Ich frage mich dann schon, wie Eure Diskussion im Kreise Eurer Familie aussehen mögen.
Ziemlich spannend. Vater: Atheist, Mutter: Buddhistin, große Tochter: radikal-Atheistin, mittlere Tochter: gemäßigt-evangelisch-gläubig, kleine Tochter: betet, dass morgen endlich mal wieder schönes Wetter wird :-)
...eine Diskussion die niemals konkret wird, läuft irgendwann ins Leere ...
Wenn die Diskussion konkret werden soll, müssen die verwendeten Begriffe geklärt werden.
Nehmen wir an, Jörn hält Religion für eine Erfindung von Dichtern und stößt auf das Papstzitat, so ergeben sich für ihn zwei logische Möglichkeiten:
1. Der Papst verwendet die Begriffe Wahrheit, Dichtung, usw. genauso wie Jörn und liegt mit seiner Behauptung falsch.
2. Der Papst verwendet die Begriffe anders. Sofern sich Jörn in diesem Fall auf die Begrifflichkeit nicht einläßt, indem er sich z. B. um eine Übersetzung in seine eigene Begrifflichkeit bemüht, kann die Behauptung des Papstes für ihn weder wahr noch falsch sein. Sie muß ihm dann sinnlos sein.
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Zu leicht macht es sich, wer die zweite Möglichkeit ohne weitere Gründe ausschließt. Meiner Meinung nach kann ein Grund dafür die zweite Möglichkeit auszuschließen nur ein normativer sein, und nicht einer aus Erkenntnis.
Der Wahrheitsbegriff und seine Definitionen sind völlig irrelevant. Nehmen wir an, es gäbe eine Wahrheitsdefinition, mit der ich redlich behaupten könnte, ich hätte im Jahr 2016 den IM auf Hawaii gewonnen (etwa im Traum), dann mag das es diese Definition geben. Aber kein Mensch würde sich darüber mit mir streiten, weil es nicht relevant ist.
Es ist völlig egal, ob die Behauptung des Klerus in einer seltsamen Parallel-Wahrheit irgendwie "wahr" sein könnte. Niemand will das wissen. Sondern es geht um die konkrete Wahrheit, die alle vernünftigen Leute gleichermaßen sehen und prüfen können. Nur das steht zur Debatte.
Wenn in dieser normalen Wahrheit die Erde nicht von Gott geschaffen wurde, dann haben die Atheisten diese Debatte gewonnen.
Wenn sich herausstellt, dass Sterne nicht wie kleine Flocken auf die Erde herabfallen können (wie die Bibel behauptet), und wenn die Atheisten daraufhin sagen, dass die Bibel fehlerhaft ist, dann haben die Atheisten diese Debatte gewonnen.
Wenn die Historiker nachweisen, dass Jericho bereits eine Ruine war, als Gott die Stadt angeblich zerstört hat, sodass diese Bibelgeschichte falsch sein muss, dann haben die Historiker diese Debatte gewonnen.
Die Philosophen im Thread bemängeln dauernd, dass (hier schon wieder!) verschiedene "Wahrheits-Ebenen" verglichen würden. Aber stattdessen sollten die Philosophen zur Kenntnis nehmen, dass nur die allgemein sichtbare und prüfbare Wahrheit überhaupt zur Debatte steht.
... Aber stattdessen sollten die Philosophen zur Kenntnis nehmen, dass nur die allgemein sichtbare und prüfbare Wahrheit überhaupt zur Debatte steht.
Sagte sich ja: eine normative Entscheidung.
Auf der Ebene finde ich die Diskussion aber nicht spannend genug, da hier wohl kaum jemandem etwas grundsätzlich Neues erzählt wird, und überlasse das Feld anderen.
Es gibt nicht den geringsten Hinweis darauf, dass Papst Pius IX die Begriffe anders verwendet als jeder andere Mensch. Seine Äußerungen sind klar und rational. Die von ihm herausgebrachten Schriften haben den Charakter von Gesetzestexten, absolut eindeutig. Unwägbarkeiten werden angesprochen und ausgeräumt. Begriffe sind klar definiert.
Sorry, aber an Pius IX wirst Du Dir die Zähne ausbeißen.
Wenn in dieser normalen Wahrheit die Erde nicht von Gott geschaffen wurde, dann haben die Atheisten diese Debatte gewonnen.
Rein aus Interesse: Wurde dieser Beweis schon geführt oder wurde nicht vielmehr bislang nur darüber diskutiert, welche Beweismittel zugelassen sind. Reicht es als Beweis aus, dass ein Buch, in dem diese Schöpfungsversion des Universums zu Papier gebracht wurde, sich als ganz oder teilweise unwahr herausstellt?
Die Eltern und die allgemeine Kultur spielen vermutlich die größte Rolle. Die meisten Gläubigen übernehmen die Religion der Eltern, und zwar weltweit. Diesen Umstand kann nicht einfach vom Tisch wischen.
Es ist auch mangelnde wissenschaftliche Bildung und/oder mangelndes Interesse an der Wahrheit; vor allem, wenn der Aberglaube gewisse Annehmlichkeiten bietet.
Eine sehr große Rolle spielt meiner Meinung nach die Scharlatanerie. Das ist nach meiner Beobachtung eine viel bessere Erklärung als die Theologie.
Gilt das eigentlich für alle Religionen oder redest du nur über Christen? Du + Klugschnacker, ihr arbeitet euch ja gerade hauptsächlich an den Christen und den Päbsten ab. Wie sieht das mit den anderen Weltreligionen aus, wo es kein Pabst gibt?
Gilt das eigentlich für alle Religionen oder redest du nur über Christen? Du + Klugschnacker, ihr arbeitet euch ja gerade hauptsächlich an den Christen und den Päbsten ab. Wie sieht das mit den anderen Weltreligionen aus, wo es kein Pabst gibt?