Menschen, die gnadenlos jegliches Tun auf naturwisschenschaftliche Formeln runterbrechen, sind mir ebenso suspekt und ich empfinde sie genauso langweilig wie religiöse Eiferer.
Aber wer bricht denn alles auf eine Formel runter? Die Atheisten bzw. Humanisten jedenfalls nicht.
Es ist überhaupt nicht nötig, menschliche Empfindungen in Formeln zu gießen, um sie zu verstehen. Wenn einem Kind im Schwimmbad die leckere Eiskugel auf den Boden fällt, und das Kind daraufhin weint, als wäre ein riesiges Unglück geschehen, dann weiß jeder, was los ist. Niemand braucht eine Formel. Empathie reicht aus, also das Sich-Hineinversetzen in das Leid der anderen. Jemand, der erst eine Formel berechnen würde, um herauszufinden, was die angemessene Reaktion wäre, der ist vermutlich ein Psychopath. Das gleiche gilt für jemanden, der dazu erst den passenden Vers in der Bibel finden muss. Den meisten "Christen" ist daher sowohl die Bibel als auch der Papst egal. Sie wissen auch so, was richtig und angemessen ist. Wer dazu erst die Bibel braucht...
Was Atheisten und Humanisten verlangen, sind plausible Begründungen. Moses teilt uns mit, dass Homosexuelle umgebracht werden müssen, und deswegen wollen wir wissen, warum. Nur ein Psychopath würde sofort sagen: „Ok, dann bringen wir sie um, danke für die Info!“. Ein halbwegs vernünftiger Mensch würde eine Begründung verlangen, und diese Begründung darf auf Fehler untersucht und infrage gestellt werden. Das Gebot kann daher auch abgelehnt werden. Man könnte auch zu dem Ergebnis kommen, dass Moses ein Irrer war.
Wenn in der Wissenschaft eine Formel verwendet wird, dann ist sie das Endergebnis einer voraus gegangenen Begründung. Die Bibel ist hingegen eine Ansammlung von Formeln, aber ohne Begründung: Wer Sex außerhalb der Ehe hat, wird umgebracht, Punkt. Wer gegen seine Eltern zürnt, wird umgebracht, Punkt. Wer am Sabbat einen Kaffee kocht, wird umgebracht, Punkt.
Religionen verkünden selbstherrlich Formeln, ohne Begründung, ohne Herleitung, ohne die Möglichkeit der Prüfung oder des Zweifelns. Man kann also nicht behaupten, die Wissenschaft wäre starr und formelhaft, während die Religionen weich und menschlich wären. Nichts ist so starr, formelhaft und unbeweglich wie die Religion.
Ich überlege z.B., ob in Religionen Antworten auf uralte Fragen liegen können.
Und wie lautet das vorläufige Ergebnis dieser Überlegungen? Hast Du beim Studium der Bibel eine Antwort auf eine uralte Frage der Menschheit gefunden? Mich würde interessieren, wie eine solche Frage und ihre Antwort lauten könnte. Es muss nichts Persönliches sein; einfach irgendeine existenzielle Frage und die religiöse Antwort dazu.
Ich habe mich früher selbst intensiv um eine solche Antwort der Religionen auf existentielle Fragen bemüht. Damals hegte ich noch den Verdacht, dass zwar jede einzelne Religion falsch sei, ihnen allen aber ein gemeinsamer wahrer Kern innewohne. Und dass in diesem Kern irgend etwas Wertvolles liege. Danach habe ich aufrichtig gesucht.
Ich fand jedoch, dass die Religionen in kaum einem Punkt einen größerem Unfug verbreiten, als im Hinblick auf existenzielle Fragen. Woher kommen wir, wohin gegen wir, welche Aufgabe haben wir, wie ist unsere Stellung in der Natur, warum ist nicht Nichts, warum ist das Leid in der Welt, warum geschehen guten Menschen schlimme Dinge?
Falls Du eine Antwort auf solche Menschheitsfragen in der Religion gefunden hast, würde mich sehr interessieren, welche das ist.
Ich habe mich früher selbst intensiv um eine solche Antwort der Religionen auf existentielle Fragen bemüht. Damals hegte ich noch den Verdacht, dass zwar jede einzelne Religion falsch sei, ihnen allen aber ein gemeinsamer wahrer Kern innewohne. Und dass in diesem Kern irgend etwas Wertvolles liege. Danach habe ich aufrichtig gesucht.
Diesen gemeinsamen Kern nennt man unter Philosophen Philosophia perennis, die universelle Weisheit, die sich in jeder Religion anders ausdrückt.
Aber das wusstest du ja bereits ..., oder? Danke, daß ich das für dich ins Forum schreiben durfte.
Lesen wir dort nach: "Die These eines Fortbestehens desselben Gehalts über Zeiten, Paradigmen, Kulturen hinweg wird heute zumeist als hermeneutisch und historisch unhaltbar angesehen."
Du schreibst: "...die sich in jeder Religion anders ausdrückt." Das zeigt, dass die angeblich universelle Weisheit keineswegs universell ist.
Lesen wir dort nach: "Die These eines Fortbestehens desselben Gehalts über Zeiten, Paradigmen, Kulturen hinweg wird heute zumeist als hermeneutisch und historisch unhaltbar angesehen."
Du schreibst: "...die sich in jeder Religion anders ausdrückt." Das zeigt, dass die angeblich universelle Weisheit keineswegs universell ist.
Das ist richtig was du, Jörn, schreibst! Allerdings dann doch auch wieder falsch.
Aber das wusstest du ja bereits ..., oder? Danke, daß ich das für dich ins Forum schreiben durfte.
Wikipedia weiß dazu:
Der US-amerikanische Autor Ken Wilber hat „die sieben wichtigsten Übereinstimmungen der immerwährenden Philosophie aller Zeiten, der allermeisten Kulturen, spirituellen Lehren, Philosophen und Länder“, folgendermaßen zusammengefasst:
Der spirituelle GEIST (Gott, die höchste Wirklichkeit, die absolute Seinsheit, die Quelle, das Eine, Brahman, Dharmakaya, Kether, Tao, Allah, Shiva, Jahweh, Aton, Manitu…) existiert.
Er muss innen gesucht werden.
Die meisten von uns erkennen diesen GEIST nicht, weil sie in einer Welt der Sünde, Trennung und Dualität leben, in einem Zustand der Gefallenheit und Isolation.
Es gibt einen Ausweg aus Sünde und Illusion, einen Pfad zur Befreiung.
Wenn wir diesem Pfad bis ans Ende folgen, finden wir Wiedergeburt oder Erleuchtung, eine direkte Erfahrung des inneren GEISTES, eine letzte Befreiung.
Diese letzte Befreiung bedeutet das Ende von Sünde und Leiden.
Sie mündet in mitfühlendes und erbarmendes Handeln für alle Lebewesen.
Demnach lebe ich in einer Welt der Sünde, Trennung und Dualität, in einem Zustand der Gefallenheit und Isolation. Ist das der philosophisch-religiöse Konsens zwischen allen Religionen und Kulturen? Falls ja, schaut’s nicht gut für mich aus!
Der US-amerikanische Autor Ken Wilber hat „die sieben wichtigsten Übereinstimmungen der immerwährenden Philosophie aller Zeiten, der allermeisten Kulturen, spirituellen Lehren, Philosophen und Länder“, folgendermaßen zusammengefasst:
Der spirituelle GEIST (Gott, die höchste Wirklichkeit, die absolute Seinsheit, die Quelle, das Eine, Brahman, Dharmakaya, Kether, Tao, Allah, Shiva, Jahweh, Aton, Manitu…) existiert.
Er muss innen gesucht werden.
Die meisten von uns erkennen diesen GEIST nicht, weil sie in einer Welt der Sünde, Trennung und Dualität leben, in einem Zustand der Gefallenheit und Isolation.
Es gibt einen Ausweg aus Sünde und Illusion, einen Pfad zur Befreiung.
Wenn wir diesem Pfad bis ans Ende folgen, finden wir Wiedergeburt oder Erleuchtung, eine direkte Erfahrung des inneren GEISTES, eine letzte Befreiung.
Diese letzte Befreiung bedeutet das Ende von Sünde und Leiden.
Sie mündet in mitfühlendes und erbarmendes Handeln für alle Lebewesen.
Demnach lebe ich in einer Welt der Sünde, Trennung und Dualität, in einem Zustand der Gefallenheit und Isolation. Ist das der philosophisch-religiöse Konsens zwischen allen Religionen und Kulturen? Falls ja, schaut’s nicht gut für mich aus!
Jaja, schon gut. Ken Wilber ist Vertreter der 4.Kraft in der Psychologie, wenn man so möchte, der transpersonalen Psychologie. Humanismus ist die dritte Kraft, es gibt noch Kognitivismus und Behaviorismus.
Wilber ist einer der prominentesten Vertreter dieser neuen, und von Esoteriker(inn)en gefeierten Strömung. Auf ihn beziehe ich mich NICHT.
Im Übrigen aber hat Wilber auch das Buch "Meister, Gurus, Menschenfänger" verfasst. Dort verortet ist eine Skala, die den Wesenskern von religiösen Führern durchmisst (Anthony-Typology; mit oder ohne h weis ich jetzt nicht auswendig).
Man muss sich also keine Sorgen machen. Religiöse Spinner werden rechtzeitig mit den Instrumenten der modernen Wissenschaft erfasst.
P.S.: Arne, wie schon zweimal mindestens hier eingetippt und damit gesagt, falls du ein Ufo bauen möchtest, um den Planeten zu verlassen, so laß es mich wissen :-)