auch das zu jener familiären Harmonie, zu der nur Religionen fähig sind? Sollten Eltern, die ihre Kinder in Harmonie aufwachsen sehen wollen, diese womöglich zu den Regensburger Domspatzen schicken?
Eine Funktion eines Systems gilt nur dann als funktional, wenn es dieses System exklusiv besitzt? Ich glaube da irrst Du.
Jeder Missbrauch ist eine Katastrophe und was sich kirchliche Organisationen z.B. hier in Deutschland geleistet haben und wie sie mit der Aufklärung dazu umgehen ist beschämend. Die meisten Fälle sexualisierter Gewalt findet in Familien und im unmittelbaren Umfeld statt. Ist damit die Funktion familiärer Harmonie in Familien damit auch hinfällig?
Hallo Jörn, das Problem ist, dass für mich Religion und Glaube ein offenes System ist. Im Gegensatz z.B. zu einem Naturgesetz, das bockelhart da steht und standhalten muss. Du gehst mit den Regeln der Logik und Wissenschaft an die Religion heran. Selbstversändlich ist es ein Leichtes, sie damit zu zerschlagen. Mag sein, dass der offizielle Standpunkt auch bockelhart ist. Ich habe das aber nie so gesehen und habe das auch nicht vor.
Deine Haltung entspricht ungefähr dem Selbstverständnis der griechischen und römischen Religionen vor dem Christentum. Hier verstand man sich als Ritualgemeinschaft, die gemeinsam religiöse Bräuche praktizierte, und damit den von der Stadt oder dem Staat vorgegebenen Göttern huldigte. Jeder konnte mitmachen, bzw. das wurde von den Bürgern erwartet und gefordert. Es gab aber keinen ausschließlichen Wahrheitsanspruch für die eigene Religion, und auch keine Zugangsbeschränkung wie Taufe oder Glaubensbekenntnisse. Man war sehr offen und tolerant gegenüber anderen Religionen (vereinfachte Darstellung).
Eine deutliche Änderung ergab sich durch das aufkommende Christentum und seinem universalen Wahrheitsanspruch. Dessen Anschauungen galten den Christen als wahr und alleine wahr. Andere Anschauungen als falsch. So war den Christen in ihrer langen Geschichte (teilweise bis heute) nicht verständlich, warum anderen Glaubensüberzeugungen, die sich in der Minderheit befanden, ebenfalls öffentlicher Raum für Gebete und Rituale eingeräumt werden sollte. Denn deren Religion sei schlicht falsch, die eigene hingegen wahr. Wer sich nicht dem Christentum anschließe, sei selbst daran schuld, denn die Beweise für dessen Richtigkeit seien jedem denkenden Menschen offensichtlich.
Eine ähnliche Entwicklung zeigte sich bei der nach dem Christentum zweitgrößten monotheistischen Religion. Mekka war vor dem Aufkommen des Islams ein Handelszentrum, wo dutzende Völker und Religionen aufeinander stießen. Im großen Tempel der Stadt war jede Religion aufgerufen, die Bildnisse und Statuen ihrer Götter aufzustellen – eine Religion friedlich neben der anderen. Religiöse Intoleranz war verpönt, schickte sich nicht und wurde zurückgewiesen. Entsprechend gelang es Mohammed, der hier wohnte, nicht, mit seiner neuen Religion und ihrem universalen Wahrheitsanspruch Fuß zu fassen. Er verließ Mekka aus diesem Grunde.
Deine tolerante Grundhaltung ist dem Christentum fremd, sofern es um den Wahrheitsanspruch geht. Im Grunde bist Du ein Humanist, erweitert um die Überzeugung, dass es eine transzendente Welt gibt, die in unsere diesseitige Welt hineinwirkt. Darüber hinaus gehende Konkretisierungen sind Dir fremd, im Christentum sind sie jedoch wesentlich. Nimm als Beispiel den Heiligen Geist: Für Dich ist seine Existenz ein Stück Tradition, Volksglaube und Ritual, vielleicht eine Metapher. Die Frage nach seiner tatsächlichen Existenz berührt nicht den Kern Deiner Überzeugungen. Ein Kleriker hingegen verliert seinen Beruf, wenn er Deine Haltung teilt und öffentlich davon spricht.
Die Unterscheidung zwischen dem Christentum und Deinen moderneren und toleranteren Anschauungen ist wichtig. Du gibst sonst einer Institution Deckung, die ganz andere Überzeugungen vertritt als Du selbst.
Hallo Rälph, Du schreibst, das Christentum wäre für Dich das, was die Leute tun.
Nun würde mich interessieren, wie man die Christen von Nicht-Christen unterscheiden kann. Denn auch Nicht-Christen tun etwas.
Ist Deine Definition nicht etwas zu simpel? Müsstest Du nicht etwas präsentieren, was alle Christen gemein haben, und was allen Nicht-Christen fehlt? Etwas, dem alle Christen zustimmen, dem jedoch alle Nicht-Christen widersprechen?
Hoffentlich wirst Du nicht eine besonders ausgeprägte Gutherzigkeit als eine solche Gemeinsamkeit präsentieren, denn dafür habe ich Gegenbeispiele in unbegrenzter Menge.
Was ist es also, was Christen von Nicht-Christen unterscheidet?
Ich denke, du weißt so gut wie ich, dass es einen solchen Unterschied nicht gibt. Es ist auch weder etwas besonderes einer Kirche anzugehören, noch ist es ein persönlicher Makel.
Möglicherweise kann sich die Motivation der Zusammenkunft positiv auf die einzelnen Individuen auswirken. Anders als beispielsweise im Sport, wo immer auch Dinge wie Leistung, gewinnen und verlieren eine Rolle spielen oder in Gruppen, die im Prinzip nur eine Zwangsgemeinschaft darstellen, wie eine Schulklasse.
Sicherlich ist es jedoch kein Alleinstellungsmerkmal christlicher Gemeinden positive Kräfte von Menschen zu entfesseln.
Zitat:
Zitat von Klugschnacker
Die Unterscheidung zwischen dem Christentum und Deinen moderneren und toleranteren Anschauungen ist wichtig. Du gibst sonst einer Institution Deckung, die ganz andere Überzeugungen vertritt als Du selbst.
Das ist genau das, was ich oben gemeint habe. Ganz automatisch wird "das Christentum" mit der Institution Kirche gleichgesetzt. Vielleicht erfreut sich das Christentum aber nach wie vor recht großer Beliebtheit, weil die Änhänger die Regeln längst neu definiert haben und sich bei weitem nicht mehr um die alten Floskeln scheren.
Es ist auch weder etwas besonderes einer Kirche anzugehören, noch ist es ein persönlicher Makel.
Das wird im Judentum, Christentum und Islam aber wirklich anders gesehen: entweder gehört man zum Auserwählten Volk oder nicht - mit allen Folgen, welche aus diesem verheerenden Anspruch entstehen.
Hallo Rälph, zuerst schreibst Du, dass das Christentum dem entspricht, was die Leute tun; und dann schreibst, dass diese Tätigkeiten identisch sind mit denen der Ungläubigen, und dass man keinen Unterschied sehen kann.
Meine Schlussfolgerung daraus ist, dass das Christentum faktisch verschwunden ist und im Alltag nicht mehr stattfindet. Fürsorge, Barmherzigkeit und Gerechtigkeit sind längst durch staatliche Systeme organisiert. Medizin ist eine Sache der Ausbildung und nicht der Heiligkeit. Erklärungen für die Welt wurden von der Wissenschaft geliefert.
Nichts davon ist christlich; und wo es Gruppen gibt, die auf der Christlichkeit dieser Bereiche bestehen, hat man es mit religiös-verquasten Randgruppen zu tun (oder mit Angestellten der Amtskirchen).
Würdest Du dieser Beschreibung (dass das Christentum sich im Alltag praktisch aufgelöst hat) zustimmen?
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Du schreibst, dass die Christen die Regeln neu definiert hätten:
Zitat:
Vielleicht erfreut sich das Christentum aber nach wie vor recht großer Beliebtheit, weil die Änhänger die Regeln längst neu definiert haben und sich bei weitem nicht mehr um die alten Floskeln scheren.
Könntest Du die drei oder vier wichtigsten Regeln nennen und darlegen, warum sie christlich sind (also nicht der oben beschriebenen weltlichen Vernunft entspringen)?