Es ging mir nur darum, dass du und auch Jörn die ganze Zeit darstellt, wie unhaltbar der Glaube in der aufgeklärten Zeit ist (z.B. Religionsunterricht in der Schule) und du dann so etwas Absurdes wie ein Kopftuch mit "Leben und leben lassen" wegwischt und verharmlost. Das machst du schon wieder, indem du die Debatte als Petitesse ansiehst.
Vielleicht wird es durch (fiktive) Beispiel klarer:
Nehmen wir an, ich argumentierte gegen das Tabakrauchen. Es sei schädlich und außerdem ein Unding, dass dafür Werbung gemacht werden dürfe. Doch selbst wenn ich etwas gegen das Rauchen insgesamt habe, habe ich nichts gegen den einzelnen Raucher. Ob er raucht oder nicht, respektiere ich als seine persönliche Entscheidung.
Ich habe etwas gegen harte Drogen und finde den Handel damit kriminell. Ich habe aber nichts gegen den einzelnen Drogensüchtigen.
Verkehrsstaus finde ich lästig und rauben mir mitunter den letzten Nerv. Ich kritisiere die Regierung für ihre Verkehrspolitik. Ich habe etwas gegen Staus, aber nichts gegen die Menschen, die im Stau stehen.
Ich wende mich allgemein gegen den Glauben, wo er überprüfbar unwahr ist und andere Menschen diskriminiert oder Zwietracht unter die Menschen bringt. Ich wende mich aber nicht gegen den einzelnen Gläubigen, sofern er die Rechte anderer respektiert. Es ist sein persönliches Recht, auch Unwahres für wahr zu halten. Ich halte es ebenfalls für sein Recht, diesen Glauben durch sichtbare Symbole wie ein Kreuz an einer Halskette, den Habit einer Nonne oder ein Kopftuch sichtbar zu machen. Es ist auch sein Recht, sich stundenlang vor einer Mauer zu verneigen oder auf Holzplanken zu knien.
Falls Du also demnächst eine Baghwan Holzkette um den Hals oder eine jüdische Kippa auf dem Kopf hast, werde ich Dein Recht dazu verteidigen. Gleichzeitig werde ich alle für Lügner halten, die Dir weismachen, sie hätten privilegiertes Wissen darüber, welche Götter den Himmel bevölkern und was diese von uns wollen.
An die Gegner eines Kopftuchverbotes für öffentliche Bedienstete: Wie hättet Ihr in den vergangenen 30 Jahren in der Türkei votiert? Für Erdogan, AKP und die MHP? Oder für die CHP (Kemalisten)?
Tja die Türkei ist ja auch gescheitert mit der säkularen Politik.
Man hat es komplett übertrieben und die Gläubigen nicht mitgenommen.
Jetzt schlägt das Pendel in die andere Richtung.
Was wir von der Türkei lernen können: Kopftücher verbieten und inrgendwann wieder im Gottestaat landen. So kann man es etwas plakativ ausgedrückt auch sehen.
Tja die Türkei ist ja auch gescheitert mit der säkularen Politik.
Man hat es komplett übertrieben und die Gläubigen nicht mitgenommen.
Jetzt schlägt das Pendel in die andere Richtung.
Was wir von der Türkei lernen können: Kopftücher verbieten und inrgendwann wieder im Gottestaat landen. So kann man es etwas plakativ ausgedrückt auch sehen.
Das heisst, Du hättest konkret in der Türkei auf Seiten der islam-konservativen AKP für die Aufhebung des Kopftuchverbotes bei öffentlich Bediensteten und (Hoch) SchülerInnen votiert, das in der Türkei seit mehr als 70 Jahren (Atatürk) dort praktiziert wurde. Die fortschrittlichen Menschen in der Türkei fühlen sich von Europa zu Recht im Stich gelassen und sehen darin auch einen Grund für das Erstarken der islam-konservativen und nationalistischen Parteien.
Ich finde das ein Vergleich Türkei - Deutschland im Bezug auf den Islam unzulässig ist. Eher wäre ein Vergleich Türkei - Islam mit dem Christentun in Deutschland angebracht.
Solange man von angestellten des öffentlichen Dienst und Beamten einerseits erwartet ihre persönlichen Ansichten im öffentlichen Dienst der Neutralität wegen zu verbergen, genauso muss man das öffentliche zur Schau stellen von religiös/politischen Symbolen egal welcher Art verbieten. Man stelle sich den Bereitschaftspolizisten vor, der eine Wahlveranstaltung der Linken schützen soll, der öffentlich einen Tattoo / Anstecker einer schwarzen Sonne oder Odal Rune oder ähnliches trägt. Oder eine Politik- oder Geschichtslehrerin mit Kopftuch. Ist hier noch ausreichende politische Neutralität gewahrt?
Die Trennung zwischen Politik und Religion ist beim Christentum, zumindest in der Form wie ich es hier erfahre, vollzogen. Die geistlichen Führer machen keine Politik und mahnen den Gläubigen eher an, ethische und moralische Grundsätze, die auf dem Glauben aufbauen, zu leben. In der Politik wird dies zur Kenntnis genommen, vielleicht in gewissen Maßen auch berücksichtig, aber es sind halt tatsächlich völlig getrennte Systeme.
Der Islam ist allerdings für viele Menschen, dieses Glaubens auch politisch. Gerade die Türkei nutzt die Religion in Deutschland durch ein (politisch finanziertes) Netzwerk an Moscheen und Kulturvereinen, zur Wahlwerbung und sogar Spionage. In dem hier zB nur Imame eingesetzt werden, die durch die türkische Führung legitimiert sind.
So finde ich, dass das Tragen eines Kreuzes lediglich als Zeichen des Glaubens zu sehen ist, aber das Kopftuch sehr wohl eine politische Aussage haben kann. Da politische Aussagen im öffentlichen Dienst nichts zu suchen haben, kann es nicht zulässig sein, ein Kopftuch im öffentlichen Dienst zu tragen.
Springerstiefel / Bomberjacke haben für sich ja auch keine politische Aussage, aber würde man sich nicht fragen, ob es das richtige Outfit für einen Geschichtslehrer ist, der den Schülern die NS Zeit näher bringen soll?
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Auf dem Weg vom “steifen Stück” zum geschmeidigen Leopard
Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland
Art 33
(2) Jeder Deutsche hat nach seiner Eignung, Befähigung und fachlichen Leistung gleichen Zugang zu jedem öffentlichen Amte.
(3) Der Genuß bürgerlicher und staatsbürgerlicher Rechte, die Zulassung zu öffentlichen Ämtern sowie die im öffentlichen Dienste erworbenen Rechte sind unabhängig von dem religiösen Bekenntnis. Niemandem darf aus seiner Zugehörigkeit oder Nichtzugehörigkeit zu einem Bekenntnisse oder einer Weltanschauung ein Nachteil erwachsen.
Wenn wir dieses Recht eines gläubigen Menschen respektieren wollen, und zwar so sehr, dass wir es ins Grundgesetz schreiben, – ist es dann nicht widersprüchlich und affig, ihm das Tragen eines Symbols dieses Glaubens zu verbieten?
Ich sehe keinen relevanten Unterschied zwischen einer gläubigen Muslima mit oder ohne Kopftuch. Entscheidend ist der Glaube, nicht das Kopftuch. Wenn der Glaube erlaubt ist, muss das Kopftuch ebenfalls erlaubt sein.
(Ich hätte aber nichts dagegen, wenn wir Menschen, die an die ewige Glückseligkeit im Paradies glauben, vom roten Knopf einer Atombombe fern hielten.)
Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland
Art 33
(2) Jeder Deutsche hat nach seiner Eignung, Befähigung und fachlichen Leistung gleichen Zugang zu jedem öffentlichen Amte.
(3) Der Genuß bürgerlicher und staatsbürgerlicher Rechte, die Zulassung zu öffentlichen Ämtern sowie die im öffentlichen Dienste erworbenen Rechte sind unabhängig von dem religiösen Bekenntnis. Niemandem darf aus seiner Zugehörigkeit oder Nichtzugehörigkeit zu einem Bekenntnisse oder einer Weltanschauung ein Nachteil erwachsen.
Wenn wir dieses Recht eines gläubigen Menschen respektieren wollen, und zwar so sehr, dass wir es ins Grundgesetz schreiben, – ist es dann nicht widersprüchlich und affig, ihm das Tragen eines Symbols dieses Glaubens zu verbieten?
Ich sehe keinen relevanten Unterschied zwischen einer gläubigen Muslima mit oder ohne Kopftuch. Entscheidend ist der Glaube, nicht das Kopftuch. Wenn der Glaube erlaubt ist, muss das Kopftuch ebenfalls erlaubt sein.
(Ich hätte aber nichts dagegen, wenn wir Menschen, die an die ewige Glückseligkeit im Paradies glauben, vom roten Knopf einer Atombombe fern hielten.)
Ich fürchte, Du wirst Verfassungsrichter werden müssen, um Deinen Standpunkt so durchzusetzen, wie es das Zitat von Dir nahelegt. Du weißt aber sicher ohnehin, dass die Sache etwas komplizierter ist. Das ist ja auch der Grund dafür, warum man darüber so herrlich streiten kann .
Ich zitiere sinngemäß vom allwissenden "wikipedia" (Hervorhebung von mir):
Die Pflicht des Staates zur religiösen Neutralität gilt allerdings nur für den Staat. So wäre die Einführung eines Kopftuchverbots für Schülerinnen verfassungswidrig, da diese sich gegenüber dem Staat auf ihre Religionsfreiheit berufen könnten. Im Gegensatz dazu müssen Lehrer als Vertreter des Staates dessen religiöse Neutralität beachten .... Personen, die sich verbeamten lassen, begeben sich freiwillig in die staatliche Sphäre und können daher nicht mehr dasselbe Maß an „Freiheit vom Staat“ geltend machen wie andere Bürger.
Wikipedia-Artikel: "Religionsfreiheit in Deutschland", Kapitel "Weltanschauliche Neutralität des Staates"
Das heisst, Du hättest konkret in der Türkei auf Seiten der islam-konservativen AKP für die Aufhebung des Kopftuchverbotes bei öffentlich Bediensteten und (Hoch) SchülerInnen votiert,
aus meinen Argumenten heraus.
Schuld am extermen Rückschlag des Pendesl sind die Kemalisten.
So schlau waren die letztlich halt auch nicht, haben z.b. das Kurdenproblem auch nicht gelöst.