Ich fürchte, einen Großteil Deiner in einer recht speziellen Fachsprache abgefassten Beiträge versteht auch kaum jemand - inklusive meiner Wenigkeit.
Entschuldigung, das tut mir leid. Ich versuch's mal salopp :-)
Jörn fragt, wenn ich das richtig verstanden habe, wie es sein kann, dass Gläubige den Regeln (= Normen) der kirchlichen Institutionen (= Führungskoalition) folgen. Und das vor allem dann, wenn die Regeln und was zu den Regeln geführt hat, aus wissenschaftlicher Sicht mindestens höchst problematisch, wenn nicht kompletter Murks ist.
Die Antwort darauf ist letztlich einfach: Weil sie (die Gläubigen = Systemelemente) davon überzeugt sind, dass das für sie "richtig" ist (= normative Wahrheit). Anderen Argumenten gegenüber stehen sie nicht offen gegenüber (= Systeme sind prinzipiell geschlossen), sie sortieren das irritiert aus und rückversichern sich bei Ihren Buddies, dass, was richtig war auch richtig bleibt (= System ist selbstreferentiell). Andere, z.B. Wissenschaftler schütteln, ob dieser Sturheit den Kopf und können nicht verstehen, wie man so einen Schmarrn für richtig halten kann. Das ist jetzt sehr vereinfachend und verkürzt.
Und das gibt es nicht nur bei Religionssystemen, das ist in allen Systemen so.
Ich schau grad nebenher Fußball, deshalb dieses Beispiel. Ein Fanclub der Löwen (1860 München) funktioniert im Grunde (= prinzipiell) genauso: Es gibt ausgesprochene und unausgesprochene Regeln (= Normen), die festlegen, was gut und richtig für den Löwenfan ist und daran wird sich gehalten. Wer sich nicht dran hält wird über eine klare Rückmeldung ("spinnst jetzt, der Schiri ist ein Arschloch!") wieder auf die Spur gebracht. Wo die regeln herkommen ist auch weitgehend uninteressant, so wissen z.B. die wenigsten Löwenfans noch, warum es eine Fangemeinschaft mit Bochum gibt, es gibt sie, also ist Bochum OK, der Rest sind Arschlöcher. Schon mal versucht mit einem Löwenfan darüber zu sprechen, dass ein anderer Club, z.B. der FC Bayern München gut Fußball spielt? Dann weißt Du was "operational geschlossen" heißt.
Jörn fragt, wenn ich das richtig verstanden habe, wie es sein kann, dass Gläubige den Regeln (= Normen) der kirchlichen Institutionen (= Führungskoalition) folgen. Und das vor allem dann, wenn die Regeln und was zu den Regeln geführt hat, aus wissenschaftlicher Sicht mindestens höchst problematisch, wenn nicht kompletter Murks ist.
Nein, das ist wohl ein Missverständnis. Was Du schreibst hat mit dem, was ich vertrete, nichts zu tun. Nichtmal annähernd.
1. Du setzt voraus, dass die Kriterien von Religion und Wissenschaft völlig unterschiedlich wären. Jedoch bleibst Du den Beweis dafür schuldig. ...
2. Warum sollte es unnütz sein, ein System mit den Kriterien eines anderen Systems zu messen? Deutschland und der IS haben unterschiedliche Rechtssysteme. ...
3. ...Für mich sieht es so aus, als bestünden die großen christlichen Kirchen darauf, im gleichen Rahmen zu wirken und verstanden zu werden.
1. Die voraussetzungsreichere Annahme ist, daß beide dasselbe Ziel verfolgen. Woher kommt die Unterscheidung: Religion -> Glaube, Wissenschaft -> Wissen?
„Gott ist der Schöpfer der Welt“ sieht für mich genausowenig wie eine wissenschaftliche Hypothese aus wie „Die Quadratwurzel aus -5 hat übermorgen drei Spiegel erfunden“. Wenn es eine sein sollte, müßten wir wissenschaftliche Kriterien aufstellen können, die sie uns als wahr erkennen ließen, oder zumindest solche, die ihre Falschheit zeigten. Aber: Wir wissen mit dem Satz kein konkret beobachtbares Phänomen zu verbinden; wie wir allmächtige Wesen identifizieren oder ihre Nichtexistenz nachweisen sollen, wissen wir nicht; Schöpfung kennen wir nur im Zusammenhang mit konkreten Einzeldingen, nicht bezogen auf die Welt als Ganze; die Welt als Ganze und ihr absoluter Anfang sind gar nicht Gegenstand der Wissenschaft, sondern nur wohlbestimmte wissenschaftlich erfassbare Aspekte innerhalb derselben (Raum, Zeit, Materie, usw.). Der Satz ist nicht eine zufällig falsche, wissenschaftliche Hypothese, sondern gar keine wissenschaftliche Hypothese.
2. Der Vergleich hinkt. Du hast hier zwei Rechtssysteme. (Übrigens ist hier wahrscheinlich das Mittel der Überzeugung militärische Gewalt, nicht die Wahrheit.)
3. Die Religion wirkt insofern auf diese Welt als sie Normen vorgibt, Handlungsweisen hervorruft sowie mit gewissen Gefühlen und Bedürfnissen zu tun hat. Was dazu nicht taugt, ist logisch gesprochen Ornament.
Könnte ich mich in einem Wahrheitssystem bewegen, in dem beide Systeme (Wissenschaft und Religion) als Untermenge enthalten sind?
Ich gebe hiermit bekannt, dass ich mich in einem solchen Wahrheitssystem befinde. Ich kann daher sowohl die Religion als auch die Wissenschaft verstehen und beurteilen.
Könnten wir es nicht bei dieser grandiosen Einsicht belassen? Denn, ganz ehrlich, ich werde mir das Recht nicht nehmen lassen, die Religionen zu bewerten oder als unwahr zu bezeichnen. Ich kann mir auch kein Argument vorstellen, welches mich davon abhält. Dass ich dabei auf Gegenpositionen stoßen werde, habe ich bereits einkalkuliert.
„Gott ist der Schöpfer der Welt“ ... Wir wissen mit dem Satz kein konkret beobachtbares Phänomen zu verbinden; wie wir allmächtige Wesen identifizieren oder ihre Nichtexistenz nachweisen sollen, wissen wir nicht; Schöpfung kennen wir nur im Zusammenhang mit konkreten Einzeldingen, nicht bezogen auf die Welt als Ganze; die Welt als Ganze und ihr absoluter Anfang sind gar nicht Gegenstand der Wissenschaft, sondern nur wohlbestimmte wissenschaftlich erfassbare Aspekte innerhalb derselben (Raum, Zeit, Materie, usw.). Der Satz ist nicht eine zufällig falsche, wissenschaftliche Hypothese, sondern gar keine wissenschaftliche Hypothese.
Was wird mit dem Satz „Gott ist der Schöpfer der Welt“ denn überhaupt ausgesagt, wenn wir, wie Du beschreibst, nicht wissen können, was die Begriffe Gott, Schöpfer und Welt bedeuten sollen? Ich könnte statt dieses Satzes ebensogut sagen "Kwarkel ist der Kotom des Tarft", oder nicht?
Ich bin der Ansicht, dass es in den Religionen zahlreiche Dinge gibt, die für uns überprüfbar sind, und zwar sowohl logisch als auch empirisch.
Deine Gedanken finde ich sehr interessant und anspruchsvoll, und ich verstehe langsam, worauf es Dir ankommt.
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Könnten wir es nicht bei dieser grandiosen Einsicht belassen? Denn, ganz ehrlich, ich werde mir das Recht nicht nehmen lassen, die Religionen zu bewerten oder als unwahr zu bezeichnen. ...
Bei überprüfbaren Dingen ist die Antwort einfach. Man kann glauben, die Erde sei eine Scheibe, und durch Nachsehen herausfinden, dass sie eine Kugel ist. Man weiß nun, dass sie eine Kugel ist, bis jemand das Gegenteil beweist.
Jetzt ein schwierigerer Fall: Kann es einen Uranklumpen geben, irgendwo im Weltall, der 10 Kilometer dick ist? Die Frage ist hypothetisch, denn wir können nicht das gesamte Universum absuchen. Antwort: Nein, denn nach den uns bekannten Naturgesetzen wird die kritische Masse bereits bei einem Durchmesser von 10 Zentimetern erreicht. Ein Uranklumpen, der 100.000 mal dicker ist, kann daher nicht existieren, da er vorher explodiert. Wir wissen das, bis jemand das Gegenteil beweist.
Schwierig wird es bei Dingen, die nicht existieren, und das ist der Clou bei Deiner Argumentation. Was kann man wissen über Dinge, die nicht existieren? Um das zu illustrieren führst Du eine Reihe nichtexistierender Dinge an und sagst ganz richtig, dass die Wissenschaft darüber nichts aussagen könne. Also bestünde kein Unterschied zum Glauben. Verstehe ich Dich soweit richtig?